Weniger Behandlungen in saarländischen Krankenhäusern
Im vergangenen Jahr ist die Zahl der körperlichen und psychischen Krankenhaus-Fälle im Saarland deutlich gesunken. Das sei aus verschiedenen Gründen bedenklich, sagt der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs.
Schon in den Jahren zuvor waren die Behandlungsfälle in saarländischen Kliniken zurückgegangen. Im vergangenen Jahr gab es gegenüber 2019, also vor der Corona-Pandemie, allerdings einen noch deutlicheren Rückgang. Sowohl die Zahl der somatischen Krankenhausbehandlungen als auch die der psychischen ist demnach um 18 Prozent gesunken, 2020 und 2021 waren es 16 Prozent. Das geht aus Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hervor.
Auch der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs, hat für die vergangenen drei Jahre einen Rückgang der Behandlungen in den hiesigen Krankenhäusern registriert. "2022 hat diese Entwicklung ein Stück weit an Brisanz gewonnen." Die Zahl an nicht durchgeführten Behandlungen beziehungsweise Eingriffen sei in diesem Jahr besonders besorgniserregend gewesen.
Gründe für den Rückgang vielfältig
In den Vorjahren war der Rückgang der Krankenhauszahlen nach Angaben der AOK unter anderem darauf zurückzuführen, dass Kapazitäten für schwer erkrankte Corona-Patientinnen und -Patienten freigehalten wurden. 2022 gehörten dagegen coronabedingte Personalausfälle zu den Hauptgründen.
Auch die saarländischen Krankenhäuser hätten mit massiven Personalausfällen wegen Corona zu kämpfen gehabt, berichtet Jakobs – sei es durch eine eigene Infektion oder eine Erkrankung im direkten Umfeld, die zur Einhaltung der Quarantäne verpflichtete. "Gepaart mit dem bestehenden Fachkräftemangel, der alle Bereiche von der Pflegekraft bis zu der Ärzteschaft durchzieht, hat der hohe Krankenstand die Krankenhäuser vor enorme Herausforderungen gestellt." Viele planbare Eingriffe hätten demnach abgesagt oder verschoben werden müssen.
Weniger Darmkrebs-OPs Grund zur Sorge
Besonders stark eingebrochen ist nach Erkenntnissen der AOK dabei die Zahl der planbaren Mandel-OPs – um 54 Prozent. Das könnte aber auch daran liegen, dass wegen der coronabedingten Hygieneregeln insgesamt weniger Mandelentzündungen vorgekommen sind.
Anlass zur Sorge gebe allerdings vor allem der ebenfalls starke Einbruch bei den Darmkrebs-Operationen. Ein möglicher Grund, so die AOK, könne sein, dass ingesamt weniger Darmspiegelungen stattfinden. Dabei betonen Expertinnen und Experten, dass regelmäßige Kontrollen für die Prävention von Darmkrebs besonders wichtig sind.
Die Zahlen der AOK-Analyse deuten außerdem darauf hin, dass weniger Menschen wegen Herzinfarkten oder Schlaganfällen behandelt wurden. Dazu betont Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland: "Es gilt weiterhin der eindringliche Appell, bei diesen Notfällen unbedingt und ohne Zögern den Rettungsdienst zu alarmieren".
Krankenhausgesellschaft befürchtet Spätfolgen
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, befürchtet durch die wegen der Pandemie und Personalengpässe ausgebliebenen stationären Behandlungen teilweise gar langfristige negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung. "Die rückläufigen Behandlungen bei Verdacht auf Schlaganfall oder Herzinfarkt und bei Darmkrebs-OPs deuten stark darauf hin. Mit welchen Spätfolgen hier konkret zu rechnen ist, kann noch gar nicht bewertet werden."
Auch Jakobs von der saarländischen Krankenhausgesellschaft zeigt sich besorgt: Durch die Pandemie schrecken offenbar immer noch viele Menschen vor Untersuchungen in Arztpraxen und insbesondere in Krankenhäusern zurück, sodass ernste Krankheiten erst verspätet diagnostiziert werden – mit schwerwiegenden Folgen für die Patientinnen und Patienten. "In den Köpfen der Menschen hat sich die Angst vor einer möglichen Infektion durch einen Krankenhausaufenthalt anscheinend manifestiert."
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 16.03.2023 berichtet.