Vertretungslehrer sind Mangelware – kaum Ersatz bei Ausfällen
Im Saarland bekommen Schulen bei längerfristigen Ausfällen von Lehrern immer schwerer Ersatz. Wie das Bildungsministerium dem SR bestätigt, sind derzeit alle Vertretungslehrer aus der sogenannten „Mobilen Lehrerreserve“ bereits im Einsatz.
Das Schuljahr im Saarland hat gerade erst angefangen, doch schon berichten Schulen und Lehrerverbände im Land, dass die Personalsituation sich immer mehr zuspitzt. Viele Ausfälle durch Krankheit könnten nicht mehr kompensiert werden.
Ist eine Lehrkraft krank, so versuchen Schulen zunächst interne Lösungen zu finden, zum Beispiel indem Klassen zeitweise zusammengelegt oder die Schüler auf verschiedene andere Klassen aufgeteilt werden.
Fallen Lehrkräfte längerfristig aus, etwa wegen einer Schwangerschaft oder Krankheit, so bekommen die Schulen normalerweise eine Ersatzkraft aus der sogenannten „Mobilen Lehrerreserve“ des Bildungsministeriums zugeteilt. Diese „Lehrerfeuerwehr“ soll normalerweise zum Einsatz kommen, sobald eine Lehrkraft länger als zwei Wochen ausfällt.
580 ausgefallene Lehrkräfte aktuell
Doch bereits zum Anfang dieses Schuljahres ist diese Ressource offenbar knapp geworden. Wie das Bildungsministerium auf SR-Anfrage bestätigt, sind alle Vertretungslehrkäfte aus der Reserve für Grundschulen und weiterführende Schulen „aktuell im Einsatz gebunden“.
Den Angaben zufolge gab es am Ende der dritten Schulwoche rund 580 Lehrerinnen und Lehrer, die wegen Krankheit oder Schwangerschaft an den Schulen fehlten. Laut Ministerium ist das aber keine Zahl, die „über das in dieser Jahreszeit übliche Maß" hinausgeht.
Mobile Reserve liegt eigentlich bei 309 Kräften
In der „Mobilen Lehrerreserve“ des Landes sind nach Ministeriumsangaben derzeit 309 Kräfte beschäftigt. Dazu kommt allerdings momentan noch eine „pandemiebedingte Reserve“ von 300 Vertretungslehrern, die aktuell an den Schulen eingesetzt wird.
Diese „Pandemie-Reserve“ hatte man in der Coronapandemie auch deswegen eingerichtet, weil schwangere Lehrerinnen ab Bekanntwerden der Schwangerschaft keinen Präsenzunterricht mehr halten dürfen. Und gerade diese Regel verschärft die Situation an den Schulen aktuell nochmal zusätzlich.
Derzeit gibt es 366 Lehrerinnen, die momentan im Präsenzunterricht fehlen, weil sie schwanger oder in Elternzeit sind.
„Pandemie-Reserve“ als Rettungsanker
Die „Pandemie-Reserve“ war – wie der Name schon sagt – ohnehin nicht als langfristige Lösung angelegt. Sie ist nach Ministeriumsangaben zeitlich begrenzt auf das derzeit laufende Schuljahr. Wie es danach weitergeht, sei offen.
Zudem würden die dort beschäftigten Lehrkräfte schulformübergreifend eingesetzt, das heißt, es kommen also auch durchaus Lehrer an Schulformen zum Einsatz, für die sie eigentlich nicht ausgebildet wurden.
Die Zahlen zeigen jedoch: Gäbe es die „Pandemie-Reserve“ nicht, könnte der aktuelle Bedarf an Vertretungslehrern bei Weitem nicht gedeckt werden.
Mobile Lehrerreserve seit Jahren nicht aufgestockt
Dazu kommt: Die eigentliche Zahl von 309 Vertretungslehrern in der normalen „Mobilen Lehrerreserve“ hat sich seit Jahren nicht erhöht.
Sie ist sogar leicht gesunken: Im Jahr 2017 gab es dort noch 321 Stellen. Ein paar Jahre zuvor, im Schuljahr 2013/2014, waren es nach einer Aufstockung zwischenzeitlich sogar mal über 350 gewesen.
146 Vollzeitstellen im nächsten Jahr
Dem Ministerium ist nach eigenen Angaben bewusst, dass es ohne die „Pandemie-Reserve“ schwierig wäre, alle längerfristigen Lehrerausfälle zu kompensieren.
Für den Haushalt 2023 wurden nach Ministeriumsangaben mehr Lehrerstellen eingeplant: 146 zusätzliche Vollzeit-Planstellen soll es dann geben. Diese sind allerdings direkt in den Schulen angesiedelt und nicht für die Reserve gedacht.
Lehrerverband: Schulen insgesamt stärker personalisieren
Der saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) kritisiert schon seit Jahren die zu knappe personelle Ausstattung der Schulen. Um kurzfristige und langfristige und Ausfälle kompensieren zu können, müssten die Schulen zu 110 Prozent personalisiert werden, fordert Lisa Brausch, die Landesvorsitzende des SLLV.
Ganz nach dem Motto: Denn irgendwer ist immer krank.
Über dieses Thema berichten auch die SR-Hörfunknachrichten am 26.09.2022.