Spekulationen um Josef Dörr vor dem Landesparteitag
Der laufende Landesparteitag könnte das Ende der Ära Josef Dörr in der Saar-AfD bedeuten. Nach SR-Informationen ist die Mehrzahl der Kreisverbände nicht mehr bereit, Dörr noch einmal zum Landeschef zu wählen. Unter anderem gibt es Vorwürfe wegen „Manipulation von Mitgliederlisten“ und des Versuchs, Stimmen durch Bestechung zu kaufen.
Josef Dörr ist 82 Jahre alt. Der frühere Landeschef ist heute noch Vorsitzender der AfD-Landtagsfraktion, sozusagen der Partei-Patriarch der Saar-AfD. Dörr ist aber zunehmend angezählt. Denn der Widerstand gegen ihn wächst, zum Beispiel beim gescheiterten Versuch, Kreisverbände zusammenzulegen.
Und es gibt verschiedene Vorwürfe. Dazu gehört, dass Dörr die Aufnahme neuer Mitglieder verhindere oder zumindest verschleppe, um die Mehrheitsverhältnisse in der Partei zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Außerdem gibt es den Vorwurf unzureichender Distanzierung zu Rechtsextremisten.
Vorwurf des Stimmenkaufs
Ein weiterer, schwerwiegender Vorwurf ist ganz frisch dazugekommen – der des versuchten Stimmenkaufs. Ein AfD-Mitglied berichtete dem SR, dass Dörr ihm im Vorfeld des Parteitages bei einem Gespräch im August Geld geboten habe im Gegenzug für seine Stimme.
Dem SR liegt auch eine eidesstattliche Erklärung eines weiteren AfD-Mitglieds vor. Ihm soll Dörr 500 Euro angeboten haben für seine Stimme bei der Wahl des neuen Landesvorstands.
Dörr selbst streitet die Vorwürfe ab. "Das ist völlig aus der Luft gegriffen", sagte der 82-Jährige. Aber es zeige, mit welchen Mitteln "sogenannte Parteifreunde" vorgingen. Dabei habe er noch gar nicht gesagt, ob er überhaupt wieder antrete. "Das mache ich abhängig davon, wie groß die Unterstützung ist. Und ich muss sagen: Die ist sehr groß, um nicht zu sagen: Überwältigend." Er habe es also gar nicht nötig, Stimmen zu kaufen.
Meuthen bei Parteitag
Ende März hatte der AfD-Bundesvorstand den saarländischen Landesverband abgesetzt - wegen des Verdachts der Manipulation von Mitgliederlisten. Aus der Saar-AfD heißt es, dass auch Bundessprecher Jörg Meuthen auf dem Parteitag in Saarbrücken sein wird - ein weiteres Zeichen dafür, wie ernst es der Bundespartei ist, Dörrs Einfluss auf den saarländischen Landesverband Grenzen zu setzen.
Weitere Informationen:
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung "Guten Morgen" auf SR 3 Saarlandwelle am 02.10.2020 berichtet.