Samuel Yeboah (Foto: SR)

Yeboah-Prozess: Viele Erinnerungslücken bei Polizeibeamten

Thomas Gerber / Onlinefassung: Axel Wagner   20.12.2022 | 18:41 Uhr

Im Prozess um den Tod von Samuel Yeboah vor 31 Jahren sind am Dienstag weitere Polizeibeamte als Zeugen vernommen worden – darunter Brandexperten, aber auch ein Beamter der damaligen Staatsschutzabteilung. Auch bei ihm zeigten sich große Erinnerungslücken.

Vor dem Oberlandesgericht in Koblenz ist am Montag der Prozess gegen den Saarlouiser Neonazi Peter S. wegen des mutmaßlichen Mordes an dem ghanaischen Asylbewerber Samuel Yeboah im Jahr 1991 in Saarlouis fortgesetzt worden. An diesem Prozesstag wurden weitere Polizeibeamte als Zeugen vernommen. Darunter war neben Brandermittlern auch ein Beamter der damals zuständigen Staatsschutzabteilung.

Eigenes Büro am Bahnhof

Der Staatsschutz, so der inzwischen pensionierte Kripo-Beamte, sei unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlags eingeschaltet worden. Rund ein halbes Dutzend Kollegen seien abgestellt worden, man habe eigens ein Büro in einem leerstehenden Gebäude nahe des Saarlouiser Bahnhofs eingerichtet.

Viele Erinnerungslücken bei Polizeibeamten im Fall Yeboah
Audio [SR 3, (c) SR, 20.12.2022, Länge: 10:00 Min.]
Viele Erinnerungslücken bei Polizeibeamten im Fall Yeboah

Der heute 67-Jährige konnte sich nur noch bruchstückhaft an seine damaligen Ermittlungen erinnern – auch nicht an Vernehmungen der führenden Mitglieder der Saarlouiser Skinhead- und Neonaziszene, unter anderem an die des Angeklagten Peter S. und des damaligen Kopfs der Skinheads, Peter St.

Szene-Ermittlungen nach acht Tagen beendet

In einem Aktenvermerk wurde danach festgehalten, dass alle energisch bestritten hätten, mit dem Brand etwas zu tun gehabt zu haben. Die Ermittlungen in der rechten Szene waren dann innerhalb von ganzen acht Tagen eingestellt worden.

Angesichts der vielen Erinnerungs- und Wissenslücken über die Struktur der Neonazis drängte sich bei Vielen im Gerichtssaal der Eindruck auf, dass nicht gerade mit allergrößtem Nachdruck in diese Richtung ermittelt worden war.

Über dieses Thema hat auch die SR 3 Rundschau vom 20.12.2022 berichtet.

Mehr zum Thema

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.


Weitere Themen im Saarland

Lauterbachs Pläne „unzureichend“
Apotheker fordern Bürokratieabbau bei Arznei-Tausch
In den Apotheken sind Medikamente knapp. Bundesgesundheitsminister Lauterbach will das ändern, indem die Hersteller für bestimmte Medikamente mehr Geld bekommen und Krankenkassen andere Verträge abschließen dürfen. Der Apothekerkammer des Saarlandes reicht das noch nicht aus.
Fördermittel aus Brüssel
70 EU-Millionen für das Saarland im Kampf gegen Arbeitslosigkeit
Das Saarland erhält 70 Millionen Euro aus Brüssel, um in den nächsten fünf Jahren weitere Projekte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf den Weg zu bringen. Dabei handelt es sich um Fördergelder aus einem Programm des Europäischen Sozialfonds (ESF), die die EU-Kommission genehmigt hat.
Ersatzarbeit statt Gefängnistrafe
Saarland startet Projekt zur Vermeidung von Gefängnisstrafen
Im Saarland soll jetzt ein Pilotprojekt verhindern, dass Menschen ins Gefängnis müssen, weil sie ihre Geldstrafe nicht bezahlen können. In anderen Bundesländern gibt es das bereits. Im Saarland kommt dazu, dass der Platz in den Gefängnissen knapp wird.

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja