Wo ist die Urne vom Walpershofer Friedhof?
Die verschwundene Urne auf dem Friedhof in Walpershofen gibt weiter Rätsel auf. Kirchenbauverein, Anwohner und der Sohn des Verstorbenen sind fassungslos. Eine Spur gibt es bislang nicht.
In der Mitte des Grabes klafft ein großes Loch. Rolf Fricke, der Vorsitzende des Evangelischen Kirchenbauvereins, ist fassungslos. Um die Weihnachtsfeiertage hatte der 85-Jährige festgestellt, dass an dem Grab auf dem Evangelischen Friedhof in Riegelsberg-Walpershofen etwas nicht stimmt.
Plötzlich fehlten 20 Zentimeter Erde
Das Grab hatte sich gesenkt. „Ein Urnengrab geht normal nicht unter“, sagt Fricke. „Da haben auf einmal 20 Zentimeter Erde gefehlt. Da haben wir uns gedacht: Da stimmt etwas nicht. Da haben wir eine Schaufel geholt und geguckt. Und so ist es jetzt, nichts ist mehr da.“
Die Urne ist weg. Fricke kann es immer noch nicht glauben. „Das ist mir noch nicht passiert. Ich bin jetzt 15, 16 Jahre Vorsitzender des Vereins“, sagt er. „Ich habe überhaupt noch nicht gehört, dass sowas passiert ist.“
Anwohner sind fassungslos
Die gestohlene Urne ist aktuell Gesprächsthema Nummer eins in Walphershofen – vor allem in der Nachbarschaft des Friedhofs. Gabriele Leinenbach wohnt direkt gegenüber. Auch ihr war beim Spaziergang über den Friedhof an den Weihnachtstagen der abgesackte Rasen aufgefallen.
„Da hat mein Mann noch gesagt: ‚Guck mal, da ist das Grab eingefallen‘. Und da sagte ich noch: ‚Das kann nicht sein, der ist ja schon länger beerdigt‘“, sagt die Frau. Sie findet das Ganze einfach nur makaber.
Sohn des Verstorbenen: „Das ist schon krass“
Der Verstorbene ist im Februar letzten Jahres beigesetzt worden, im Grab seiner Frau. Der Sohn der beiden Verstorbenen, Stefan Noh, hat erst durch einen Anruf der Polizei am Dienstag von dem Diebstahl erfahren. Ihm fehlen die Worte.
Er sei am Telefon zuerst einmal sprachlos gewesen, sodass ihn der Beamte gefragt habe, ob er überhaupt noch am Apparat sei. „Man rechnet ja schon mit viel, aber mit sowas? Das ist schon krass.“
Wunsch, dass die Urne zurückkehrt
Auch heute fällt es ihm noch schwer, Worte für das zu finden, was passiert ist. „Wir sind total überrascht, dass sowas überhaupt passieren kann in der heutigen Zeit“, sagt Noh. „Wir müssen das erst einmal in irgendeiner Art und Weise verarbeiten. Da fehlt ja irgendwo ein Stück. Auch wenn es in der Erde lag, aber irgendwo fehlt ein Stück.“
Für den Dieb hat Noh einen Wunsch: „Es wäre schön, wenn sich derjenige das nochmal überlegt und es zurückbringt.“
Polizei tappt bislang im Dunkeln
Die Polizei kann auch weiterhin nichts Neues zu dem Fall sagen. Das Einzige, was bislang feststeht ist, dass sich die Tat irgendwann kurz vor Weihnachten ereignet haben muss. Ermittelt wird wegen Diebstahls und Störung der Totenruhe.
Für Noh sieht das nach einem gezielten Vorgehen aus. Es sei schon seltsam. „Vermuten würde ich schon, dass da jemand genau gewusst hat, wo diese Urne ist, weil es genau so akkurat ausgehoben ist“, sagt er. „Das verstehe ich halt nicht.“
Belastende Verdächtigungen
Das Gespräch darüber, ob das private Umfeld mit dem Diebstahl zu tun haben könnte, sei belastend, so Noh. Er betont, dass er sich das absolut nicht vorstellen kann.
Auch der Ortsvorsteher der Gemeinde, Werner Hund (CDU), ist mittlerweile informiert. Viel tun kann er aktuell aber auch nicht. Man müsse abwarten, was die Ermittlungen der Polizei ergeben, „und hoffen, dass die Urne wieder kommt, dass man die hier wieder beisetzen kann. Das wäre das Allerbeste und das Sinnvollste, dass diese Urne wieder an ihren alten Platz kommt.“
Über dieses Thema hat auch die SR 3 Region am Mittag vom 04.01.2023 berichtet