Wie sich das Fasten verändert hat
Das Auto stehen lassen, keine Süßigkeiten essen oder das Smartphone öfter weglegen: Fastenkonzepte gibt es heute viele. Mit dem ursprünglich kirchlich geprägten Fasten hat das aber kaum noch was zu tun.
Nach den ausgelassenen Fastnachtstagen hat am Aschermittwoch die Fastenzeit vor Ostern begonnen. Im Christentum soll damit an die Leidensgeschichte von Jesus bis zu seiner Kreuzigung gedacht werden.
Früher war das Fasten auch tatsächlich vor allem kirchlich geprägt. "Bis weit ins 20. Jahrhundert haben katholische Gläubige in diesen 40 Tagen vor Ostern kein Fleisch und keine tierischen Produkte gegessen. Dazu gehörten auch Butter, Milch, Käse und Eier", sagt die Kulturanthropologin Barbara Krug-Richter von der Universität des Saarlandes.
Stattdessen wurden viele Gerichte mit Hülsenfrüchten zubereitet wie etwa Erbsen und Bohnen. Die Butter wurde durch pflanzliche Öle wie Walnussöl oder auch Rüböl aus Rübsen ersetzt. Rübsen ist eine Vorgängerpflanze des Raps.
Individuelle Entscheidung statt Vorgabe
Während früher also vor allem der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel im Vordergrund stand, gibt es heute viele verschiedene Fastenmodelle – vom Verzicht auf Zucker oder Alkohol bis hin zum Verzicht auf Plastikverpackungen.
All das zeigt: Das Fasten ist inzwischen was ganz anderes geworden. Zu dieser Einschätzung kommt auch, Krug-Richter. Der Verzicht habe heute andere Hintergründe. "Es hat vielmehr mit unserer Körperlichkeit und unseren Vorstellungen von Körperlichkeit und auch von Individuellem zu tun."
Entscheidend ist für Krug-Richter dabei vor allem auch ein Aspekt: "Der Verzicht ist heute freiwillig." Früher habe die Kirche, die Menschen zwar auch nicht zwingen können. "Aber solange noch wirklich viel mehr Menschen auch an die Vorgaben der katholischen Kirche geglaubt haben, hat man sich auch viel stärker daran gehalten." Zudem habe es auch eine Form der sozialen Kontrolle etwa durch Nachbarn gegeben.
Von der Religion zur Tradition
Dennoch: Manche Vorgaben der katholischen Kirche wirken bis heute nach. So wurde früher etwa nicht nur in der Zeit vor Ostern gefastet, sondern der Freitag galt auch als Fastentag, an dem kein Fleisch gegessen wurde.
Auf dieses Verbot geht die Sitte zurück, am Freitag Fisch zu essen – bis heute werden etwa in Kantinen am Freitag häufig noch Fischgerichte angeboten. Und das "obwohl man schon seit dem 17. Jahrhundert am Freitag auch Fleisch essen durfte", so Krug-Richter. "Das hat gar nichts mehr mit Religion zu tun, sondern nur mit Tradition und Kultur".