Weitere Ermittlungsfehler im Yeboah-Fall bekannt geworden
Mehr als 30 Jahre nach dem tödlichen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Saarlouis hat vor gut einem Monat der Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Peter S. begonnen. Dass das so lange gedauert hat, hängt auch mit der damaligen Ermittlungsarbeit zusammen – wie der siebte Prozesstag deutlich gemacht hat.
Im Prozess gegen den Saarlouiser Neonazi Peter S., der 1991 den ghanaischen Flüchtling Samuel Yeboah bei einem Brandanschlag ermordet haben soll, sind am Montag vor dem Oberlandesgericht Koblenz weitere Ermittler vernommen worden. Dabei wurde erneut deutlich, dass es damals bei der Aufklärung der Tat zu zahlreichen Unzulänglichkeiten gekommen war.
Bei den Ermittlungen sei er an Grenzen gestoßen, so der seinerzeit federführende Kripobeamte. Trotz öffentlicher Aufrufe und 20.000 D-Mark Belohnung hätte es kaum Zeugen und am Ende nichts Greifbares gegeben.
26 Spuren hatte der heute 70-Jährige mit seinem Team abgearbeitet – darunter auch Spur 23, die in die Saarlouiser Neonazi-Szene führte. Diese Spur hatte der Kripobeamte schnell ausermittelt, und nach nur acht Tagen für nicht beweiserheblich erklärt.
Wichtige Hin- und Beweise spielten offenbar keine Rolle
Ähnlich lief es bei anderen Spuren ab. Der Hinweis eines Bewohners der Asylbewerberkunft, der kurz vor dem Brandanschlag gesehen haben will, wie ein Mann und eine blonde Frau an seinem Fenster vorbeigehuscht sind, taucht in den Akten erst gar nicht auf.
Zudem könnte ein Benzinkanister verschwunden sein. Er soll am Fuß des Treppenhauses gestanden haben, über das sich das tödliche Feuer rasend schnell ausgebreitet hatte. Ein möglicherweise wichtiges Beweismittel also – unter den Asservaten wurde es jedoch nie aufgeführt. Der verantwortliche Ermittler will sich daran nicht mehr erinnern können.
Nach mehr als 30 Jahren war den Beamten am Montag im Zeugenstand zwar vieles nicht mehr erinnerlich, aber klar wurde: die Ermittlungsarbeit von damals, sie war kein polizeiliches Ruhmesblatt.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 19.12.2022 berichtet.