Weihnachten ohne Geschenke?
Weihnachten ist zum einen das Fest der Liebe, aber zum anderen auch das Fest des Konsums – doch nicht für alle. Wie ist Weihnachten für Menschen im Saarland, die in Zeiten der Krise kaum ihre laufenden Kosten decken können?
Noch knapp drei Wochen bis Weihnachten. Das Fest der Liebe, der Familie – und der Geschenke. Für viele Branchen ist die Zeit vor Weihnachten die wichtigste und auch umsatzstärkste. Die Konsumlaune hat sich durch die Energiekrise und Inflation allerdings schon deutlich reduziert – das gilt teilweise auch für das Saarland.
Laut einer neu veröffentlichten Umfrage des Beratungsunternehmens EY planen viele Menschen dieses Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Das durchschnittliche Budget für Weihnachtsgeschenke liegt bei den befragten Verbraucherinnen und Verbrauchern bei 252 Euro – das sind 21 Euro weniger als im vergangenen Jahr.
Krisen treffen finanziell schwache Menschen besonders
Für einige Menschen sind allerdings die gestiegenen Preise in allen Bereichen so groß, dass sie kaum ihre laufenden Kosten decken können, geschweige denn Geschenke im Wert von 252 Euro für die Familie besorgen können. Das berichtet Jennifer Rauschkolb, die bei der Diakonie Neunkirchen in der Abteilung Offene Soziale Arbeit tätig ist. „Wer davor schon nicht viel Geld hatte und versucht hat, günstig einkaufen zu gehen, stellt jetzt fest, das günstig nicht mehr günstig ist, sondern teilweise doppelt so viel kostet.“
Besonders die Menschen mit Niedrigeinkommen, die keine Sozialleistungen erhalten, treffe es hart, sagt Rauschkolb. „Viele von ihnen nehmen deshalb im Moment Privatschulden auf, damit sie weiterhin ihre Familie versorgen können.“ Neben der Grundversorgung steht das Weihnachtsfest schon in weniger als drei Wochen vor der Tür und damit der Wunsch vieler Familien, ihren Angehörigen auch etwas zu schenken.
Weihnachten auch Thema in Beratung
Jennifer Rauschkolb bestätigt, dass Weihnachten und die damit verbundenen finanziellen Sorgen jedes Jahr Thema in der Beratungsstelle der Diakonie sind. In diesem Jahr ist die finanzielle Situation vieler Klienten aber besonders angespannt.
„Ich denke deshalb, dass viele Leute keine oder wenige Geschenke kaufen werden. Wir hatten jetzt auch schon das Problem mit den Adventskalendern. Uns ist aufgefallen, dass viele Kinder dieses Jahr keinen bekommen haben“, sagt Rauschkolb.
Sie erzählt, dass die Diakonie teilweise versucht, fehlende Adventskalender und Co. aufzufangen und sie Familien zum Beispiel spendenfinanzierte Süßigkeiten für die Kinder mitgeben.
Grundsätzlich versucht die Beratung der Diakonie in Gesprächen zu vermitteln, dass Klienten in anderen Bereichen mehr einsparen müssten, um ihre Kosten decken zu können, sagt Rauschkolb. So bietet beispielsweise die ökumenische Wärmestubb Neunkirchen ein Frühstück für Wohnungslose und Menschen mit ungenügendem Wohnraum an. Auch die Wärmestube in Saarbrücken bietet wohnungslosen und armen Menschen unter anderem kostenlose Mahlzeiten an.
Tipps für günstige Geschenke
Einen Tipp hat Jennifer Rauschkolb noch für Menschen, die günstige Geschenke für ihre Angehörigen suchen: „Wir raten den Leuten, die bei uns in die Beratung kommen, Sozialkaufhäuser in ihrer Umgebung zu besuchen“. Dort gebe es Kleidung, Spielzeug oder Möbel für wenig Geld, die man auch zu Weihnachten verschenken könne.
Auch Flohmärkte oder Tauschbörsen im Saarland sind gute Anlaufstellen, um günstige Geschenke zu finden.