Ein geschmückter Weihnachtsbaum steht im Wohnzimmer (Foto: IMAGO / Panthermedia)

Weihnachten ohne Weihnachtsbaum im Saarland?

Katja Hackmann / Bertille van Elslande   18.12.2022 | 20:07 Uhr

„Mir han dies Johr gar kenn Krischtbaamspitz“: Zumindest den Stress von Familie Becker in ihrer legendären Weihnachtsfolge wegen eines schiefen Baums oder der fehlenden Christbaumspitze ersparen sich viele dieses Jahr. Laut einer repräsentativen Umfrage will rund die Hälfte der Deutschen dieses Jahr auf einen Weihnachtsbaum verzichten. Wie sieht es im Saarland aus und was sind Alternativen zur klassischen Weihnachtstanne?

Mehr als die Hälfte der Deutschen verzichtet dieses Jahr auf einen Weihnachtsbaum. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "Insa" im Auftrag der Bild-Zeitung. Besonders jüngere Menschen wollen keinen Baum kaufen: Nur gut ein Drittel der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren gab an, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, während es bei den über 70-Jährigen fast drei Viertel waren. Geht der Trend auch im Saarland zu baumlosen Wohnzimmern?

Trend geht zu regionalen Weihnachtsbäumen

Gut Lindenfels in Blieskastel ist bekannt für seinen jährlichen Weihnachtsbaumverkauf. Seit 2005 baut der Forstbetrieb auf ökologische Art an, das heißt, er verzichtet auf Pestizide und entfernt Gras und Unkraut noch von Hand. In den letzten Tagen herrschte bei dem saarländischen Forstgut reger Betrieb – trotz gestiegener Preise.

Zwei Euro mehr müssen die Kunden im Vergleich zum Vorjahr für einen Baum bezahlen. Im Schnitt zahlt ein Käufer 45 Euro für eine Nordmanntanne und 35 Euro für eine klassische Blaufichte – fast das doppelte im Vergleich zu einer Tanne aus dem Discounter.

Trotzdem funktioniert das Konzept von Gut Lindenfels. Geschäftsführer Sebastian Dawo sieht den Grund im gestiegenen Interesse für regionale Produkte: "Den Kunden ist mittlerweile Regionalität sogar noch wichtiger als Nachhaltigkeit", so Dawo. Dieser Trend ist nicht nur bei Gut Lindenfels zu beobachten: Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft werden 30 Prozent der Weihnachtsbäume direkt bei landwirtschaftlichen Betrieben gekauft.

Einzelne saarländische Verkäufer bemerken keinen Rückgang

Auch der Weihnachtsbaum-Verkäufer Christian Kuhn aus Eppelborn bemerkt entgegen des Bundestrends keinen Rückgang der Verkäufe. Auch er verkauft nicht einfach nur Bäume, sondern mit ihnen ein Erlebnis: Käufer können sich ihren Baum vorab kennzeichnen und dann später selbst fällen. Ihm ist allerdings aufgefallen, dass einige Kunden ihre Bäume früher kaufen als sonst – teilweise schon zum 1. Advent.

Eine aktuelle Umfrage des Portals "Statista" gibt Kuhn recht: Mehr als die Hälfte der Befragten stellt den Baum schon Anfang bis Mitte Dezember auf. Nur noch zwölf Prozent warten bis zum 24. Dezember, um den Baum aufzustellen und zu schmücken - Adventsbaum statt Weihnachtsbaum also.

Audio [SR 3, Eva Lippold , 02.12.2022, Länge: 03:10 Min.]
Wird der Weihnachtsbaum zum Adventsbaum?

Bei anderen großen Verkäufern hat die Saison erst gerade begonnen, weshalb es sich bei ihnen erst nach Weihnachten zeigen wird, ob sie weniger Bäume verkauft haben.

Alternativen zum klassischen Weihnachtsbaum

Aber - wenn kein Baum gekauft wird: Bleibt das Wohnzimmer dann leer oder gibt es eine Alternative? Jahrelang kursierte das Gerücht, Weihnachtsbäume aus Plastik seien nachhaltiger als echte Bäume. Das sieht Sabine Krömer-Butz vom Bundesinformationszentrum Landwirtschaft anders: Die Ökobilanz eines Plastikbaums entspreche erst nach 17 Jahren der eines Naturbaumes. Die Bäume werden häufig in asiatischen Ländern produziert und haben dann einen langen Lieferweg hinter sich.

Nachhaltigkeit von Weihnachtsbäumen
Audio [SR 3, Jana Bohlmann, 16.12.2022, Länge: 02:34 Min.]
Nachhaltigkeit von Weihnachtsbäumen

Der "Keinachtsbaum"

Eine wirklich nachhaltige Alternative bietet die Idee des "Keinachtsbaums", ganz nach dem Vorbild von Petterson und Findus. Wie der alte Mann und sein Kater hatte Nico Stisser die Idee, Weihnachtsbäume selbst zu bauen. Der "Keinachtsbaum" ist ein Ständer für Tannengrün aus Eschenholz, in dem Löcher Platz für Zweige und anderen Schmuck bieten. Man entnimmt den Bäumen so jedes Jahr nur einzelne Zweige, anstatt sie komplett zu fällen. Auf längere Sicht ist das sogar günstiger, als jedes Jahr eine neue Tanne zu kaufen.

Video [YouTube, Gewissens-Guerillas, 20.12.2021, Länge: 13:25 Min.]
Nachhaltig Weihnachten feiern mit echtem Baum?

Weihnachtsbaum leihen

Einige lokale Baumschulen und Gärtnereien in der Großregion bieten die Möglichkeit, einen Christbaum zu mieten, anstatt ihn zu kaufen. Der nachhaltige Baum kommt in einem Topf und kann nach den Feiertagen wieder abgeholt und eingepflanzt werden.


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