Eine Hand hält ein Handy mit der Aufschrift "GPT 4" (Foto: IMAGO / NurPhoto)

Was ist das Neue an ChatGPT-4?

Rebecca Wehrmann   21.03.2023 | 06:41 Uhr

Der intelligente Chatbot GPT hat weltweit für Aufsehen gesorgt – und auch bereits für Missstimmung in Schulen und Universitäten. Denn der Bot kann ohne weiteres Haus- oder auch Seminararbeiten verfassen. Das Update, die Version 4.0, steht nun in den Startlöchern und hat eine bisher einzigartige Fähigkeit. Damit vergrößert sich das Potenzial der Künstlichen Intelligenz, aber auch das Missbrauchsrisiko.

Eine zweiseitige Abhandlung über Goethes Faust, Einladungsbriefe oder auch Bewerbungsschreiben – der intelligente ChatBot „ChatGPT“ kann besonders im kreativen Bereich vieles. Seit November 2022 ist das Tool verfügbar und hat laut dem Statistik-Portal „statista“ schon innerhalb von fünf Tagen die eine Millionen-User-Grenze geknackt.

„Ich glaube, dass fast jeder unter 30 es schon benutzt hat“, sagt Antonio Krüger, Geschäftsführer des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) und Professor an der Saar-Uni.

Nun gibt es ein Upgrade – ChatGPT-4 steht in den Startlöchern. Momentan ist es noch nicht frei verfügbar, einige neue Features sind aber schon bekannt. Wie bei vielen anderen Anwendungen ist die neue Version besser: „Es ist stabiler, robuster, macht weniger Fehler und rechnet besser“, so Krüger.

Video [aktueller bericht, 10.03.2023, Länge: 3:36 Min.]
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Bilder als Eingabe revolutionär

Die größte Neuerung von GPT-4 ist aber der Einsatz von Bildern: „Das ist natürlich schon ein Sprung. Derzeit gibt es kein System dieser Art, das ein Bild als Eingabe aufnehmen kann.“

Wer wollte, könnte sich von der neuen ChatBot-Version einen Vorschlag für das Abendessen machen lassen: „Man kann ein Bild vom Kühlschrank eingeben, und dann fragen: 'Was kann ich mit diesen Zutaten kochen?'“ Das könnte für einige bestimmt den Feierabend revolutionieren.

ChatGPT-4 könnte aber auch anhand einer Skizze eine Webseite erstellen, oder auch das eigene Wohnzimmer möblieren. Mithilfe eines Fotos und der Anfrage „Wie kann ich dieses Zimmer – zum Beispiel im „Industrial Style“ – einrichten?" Besonders gut einsetzen kann man es laut Krüger überall da, wo es keine echte Wahrheit gibt: „Kunst liegt im Auge des Betrachters. Da kann man ja nicht wissenschaftlich nachprüfen, ob es gut oder schlecht ist.“

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Audio [SR 1, (c) SR 1, 24.01.2023, Länge: 04:31 Min.]
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Auch neue Version „halluziniert“ noch

Im wissenschaftlichen Bereich kann der Chatbot aber an Grenzen stoßen. „Überall da, wo die Datenlage dünn ist, erfindet sich das System dann Sachen.“ Das nennt man in der Fachsprache „halluzinieren“. Das Gefährliche daran: ChatGPT stellt diese Daten als Fakten dar.

Das Upgrade, also 4.0, sei zwar in dem Bereich besser, so Krüger, aber genau da läge dann auch der Knackpunkt. Weil man davon ausginge, dass es jetzt sehr viel weniger Falschinformationen darstelle, sei man eher geneigt alles als „wahr“ hinzunehmen. Aber der KI-Experte warnt: „Nur, weil drei Zitate richtig sind, muss das nicht für das vierte stimmen. Man muss jedes Zitat einzeln nachprüfen.“

KI kann rechtefreie Logos liefern

Bei einfacheren Einsatzgebieten kann es aber schon eine praktische Unterstützung sein. Wer beispielsweise eine Einladung verfassen will oder sonst einen Brief, kann das Tool nutzen. Man gibt der KI ein paar Anweisungen und im Handumdrehen hat man zumindest einen Vorschlag. Den muss man dann nur noch, je nach Geschmack oder Wunsch, anpassen.

Man könnte sich aber von der neuen Version künftig auch Bilder erstellen lassen oder auch ein Logo. „Ich glaube, gerade in den Bereichen Grafik und Grafikdesign wird sich die Welt verändern.“ Denn das, was die KI liefert, sind rechtefreie Bilder, die man überall einsetzen kann.

Riesiges Potenzial vs. große Missbrauchsrisiken

Alternativ kann man sich bereits mit der momentan verfügbaren Version auch eine Reiseplanung vorschlagen lassen. „Ich bin heute einen Tag in München, was kann ich in der Zeit unternehmen“, nennt Krüger als Beispiel. Auch hier sollte man nochmal nachprüfen, ob die angegebenen Aktivitäten stimmen, aber als Ansatz könne das schon sehr hilfreich sein.

„Ich glaube, das Potenzial ist riesig“, so Krüger. Aber genauso groß ist die Gefahr des Missbrauchs solcher Technologien. Neben der Fehleranfälligkeit und Falschinformationen, ist die Nutzung durch Kriminelle eine der größten Gefahren. „Stellen Sie sich vor, der Enkeltrick, für den momentan Menschen am Telefon sitzen, den könnte die KI auch ausführen.“ Der Chatbot könne das genauso realistisch.

Dasselbe gelte für Twitter oder Amazon, Fake-Nachrichten oder Bewertungen könnten noch schwerer als solche enttarnt werden. Und es könnten jetzt durch ChatGPT-4 sogar noch Bilder dazu gestellt werden, die echt aussehen, es aber gar nicht sind. Für solche Szenarien müssten noch Lösungen gefunden werden.

Prof. Dr. Antonio Krüger (Foto: DFKI)
Prof. Dr. Antonio Krüger, CEO des DFKI Deutschlands

Chance für Herausforderung durch demografischen Wandel

Grundsätzlich sieht Krüger in solchen intelligenten Chatbots aber eine große Chance für die Welt. „Wir haben derzeit einen Fachkräftemangel in ganz vielen Bereichen. Und dafür gibt es momentan noch keine gute Lösung. Wenn die Babyboomer in Rente gehen, wird es schwierig, wenn wir nicht die Produktivität steigern.“ Genau da könnten solche Systeme eingreifen.

„Es werden vielleicht ein paar Jobs wegfallen, aber zum großen Teil gehe ich davon aus, dass die KI die Menschen unterstützt, die arbeiten. Ihnen als Werkzeug dient und hilft, die Produktivität zu erhöhen.“ Es sei sehr positiv, dass wir diese Technik an der Hand haben. „Solange wir den Missbrauch in den Griff kriegen, bietet sie eine riesige Chance, die Herausforderungen, die der demografische Wandel darstellt, in den Griff zu bekommen.

Google zieht nach

ChatGPT ist momentan der erste frei verfügbare intelligente ChatBot. Aber er wird nicht der einzige bleiben. „Die Technik, die dahintersteht ist nicht sehr kompliziert und wird weltweit gut verstanden“, so der DFKI-Fachmann. Google hat bereits nachgezogen und im Februar seine ChatGPT-Alternative „Bard“ präsentiert. Die steht der Öffentlichkeit aber bisher noch nicht offen.

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