Weiterer Anstieg der Armut befürchtet
Trotz Bürgergeld, Einmalzahlungen in der Krise und Wintercafés: Die saarländische Armutskonferenz befürchtet angesichts der starken Preisanstiege, dass auch die Armut im Saarland weiter zunimmt. Bestehende Hilfsangebote wie die Tafeln seien teils überlastet. Und auch um ihre Wohnung sorgten sich immer mehr Menschen.
Seit Jahren wächst die Armut in Deutschland, das zeigen aktuelle Zahlen der Hans-Böckler Stiftung: Schon vor der derzeitigen Krise war die Quote der sehr armen Menschen von 2010 bis 2019 um 40 Prozent gestiegen.
Hinzu kommen nun explodierende Energiekosten und eine Inflation auf Rekordhöhe. Von der Butter bis zum Brot – alles ist teurer geworden. Und das bedeutet: Für die, die sowieso schon wenig haben, ist es noch enger geworden.
Vor allem Lebensmittel sind deutlich teurer geworden
Das betont auch Michael Leinenbach, der Vorsitzende der Saarländischen Armutskonferenz, im SR-Interview. Gerade bei Lebensmitteln sei der Preisanstieg noch höher als bei der allgemeinen Inflation. Und manche staatliche Hilfe in den vergangenen Monaten, wie etwa der Tankrabatt, habe den von Armut Betroffenen nicht unbedingt geholfen. Sie seien da gar nicht die Zielgruppe gewesen.
"Wir befürchten, dass die Armut weiter steigt, weil immer mehr Personengruppen betroffen sind und natürlich auch die bisher Betroffenen über immer weniger Geld verfügen werden", sagt Leinenbach.
Leinenbach: Bürgergeld reicht nicht
Auch das ab Januar geltende Bürgergeld reiche nicht aus. "Wenn sie sehen, was die Wohlfahrtsverbände teilweise berechnet haben, dann fehlen 300 bis 400 Euro, um überhaupt einen Ausgleich hinzubekommen", sagt Leinenbach mit Blick auf die stark gestiegenen Preise. "Die 50 Euro, die noch mehr kommen sollen, reichen dort natürlich nicht aus."
Aktuelle Hilfsangebote teils ausgelastet
Als nicht ausreichend empfindet Leinenbach auch die derzeit schon existierenden Hilfsangebote wie die Tafeln oder die jetzt von der Landesregierung und den Wohlfahrtsverbänden eingerichteten Wintercafés.
"Wir müssen sehen, dass die Tafeln teilweise schon keine neuen Menschen mehr aufnehmen können, weil sie so viele Menschen betreuen", sagt Leinenbach. Und die Wintercafés und ähnliche Angebote seien nur punktuell und vor allem nicht auf Dauer.
Wir brauchen auch einen sozialen Wohnungsbau, den die Menschen sich leisten können.
Ein großes Problem sieht Leinenbach auch am Wohnungsmarkt: Zunehmend würden sich Menschen an Berater wenden, die Angst hätten, ihre bisherige Wohnung nicht mehr halten zu können. "Und dann reden wir noch nicht von den Menschen, die die ganze Zeit eh schon nicht genügend Geld hatten", so Leinenbach. "Wir brauchen auch einen sozialen Wohnungsbau, den die Menschen sich leisten können."
Über dieses Thema berichtet die Region auf SR 3 Saarlandwelle am 29.12.2022.