"Fehler bei der Stadtplanung müssen jetzt korrigiert werden"
Nach dem Starkregen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen stehen die Menschen vor der Herausforderung des Wiederaufbaus. Dabei müssten nun Fehler bei der Stadtplanung korrigiert werden, fordert der HTW-Professor für Städtebau, Jens Metz. Dabei sei auch zu akzeptieren, dass manche Wohngebiete nicht mehr an der gleichen Stelle errichtet werden können.
Der Starkregen und das darauf folgende Hochwasser haben die Menschen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hart getroffen. Hunderte Häuser sind zerstört. Teilweise sind ganze Orte verschwunden.
Auch wenn momentan die Aufräumarbeiten laufen, steht die Frage des Wiederaufbaus schon im Raum. „Gerade im Tal der Ahr muss überlegt werden, wie sinnvoll es ist, dort wieder am gleichen Ort Wohnraum zu schaffen“, betont der HTW-Professor für Städtebau, Jens Metz.
Mauern können nicht immer höher werden
Gegen Wassermengen in diesem Ausmaß, könne man sich baulich oder technisch gar nicht schützen. „Wenn man diesen Raum noch einmal nutzen möchte, dann vielleicht für andere Zwecke als kleinteiligen Wohnraum.“
Als Grund für das notwendige Umdenken nennt Metz die Häufigkeit, mit der Starkregen und Hochwasser im Laufe des Jahrhunderts auftreten sollen. „Es ist wahrscheinlich, dass wir alle zehn bis 20 Jahre ein solches Jahrhunderthochwasser bekommen werden.“
Umdenken bei der Stadtplanung notwendig
Jens Metz fordert deshalb ein grundsätzliches Umdenken. „Der Klimawandel ist nicht zu stoppen und wir müssen lernen mit den Auswirkungen zu leben.“ Das bedeute zum Beispiel, dass die Entwicklung der Stadt in der Moderne teilweise zurückgedreht werden müsse.
„Städte wurden in dieser Zeit nach funktionalen Gebieten aufgeteilt. Industrie, Wohnraum, City. Diese Einheiten müssen miteinander verwoben werden, damit Städte kompakter werden und zum Beispiel Verkehr ohne Autos möglich wird.“
Grün-blaue-Infrastrukturen fördern
„Diese Entwicklung würde den Raum für grün-blaue Infrastrukturen frei machen“, betont Metz. „Heißt, es könnten Parks angelegt werden, die beispielsweise bei Starkregen als Auffangbecken und bei Hitze als kühlende Ausgleichsfläche dienen.“
Außerdem müssten Flächen wenn möglich entsiegelt werden, weil der Beton viel Hitze speichere und zudem verhindere, dass Wasser schnell abfließen könne.
Nauwieser Viertel als mögliches Modell
Als möglichen Ausgangsort für eine solche Entwicklung nennt Jens Metz das Nauwieser Viertel in Saarbrücken. Dieses sei zentral gelegen und verkehrstechnisch vergleichsweise gut angebunden.
„Wenn man es schaffen würde, vom Autoverkehr wegzukommen, könnte man dort alle Parkplätze in Grünanlagen umgestalten. Diese könnten Hitzestau im Sommer verhindern und bei Regen entlasten. Auch Dach- und Fassadenbegrünung wären im Nauwieser Viertel denkbare Ansätze.“
Schutz im Kleinen möglich
Auch wenn Wassermengen wie an der Ahr technisch nicht mehr beherrschbar sind, auf kleinere Hochwasser können sich Hausbesitzer doch teilweise vorbereiten.
Der zentrale kommunale Entsorgungsbetrieb Saarbrücken (ZKE) empfiehlt unter anderem, Rückstausicherungen zu installieren. Diese können verhindern, dass Wasser über die überfüllte Kanalisation in die Häuser eintritt.
Außerdem weist die ZKE auf Möglichkeiten zur Abdeckung von Kellerschächten oder wasserdichte Kellerfenster hin.