Eine Zuganzeige im Bahnhof informiert über den eingestellten Zugverkehr wegen eines Warnstreiks (Foto: picture alliance/dpa | Jens Büttner)

50-stündiger Bahnstreik angekündigt

  12.05.2023 | 11:47 Uhr

Zwei Tage lang will die Gewerkschaft EVG den Bahnbetrieb in Deutschland ab Sonntagabend komplett lahmlegen - signalisierte aber gleichzeitig Verhandlungsbereitschaft. Der Bahnstreik hätte voraussichtlich auch massive Auswirkungen im Saarland.

Der Streit im Tarifkonflikt der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG mit der Deutschen Bahn und anderen Verkehrsbetrieben spitzt sich weiter zu. Ab Sonntagabend 22.00 Uhr sind alle Gewerkschaftsmitglieder bis zum darauffolgenden Dienstagabend um Mitternacht zum Streik aufgerufen.

Fernverkehr eingestellt, kaum Züge im Regionalverkehr

Nach Angaben der Bahn betrifft der Streikaufruf sämtliche Bereiche des Unternehmens. Der Fernverkehr wird komplett eingestellt, auch im Regionalverkehr werde größtenteils kein Zug fahren.

Auch die Vlexx-Züge im Saarland werden wohl stillstehen, teilte das Unternehmen mit. Durch den Streik stehe die Schieneninfrastruktur voraussichtlich nicht zur Verfügung. Noch könne aber nicht genau gesagt werden, ob und wann einzelne Strecken befahren werden könnten - auch ein Schienenersatzverkehr könne nicht gewährleistet werden.

Saarbahn fährt nur zwischen Römerkastell und Landsweiler Nord

Die Saarbahn ist ebenfalls von dem Streik betroffen. Wie Vlexx kann auch die Saarbahn die Streckenteile der Deutschen Bahn nicht nutzen. Daher verkehrt die Saarbahn im Streikzeitraum nur zwischen Römerkastell und Landsweiler-Nord. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen könne wegen des hohen Personalbedarfs nicht eingerichtet werden, teilte die Saarbahn am Freitag mit.

Gekaufte Tickets vorher nutzen oder stornieren

Bereits gekaufte Fernreise-Tickets der Bahn für den Streikzeitraum können ab sofort bis zum 14. Mai flexibel genutzt werden, teilte die Bahn mit. Eine Nutzung nach dem Streikende sei nicht möglich, da dann eine der reisestärksten Zeiten des Jahres beginnt. Die Fahrkarte könnte im Rahmen der Fahrgastrechte aber kostenlos storniert werden.

Störung von Lieferketten erwartet

Da auch der Cargo-Verkehr bestreikt wird, rechnet die Bahn mit Störungen in Lieferketten und einem erheblichen Rückstau im europäischen Güterverkehrsnetz.

Ein 50-stündiger Warnstreik sei "sehr ärgerlich für die Fahrgäste", sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay in Köln. "Aber wir müssen in dieser Länge streiken, weil wir dann einfach auch stärkere wirtschaftliche Auswirkungen haben und dadurch den Druck erhöhen können."

Tarifparteien liegen noch weit auseinander

Die EVG-Forderung und das DB-Angebot liegen derzeit noch weit auseinander. Die EVG will für die Beschäftigten mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen. Die Deutsche Bahn hat zuletzt einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro angeboten, der über mehrere Monate verteilt ausgezahlt werden soll.

Ab März des kommenden Jahres könnte dann ein stufenweises Lohnplus von insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie acht Prozent für die oberen Lohngruppen folgen. Die vorgeschlagene Laufzeit liegt bei 27 Monaten - und damit mehr als doppelt so hoch wie von der EVG gefordert.

Besonders vehement wurde zuletzt über den Mindestlohn gestritten, den bei der DB etwa 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur über Zulagen erhalten. Ein von der Bahn vorgelegtes Angebot zu dieser Frage bewertete die EVG als inakzeptabel.

Gibt es noch kurzfristige Verhandlungen?

DB-Personalvorstand Seiler machte am Donnerstag mehrfach deutlich, dass er verhandlungsbereit sei - auch am Wochenende. Die EVG wolle aber offensichtlich nicht verhandeln und denke nur von Streik zu Streik. Der EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch hingegen betonte, dass ein Streik kein Selbstzweck sei. "Wer seine Angebote so nachbessert, dass ein zielführendes Verhandeln möglich ist, wird nicht bestreikt." Das gelte auch für die Deutsche Bahn.

Die Gewerkschaft verhandelt parallel mit 50 Bahnunternehmen für gut 230.000 Beschäftigte, die Forderungen sind dabei im Kern immer gleich. Nicht alle dieser 50 Unternehmen werden dieses Mal direkt bestreikt, bei einigen laufen die Verhandlungen aus EVG-Sicht bisher besser als bei anderen. Der Fahrbetrieb dürfte aber bei allen zum Erliegen kommen.

Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 11.05.2023.


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