Gebeutelter Saar-Wirtschaft steht weiteres hartes Jahr bevor
Trotz des Kriegs in der Ukraine rechnet die Industrie- und Handelskammer für das laufende Jahr mit einem leichten Wachstum der Saar-Wirtschaft. Für 2023 ist das allerdings kaum in Sicht. Angesichts der unsicheren Weltkonjunktur geht die Kammer bestenfalls von einem Nullwachstum aus.
Eigentlich hatten sich die Prognosen für das Jahr 2022 so gut gelesen: Die IHK rechnete mit einem Aufholjahr für die Saar-Wirtschaft, hieß es im Dezember 2021. Doch der Krieg in der Ukraine änderte vieles. Nicht nur die deutlich gestiegenen Energiepreise und die nach wie gestörten Lieferketten hätten das Wachstum deutlich ausgebremst, heißt es bei der Industrie- und Handelskammer (IHK).
Industrie zeigte sich robust – Stahlindustrie verbessert Umsatz deutlich
Dennoch habe sich die Saar-Wirtschaft insbesondere in den ersten zehn Monaten des Jahres robust entwickeln können, so IHK-Hauptgeschäftsführer Thome. „Gerade in den industriellen Kernbrachen, der Stahlindustrie, dem Maschinen- und dem Fahrzeugbau hat es eine gute Nachfrage gegeben“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Frank Thomé.
So konnten alle drei Branchen Umsatzsteigerungen verzeichnen. Vor allem bei der saarländischen Stahlindustrie lagen die Erlöse deutlich über dem Vorjahr. Nach Zahlen der IHK verzeichnete die Unternehmen zwischen Januar und Oktober ein Umsatzplus von fast 40 Prozent.
Auch im Fahrzeugbau konnten die Umsätze um über sieben Prozent zulegen. Allerdings befindet sich das Produktionsvolumen auch aufgrund von Lieferengpässen nach wie vor auf niedrigem Niveau – rund ein Drittel unter dem Vor-Corona-Niveau.
Insgesamt sind die Umsätze im Verarbeitenden Gewerbe um rund 17 Prozent gestiegen. Und so geht die IHK von einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes von zwei Prozent für das Jahr 2022 aus. Allerdings handele es sich größtenteils um Preisniveaueffekte, denen erhebliche Kostensteigerungen gegenüberstehen, heißt es bei der IHK.
Wieder starker Export – Handelsbilanzdefizit bleibt
Während der Inlandsumsatz in den ersten zehn Monaten um fast 18 Prozent zulegte, und damit etwas unter der Bundesentwicklung liegt, stieg der Auslandsumsatz um etwa 16,5 Prozent. Er liegt rund einen Prozentpunkt über dem Bundesschnitt.
„Wir hatten wirklich gute Exporte in diesem Jahr. Das hat besonders die Nachfrage aus Amerika gezeigt“, soThomé. Hier stieg das Exportvolumen um fast 19 Prozent. Damit liegen die USA mittlerweile im Ranking der wichtigsten Exportmärkte auf Platz Zwei hinter Frankreich (Exportvolumen 2,3 Milliarden Euro).
Dennoch verzeichnet das Saarland laut IHK weiterhin ein Handelsbilanzdefizit; es werden mehr Waren importiert als ausgeführt.
2023: Kaum Wachstum in Sicht
Vom privaten Konsum gab es angesichts der Rekordinflation in diesem Jahr auch keine Wachstumsimpulse. „Wir sehen derzeit eine hohe Sparneigung“. Sorgen macht IHK-Hauptgeschäftsführer Thomé auch die Tatsache, dass die Unternehmen aktuell Investitionen zurückstellen würden.
Viele Unternehmen seien auch nach den Corona-Jahren finanziell angeschlagen und hätten ihre Rücklagen aufgebraucht. „Insbesondere bei ein Innovationsinvestitionen zeigen sich nur sehr begrenzt Spielräume“, so Thomé. Auch hier seien keine Wachstumsimpulse für das Jahr 2023 zu erwarten.
Vor allem die unsichere und schwache Weltkonjunktur könnte in den kommenden Monaten dafür sorgen, dass die Wirtschaftsleistung im Saarland bestenfalls ein Nullwachstum erreicht. „Vorausgesetzt, dass sich der Ukraine-Krieg nicht weiter verschärft, die Spannungen im asiatisch-pazifischen Raum nicht eskalieren und es nicht zu einer Gas-Mangellage kommt“, fügt Thomé hinzu.
Kaum Aufholchancen – Saar-Wirtschaft hinkt hinterher
Zudem habe der Export 2023 kaum Chancen, Wachstumstreiber der Saar-Wirtschaft zu werden. So wird sich im kommenden Jahr das Wachstum der Weltwirtschaft verlangsamen. Dies hat in der Regel deutliche Folgen für die Saar-Wirtschaft. Dämpfende Effekte sieht die IHK etwa durch das schwache Wachstum in China, die Rezession in Großbritannien und eine Stagnation in der Eurozone und in China.
Positive Effekte erhofft man sich hingegen von dem angekündigten Anstieg der öffentlichen Investitionen. Gerade im Saarland setze man auch auf eine Standort-Aufwertung, heißt es bei der IHK. So könnten öffentliche Gelder auch private Investitionen nach sich ziehen.
Was allerdings auch im kommenden Jahr bleiben wird: Das Saarland ist in seiner wirtschaftlichen Entwicklung längst vom Bundesgebiet abgehängt, daran wird sich wohl so schnell auch nichts ändern. Denn anders als im Bund liegt die Wirtschaftsleistung im Saarland 2022 weiterhin unter dem Niveau vor der Finanzkrise 2008/09.