Passanten gehen durch die Innenstadt (Foto: picture alliance/dpa | Sina Schuldt)

Bevölkerung im Saarland wird wohl weiter sinken

Katja Hackmann / Thomas Braun   03.12.2022 | 08:29 Uhr

Auch bei anhaltend starker Zuwanderung wird die Bevölkerung im Saarland - anders als im Bundestrend - voraussichtlich weiter sinken. Bundesweit könnte die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2070 hingegen auf 90 Millionen anwachsen.

Die Bevölkerung im Saarland wird älter - und von Jahr zu Jahr weniger. Das geht aus der 15. koordinierten Bevölkerungsberechnung hervor, die das Statistische Bundesamt am Freitag veröffentlicht hat.

Demnach wird insbesondere in den nächsten Jahren die Zahl der Menschen in Deutschland über 67 Jahren massiv steigen wird. Dieser Bundestrend ist auch im Saarland zu erwarten.

Bevölkerung im Saarland wird deutlich älter

Die Statistiker gehen davon aus, dass in 15 Jahren zwischen 254.000 und 261.000 Menschen über 67 Jahren im Saarland leben - je nachdem, ob die durchschnittliche Lebenserwartung nur leicht oder stark zunimmt. Das bedeutet einen Anstieg der Bevölkerungsgruppe im Rentenalter um 18 bis 20 Prozent. Nach diesem ersten Hoch werden die Zahlen wieder sinken, aber dennoch deutlich über dem heutigen Niveau bleiben.

Dieser Trend ist nicht nur im Saarland, sondern auch im gesamten Bundesgebiet zu erwarten: „Diese Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur sind im Wesentlichen schon im heutigen Altersaufbau angelegt. Wir müssen mit diesem Alterungsprozess und den damit verbundenen Herausforderungen für die Gesellschaft umgehen“, sagte Karsten Lummer, Leiter der Abteilung „Bevölkerung“, am Freitag in Berlin.

Zahl der Erwerbstätigen wird weiter sinken

Die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter im Saarland wird hingegen weiter sinken – je nach Zuwanderung mal mehr oder weniger stark. Das hat zur Folge, dass das Verhältnis zwischen Rentnern, bzw. Jugendlichen und Menschen im Berufsleben immer weiter aus dem Gleichgewicht gerät. Auf eine erwerbstätige Person im Saarland zwischen 20 und 67 Jahren kommen aktuell bereits 35,5 Menschen über 67 Jahren. Der westdeutsche Schnitt liegt bei 30,8 Personen.

Dieser sogenannte Altenquotient kann bis 2035 auf über 50 ansteigen und sich dann auf diesem Niveau einpendeln. Nur in Szenarien mit starker Zuwanderung bleibt dieser Altenquotient unter 50.

Bevölkerungsverlust im Saarland erwartet

Das Statistische Bundesamt erwartet für Deutschland bei dauerhafter Zuwanderung auf dem Niveau des vergangenen Jahrzehnts ein Bevölkerungswachstum von bis zu zehn Prozent auf 90 Millionen Einwohner. Von diesem Bundestrend profitiert das Saarland voraussichtlich nicht.

Die Bevölkerungsvorausberechnung für das Saarland geht bei stark steigender Lebenserwartung, eher geringer Zuwanderung und Geburtenrate von einer Bevölkerungsanzahl von 766.000 im Jahr 2070 aus. Das wären fast ein Viertel weniger Einwohner im Saarland. Im besten Szenario, also einer hohen Zuwanderung, steigender Geburtenzahl sowie einer leicht steigenden Lebenserwartung wird die Bevölkerung bis 2070 immer noch auf 930.000 sinken – ein Verlust von etwa fünf Prozent der Bevölkerung.  

„Grund dafür ist eine vergleichsweise niedrige Geburtenrate und Lebenserwartung im Saarland. Zusätzlich verliert das Saarland immer noch beim Thema Zuwanderung im Bundesvergleich“, erklärt das Statistische Bundesamt diesen gegenläufigen Trend im Vergleich zu den bundesweiten Zahlen.

Geburtendefizit von 6000 Menschen im Saarland

Schon heute belegen Zahlen diesen Trend: Im Saarland sind im vergangenen Jahr rund 14.000 Menschen gestorben, aber nur etwa 8000 Kinder neu geboren. Daraus ergibt sich ein Geburtendefizit von 6000 Menschen. In den kommenden Jahren wird dieses Geburtendefizit im Saarland voraussichtlich auf 7000 Personen jährlich anwachsen.

Dieses Geburtendefizit ist zwar laut Statistischem Bundesamt wegen des demografischen Wandels in jedem Bundesland zu beobachten, kann aber teilweise durch Zuwanderung wieder ausgeglichen werden.

Auch im Saarland gibt es einzelne Jahre, in denen dies der Fall ist - insbesondere bei starken Flüchtlingsbewegungen. Alleine in diesem Jahr haben schon mehr als 14.000 Menschen Zuflucht im Saarland gesucht. Jahre mit solch extrem hoher Zuwanderung sind allerdings eher die Ausnahme.

Saarland wirtschaftlich nicht attraktiv genug

Ein wichtiger Anreiz für Zuwanderung ist die Wirtschaftslage einer Region: „Wenn die wirtschaftliche Situation gut ist, ziehen Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit an einen Ort. Im Saarland ist die Situation immer noch folgende, dass Menschen eher wegziehen, um woanders zu arbeiten“, so das Statistische Bundesamt auf SR-Anfrage.

Zuwanderung wird Geburtendefizit nicht ausgleichen können

Selbst wenn sich die Zuwanderung auf einem hohen Niveau einpendelt, gehen die Statistiker derzeit von nicht mehr 4000 bis 5000 Menschen aus, die jährlich neu ins Saarland ziehen. Unter dem Strich bleibt also ein Bevölkerungsverlust.

Viele äußere Faktoren beeinflussen die Zuwanderungszahlen. Krisen wie der Ukrainekrieg können statistisch nicht vorhergesehen werden, sagt das Statistische Bundesamt: "man kann aber davon ausgehen, dass auch in Zukunft mit weiteren Krisen zu rechnen ist und damit auch mit Menschen, die in Deutschland Schutz suchen."


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