Die Fordwerke in Saarlouis. Firmenschild Werk Saarlouis (Foto: Sebastian Knöbber/SR)

Ford-Belegschaft hofft auf Antworten vor den Werksferien

Yvonne Schleinhege   14.12.2022 | 08:10 Uhr

Knapp ein halbes Jahr nachdem Ford das Ende der Autoproduktion in Saarlouis verkündet hat, steht in Saarlouis die letzte Betriebsversammlung des Jahres an. Bei den Beschäftigten dürfte die Hoffnung groß sein, dass sie erfahren, wie es im Werk weiter gehen könnte.

Der 22. Juni war der Tag der Entscheidung, der alles in Saarlouis verändert, außer die Ungewissheit der Beschäftigten, die bis heute besteht. Nach wie vor ist offen, wie es mit dem Werk und den 4500 Ford-Mitarbeitern weitergeht. Im Vorfeld der Betriebsversammlung heute hält sich auch der Betriebsrat bedeckt.

Planungen für das kommende Jahr

Nur so viel von Betriebsratschef Markus Thal: Man wolle wissen, wie es mit dem Werk weitergehe, und was die Planungen für das kommende Jahr sind. Natürlich dürften die Hoffnungen der Beschäftigten groß sein, dass das Ford-Management heute möglichst konkret wird. Schließlich hatte Ford-Deutschland-Chef Martin Sander in einem Schreiben an die Beschäftigten Ende Juli, das dem SR vorliegt, ein klares Ziel formuliert:

"Bis zum Jahresende 2022 wollen wir dann einen ersten konkreten Plan für die Zukunft des Werkes entwickeln." Darauf aufbauend wolle man dann, so heißt es in dem Schreiben, bis zum Ende des ersten Quartals 2023 das Zukunftskonzept mit ersten potenziellen Investoren, Betriebsrat und Landesregierung vereinbaren. Das Jahr 2022 neigt sich nun dem Ende. Ob Ford heute tatsächlich einen konkreten Plan vorlegen kann, ist offen.

Ford: Investorensuche kein schnelles Verfahren

Auf SR-Anfrage lehnte das Ford-Management erneut ein Interview am Rande der Betriebsversammlung ab. Bereits seit über einem Jahr, seit Bekanntwerden des Bieterduelles zwischen Saarlouis und dem Werk im spanischen Valencia, hat keiner der Ford-Verantwortlichen mehr ein Interview zum Standort gegeben.

Nur so viel teilte Ford dem SR im Vorfeld der Betriebsversammlung schriftlich mit: "Zusammen mit der Landesregierung suchen wir aktuell nach Investoren für eine Zukunft des Werkes. In der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Lage ist eine solche Suche allerdings kein einfaches und schnelles Verfahren."

Nach schnellen Entscheidungen und klaren Antworten heute klingt das zumindest nicht. Bisher hat Ford nur angekündigt, in Saarlouis rund 500 bis 700 Jobs halten zu wollen

Landesregierung: Kaufvertrag soll erst um 1.Quartal unterzeichnet werden

Auch die Landesregierung hatte den Beschäftigten im Sommer Hoffnung gemacht, dass man bis zum Jahresende ein Konzept für die Zukunft des Werkes vorlegen könne. Seit September suchen die Landesregierung und das Ford-Management gemeinsam nach möglichen Investoren. Damals hatte man sich auf Eckpunkte der Zusammenarbeit verständigt. Bis zum Jahresende, so die Ankündigung im Sommer, sollte eine detaillierte Kooperationsvereinbarung unterschrieben werden. 

Auch die Details zum Grundstückskauf durch die Landesregierung sollten bis zum Jahreswechsel stehen. Dazu heißt es aus dem Wirtschaftsministerium auf SR-Anfange, dass man in der Finalisierung des Kaufvertrages sei. Aktuell gehe man davon aus, dass die Verträge im ersten Quartal unterzeichnet werden können.

Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) wird sich am Freitag noch einmal im Wirtschaftsausschuss des Landtages zur aktuellen Situation bei Ford äußern. Aktuell stehe man in intensiven Verhandlungen mit 15 Investoren, so der Minister. Dabei konzentriere man sich auf drei Stränge: die klassische Automobilproduktion, modulare Produktion sowie Energie- und Kreislaufwirtschaft.

Große Fluktuation im Zulieferer-Park

Die große Unsicherheit, was die Zukunft des Ford-Werkes betrifft, sorgt nach Auskunft der IG Metall Völklingen auch im Zulieferer-Park für viel Verunsicherung. Etwa 1500 Beschäftigte haben die Unternehmen, die sich neben dem Ford-Werk angesiedelt haben und fast ausschließlich den Autobauer beliefern.

Von einer regelrechten Flucht der Beschäftigten möge er zwar noch nicht sprechen, so Ralf Cavelius, aber es würden viele Mitarbeiter ihre Betriebe verlassen oder sich nach anderen Jobs umschauen.

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Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 14.12.2022 berichtet.


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