3D-gedruckte Pillen in ungewöhnlichen Formen (Foto: Max-Planck-Institut für Informatik)

3D-Tabletten sollen Medikamentenspiegel im Körper steuern

Anne Staut   04.06.2023 | 08:44 Uhr

Tabletten in ungewohnten Formen aus dem 3D-Drucker? Künftig könnte das möglich sein. Die ungewöhnlichen Medikamente dienen dazu, den Wirkstoff im Körper verteilt über einen festgelegten Zeitraum freizusetzen. Die Grundlage dafür haben jetzt Forscher des Max-Planck-Instituts für Informatik in Saarbrücken geschaffen.

Sie sind in der Regel rund oder länglich, mal größer und mal kleiner: Medikamente, die in Tablettenform eingenommen werden. Künftig könnten es sie aber auch in den unterschiedlichsten geometrischen Formen geben.

Doch warum sollten neue Formen überhaupt nötig sein? Hintergrund sind dabei Überlegungen, wie die Wirkstofffreisetzung im Körper festgelegt werden kann. Denn während über eine Infusion der Wirkstoffspiegel eines Medikaments im Körper relativ einfach von außen gesteuert werden kann, ist das bei Tabletten schwieriger.

Video [aktueller bericht, 05.06.2023, Länge: 3:17 Min.]
Medikamente aus dem 3D-Drucker

Form entscheidend für Freisetzung

Forscher des Max-Planck-Instituts für Informatik (MPI) in Saarbrücken haben nun jedoch die Grundlage erarbeitet, um das möglich zu machen. Die Lösung sind dabei Tabletten, die von einem 3D-Drucker in unterschiedliche geometrische Formen gedruckt werden können.

Diese Form entscheidet dann, wie das Medikament im Körper freigegeben wird. Im Gegensatz zu Depottabletten (etwa Vitaminpräparate), die ihren Wirkstoff über einen längeren Zeitraum abgeben können, kann der Zeitraum hier beliebig gewählt werden.

"Mit unserem Verfahren lässt sich die Freisetzung von Stoffen beliebig (bis zu den physikalischen Grenzen) steuern", erklärt Dr. Vahid Babaei vom MPI. "Es gilt nicht nur für lange oder nur kurze Freisetzungsregime. Es ist vollständig programmierbar."

Innovation "inverse design"

Hinzu kommt eine weitere Besonderheit: Vorgegeben wird bei dieser Methode der Zeitraum, wie das Medikament im Körper freigesetzt werden soll. Daraus wird dann die Form des Medikaments berechnet. Die Forscher sprechen dabei vom sogenannten "inverse design".

"Es ist relativ einfach zu sagen, für diese Form haben wir diese "Abgabekurve", aber man will es umgekehrt haben, man will wissen, welche Form brauche ich denn, um diese Kurve hinzubekommen", so Babaei.

Welche Formen dabei zum Beispiel in Frage kommen, hat Babaei in einem Versuchsaufbau gezeigt. Verwendet wurde dafür kein "echtes medizinisches Material", sondern eine Art "Placebo". Wie sich die gedruckten Objekte auflösen, wurde dann mit einem Kamerasystem ausgewertet.

Produktionsstart noch unklar

Wann genau es entsprechende Medikamente geben wird, ist noch unklar. "Die ganze Technologie ist schon patentiert. Der Plan ist, das Ganze zu lizenzieren an Firmen, die das nutzen", so Babaei. Das heißt die Methode ist soweit fertig und könnte von einem Pharmakonzern eingesetzt werden.

Beachtet werden müsste dann noch, wie gut sich die Medikamente schlucken lassen. Denn bei den Versuchen der Forscher hat das zunächst keine Rolle gespielt. Allerdings könnte dieser Parameter unproblematisch integriert werden, erklärt Babaei. Die Größe der Tabletten sei variabel.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 03.06.2023 berichtet.


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