Gastro-Branche rechnet mit "Kosten-Tsunami"
Corona-Pandemie und Energiekrise: Viele Gastro-Betriebe im Saarland bangen mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen um ihre Existenz. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Saar hat bei seinem Landesverbandstag die Hilfen Bundesregierung als zu langsam kritisiert.
Die massiv gestiegenen Preise für Gas, Strom, Heizöl und Sprit machen den Hotels und Gaststätten im Saarland gleich doppelt zu schaffen – zum einen, weil sie sie selbst zahlen müssen, zum anderen weil die Kunden weniger Geld für Urlaub und Restaurantbesuche haben. Das wurde auch am Montag beim Landesverbandstag des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Saarland im Veranstaltungszentrum „Saarrondo“ am Saarbrücker Hauptbahnhof deutlich.
Kosten „völlig aus dem Ruder gelaufen“
„Es ist eine unkalkulierbare Gemengelage entstanden, die mit fatalen Auswirkungen droht“, teilte der Dehoga mit. Zu den Energiekosten und den Pandemie-Folgen komme noch die Angst vor Versorgungslücken und Preissteigerungen bei Lebensmitteln, Getränken und Logistik, außerdem ein in diesem Umfang nie dagewesener Fachkräftemangel.
„Die völlig aus dem Ruder laufenden Kosten und sinkenden Umsätze führen erneut zu starken Zukunftsängsten“, sagte der Präsident des Dehoga Saarland, Michael Buchna. „Die geballte Wucht dieser mehrgliedrigen Herausforderungen rollt ungebremst wie ein Tsunami auf die Branche zu. Im Vergleich dazu war die monokausale Corona-Krise nur Pipifax.“
Zwei Drittel bangen um Existenz
Laut einer bundesweiten Dehoga-Umfrage bangen rund 66 Prozent der Betriebe aufgrund der hohen Energiepreise um ihre Existenz. Die Preise steigen nach Angaben der Befragten ab Oktober um durchschnittlich 57 Prozent, ab Januar kommenden Jahres um 98 Prozent. Teilweise hätten sich die Kosten sogar verzehnfacht.
Die Gaspreisbremse ist für Buchna ein Schritt in die richtige Richtung. „Aber ob dies für die die Unternehmen ausreichend ist, darf bezweifelt werden, zumal die Gas- und Wärmepreisbremse in vollem Umfang erst ab März und April 2023 wirken soll.“
Betriebe können Kosten nicht ausgleichen
79,9 Prozent der vom Dehoga befragten Betriebe sehen die steigenden Lebensmittelpreise als eine der größten Herausforderungen für die Branche, 65,2 Prozent die steigenden Personalkosten. Das lasse sich, so der Dehoga, „noch nicht einmal im Ansatz durch höhere Preise ausgleichen“ – zumal auch die Gäste weniger Geld in der Tasche haben.
Bundesregierung handelt zu langsam
69,1 Prozent der Hoteliers und Gastronomen stellen bereits einen Rückgang der Gästezahlen fest, auch bei Firmen-Veranstaltungen und Dienstreisen. Die Reservierungslage für Oktober und November sehen 59,6 Prozent als schlecht an.
Kritik übt der Dehoga auch am von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigten „Doppel-Wumms“. Der impliziere ein konkretes, schnelles und konsequentes Handeln. Davon sei man aber noch weit entfernt.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Nachmittag vom 17.10.2022 berichtet.