Yeboah-Prozess: Viele Erinnerungslücken bei Polizeibeamten
Im Prozess um den Tod von Samuel Yeboah vor 31 Jahren sind am Dienstag weitere Polizeibeamte als Zeugen vernommen worden – darunter Brandexperten, aber auch ein Beamter der damaligen Staatsschutzabteilung. Auch bei ihm zeigten sich große Erinnerungslücken.
Vor dem Oberlandesgericht in Koblenz ist am Montag der Prozess gegen den Saarlouiser Neonazi Peter S. wegen des mutmaßlichen Mordes an dem ghanaischen Asylbewerber Samuel Yeboah im Jahr 1991 in Saarlouis fortgesetzt worden. An diesem Prozesstag wurden weitere Polizeibeamte als Zeugen vernommen. Darunter war neben Brandermittlern auch ein Beamter der damals zuständigen Staatsschutzabteilung.
Eigenes Büro am Bahnhof
Der Staatsschutz, so der inzwischen pensionierte Kripo-Beamte, sei unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlags eingeschaltet worden. Rund ein halbes Dutzend Kollegen seien abgestellt worden, man habe eigens ein Büro in einem leerstehenden Gebäude nahe des Saarlouiser Bahnhofs eingerichtet.
Der heute 67-Jährige konnte sich nur noch bruchstückhaft an seine damaligen Ermittlungen erinnern – auch nicht an Vernehmungen der führenden Mitglieder der Saarlouiser Skinhead- und Neonaziszene, unter anderem an die des Angeklagten Peter S. und des damaligen Kopfs der Skinheads, Peter St.
Szene-Ermittlungen nach acht Tagen beendet
In einem Aktenvermerk wurde danach festgehalten, dass alle energisch bestritten hätten, mit dem Brand etwas zu tun gehabt zu haben. Die Ermittlungen in der rechten Szene waren dann innerhalb von ganzen acht Tagen eingestellt worden.
Angesichts der vielen Erinnerungs- und Wissenslücken über die Struktur der Neonazis drängte sich bei Vielen im Gerichtssaal der Eindruck auf, dass nicht gerade mit allergrößtem Nachdruck in diese Richtung ermittelt worden war.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Rundschau vom 20.12.2022 berichtet.