Schriftzug auf einem Einsatzfahrzeug der Polizei (Foto: IMAGO / Maximilian Koch)

Zahl der Straftaten im Saarland um 16 Prozent gestiegen

mit Informationen von Thomas Gerber   06.04.2023 | 13:53 Uhr

Im Saarland wurden im vergangenen Jahr wieder mehr Straftaten begangen. Das ist das Ergebnis der jüngsten Polizeilichen Kriminalstatistik. Wie sich der Anstieg erklären lässt – und bei welchem Delikt erfreulicherweise ein Rückgang zu verzeichnen ist.

Die Zahl der registrierten Straftaten im Saarland ist im vergangenen Jahr um gut 16 Prozent angestiegen. Dies geht aus der am Gründonnerstag veröffentlichten Polizeilichen Kriminalstatistik PKS hervor. Demnach wurden 2022 insgesamt gut 68.000 Delikte aktenkundig – rund 10.000 mehr als im Jahr zuvor.

Das gebe keinen Grund zur Besorgnis, wie der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD) erklärte. So liege die aktuelle Zahl noch deutlich unter der aus dem Jahr 2019, also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Ein Gutteil des Anstiegs sei demnach auf Straftaten zurückzuführen, die während des Lockdowns kaum begangen werden konnten – beispielsweise Laden- oder Taschendiebstähle.

Mehr Straftaten 2022 im Saarland
Audio [SR 3, Thomas Gerber, 06.04.2023, Länge: 03:09 Min.]
Mehr Straftaten 2022 im Saarland

Knapp 3600 Enkeltrickfälle

Den größten Anstieg bei den Fallzahlen gab es 2022 bei den Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (3835 Fälle, plus 176,7 Prozent). Darunter zählen beispielsweise Betrugsfälle wie der Enkeltrick, gegen den das Land nun auch mit einer Aufklärungskampagne vorgehen will – 3597 Fälle entfielen laut PKS allein auf die Phänomenbereiche Enkeltrick/Schockanruf.

Um rund 40 Prozent gestiegen sind Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, worunter die Verbreitung pornografischer Schriften fällt. „Mit Besorgnis stelle ich die hohe Anzahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren im Bereich der Verbreitung pornografischer Schriften fest. Mit 46,2 Prozent befindet sich fast die Hälfte der Tatverdächtigen in dieser Altersstufe", sagte Kriminaldirektorin Steffi Dümont.

Sie teilten oftmals leichtfertig verbotene Bilder und Videos, ohne sich darüber bewusst zu sein, dass der Besitz beziehungsweise das Versenden pornografischer Bilder und Videos bereits strafbar ist. Das Landespolizeipräsidium führe deshalb in Zusammenarbeit mit der Landesmedienanstalt seit 2022 zielgruppenorientierte Präventionsveranstaltungen für Eltern, Lehrkräfte und sonstige Akteure im Bereich der Jugendhilfe durch.

Zunahme von Fällen häuslicher Gewalt und politisch motivierter Kriminalität

Überdurchschnittlich gestiegen sind auch die Fälle im Bereich häuslicher Gewalt. Hier gab es in Zeiten des Lockdowns zumindest statistisch einen Rückgang. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Übergriffe jedoch wieder stark angestiegen – wobei der Anteil der nicht gemeldeten Taten laut Dümont schon immer hoch war und bei circa 85 Prozent liegt. Straftaten in diesem Bereich werden demnach gar nicht oder zum Teil erst Jahre später zur Anzeige gebracht.

Video [aktueller bericht, 06.04.2023, Länge: 3:33 Min.]
Deutlicher Anstieg von Straftaten im Saarland

Polizei und Innenministerium erklärten zudem, sie seien besorgt über Fälle politisch motivierter Kriminalität, vorwiegend durch Hakenkreuz-Schmierereien, aber auch immer öfter durch das Z-Symbol von Sympathisanten des russischen Angriffskrieges in der Ukraine an öffentlichen Gebäuden. Die Zahl der Straftaten politisch motivierter Kriminalität von rechts stieg laut Statistik um 49 auf 175 Fälle, einen leichten Rückgang gab es bei den Delikten von links.

Hohe Aufklärungsquote im Saarland

Gleichwohl lebten die Menschen im Saarland nach wie vor sicher, wie die stellvertretende Landespolizeipräsidentin Natalie Grandjean bilanzierte. Das belege auch die Aufklärungsquote, die mit knapp 60 Prozent höher sei als im Bundesschnitt (57,3 Prozent).

Besorgt zeigt sich Jost allerdings angesichts zunehmender Übergriffe gegen Einsatzkräfte. Diese "Respektlosigkeit gegenüber den Repräsentanten des Staates" dürfe man sich nicht bieten lassen. Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte verdienten einen vernünftigen Umgang.

Leicht zurückgegangen sind laut der PKS immerhin die Straftaten gegen das Leben wie Mord oder Totschlag (von 43 auf 31 Fälle). Erfreulich ist zudem der Rückgang bei der Zahl der Wohnungseinbrüche. Hier machen sich offenbar die Schutzmaßnahmen durch Haus- und Wohnungseigentümer bemerkbar – in rund der Hälfte der Fälle scheiterten die Einbrecher an gesicherten Türen oder Fenstern. Es blieb also lediglich beim Versuch. 

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Video [aktueller bericht, 04.04.2023, Länge: 3:56 Min.]
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Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 06.04.2023 berichtet.


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