Ein ängstlich blickernder Hund (Foto: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

Wie die Tiere im Dillinger Tierheim auf Silvester vorbereitet werden

  31.12.2022 | 13:58 Uhr

Für Tiere kann Silvester zur Tortur werden. Denn sie reagieren besonders sensibel auf Geräusche. Der plötzlich auftretende, ungewohnte Lärm in der Silvesternacht versetzt sie in Angst und Schrecken. Wie sie am besten auf den Stress vorbereitet werden, erklärt Hundetrainerin Corinna Lukas vom Dillinger Tierheim.

Silvester ist kein normaler Tag im Tierheim Hedwig-Trampert-Tierheim in Dillingen, wo aktuell knapp 200 Tiere leben. Denn an diesem Tag ist sehr viel mehr Vorsicht geboten als sonst: Viele der knapp 65 Hunde und 90 Katzen sind schon am Morgen, wenn die ersten Böller fliegen, berunruhigt, verängstigt, einige reagieren gar panisch.

Also müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einige Maßnahmen ergreifen, damit die Tiere den Silvestertag und die -nacht möglichst heil überstehen. Bei den Hunden finge das damit an, dass sie früher als sonst ausgeführt würden, erklärt die ausgebildete Hundetrainerin Corinna Lukas vom Dillinger Tierheim. "Wir gehen schon vormittags mit ihnen Gassi, wenn die Gefahr von gezündeten Böllern und Raketen geringer ist."

Auf einer Spielwiese würden die Hunde zudem noch einmal richtig ausgepowert, allerdings mit Einschränkungen: Sie dürfen nur doppelt gesichert herumtoben. "Wenn es nämlich tatsächlich schon knallt, kann es sein, dass sich ein ängstlicher Hund so erschreckt, dass er davonläuft, im schlimmsten Fall auf eine vielbefahrene Straße."

Tiere müssen sich zurückziehen können

Spätestens um 17.00 Uhr muss dann auch das letzte Tier versorgt sein. "Wir hoffen, dass insbesondere die Hunde so müde sind, dass sie tief und fest schlafen, wenn das Feuerwerk losgeht." Natürlich sei das gerade bei den sensibleren Tieren eine Wunschvorstellung. Für diese schaffe man zusätzliche Rückzugs- bzw. Verstecksmöglichkeiten, außerdem schirme man ihr Gehege ab.

Zwei Mitarbeiter vor Ort hätten die Lage im Blick, falls sich eines der Tiere zu sehr hineinsteigern sollte. Davon, allen tendenziell ängstlichen Tierheimbewohnern prophylaktisch Beruhigungsmittel zu geben, hält Lukas jedoch nichts. "Das können Haustierbesitzer in Rücksprache mit ihrem Tierarzt tun. Wir können das aber nicht leisten, denn nach der Medikamentengabe muss das Tier sehr genau beobachtet werden. Dafür haben wir schlicht zu viele Tiere."

Einen besonderen Vorfall habe es in Zusammenhang mit Silvester bisher noch nicht im Dillinger Tierheim gegeben. Allerdings seien einige Hunde noch Tage später verängstigt. "Teilweise brauchen sie wirklich sehr lange, um sich zu beruhigen und wieder zu ihrer alten Form zurückzufinden." Anders als Menschen wissen sie eben nicht, wie sie die fremden Geräusche und Gerüche an Silvester einzuordnen haben.

Tipps für Haustierbesitzerinnen und -besitzer

Lukas hat auch Tipps für Hundehalter und Katzenbesitzerinnen parat, um ihren Haustieren die Silvesterknallerei so erträglich wie möglich zu machen.

Bei Hunden sind das folgende:

  • Den Hund beim Spazierengehen nicht von der Leine lassen, bestenfalls doppelt sichern
  • Am besten frühzeitig und dort Gassi gehen, wo es ruhig ist und möglichst wenig Feuerwerkskörper zu erwarten sind
  • Den Hund dabei ordentlich auspowern
  • In der Wohnung einen Schutzraum schaffen, wo sich der Hund bei Bedarf zurückziehen kann
  • Einen Kauknochen vor dem Silvesterfeuerwerk anbieten
  • Sollte sich der Hund beim Feuerwerk verstecken, sollte man ihn nicht aus seinem Versteck hervorholen. Der Hund muss selbst den Kontakt zum Menschen suchen
  • Wenn der Hund Schutz beim Menschen sucht: Beistand bieten, sich dabei aber ganz normal verhalten. Wer den Hund übermäßig betüdele, um ihn abzulenken, oder ihn tröste, der bestätige ihn in seiner Angst
  • Keine Hausmittel wie Eierlikör zur Beruhigung geben, da nicht sicher sei, wie der Hund auf Alkohol reagiere

Bei Katzen:

  • Freigänger möglichst schon am Vortag und so lange, bis die Gefahr vorbei ist, in der Wohnung lassen
  • Wie bei Hunden ggf. einen abgeschirmten Schutzraum schaffen, beispielsweise eine Höhle
  • Ebenso wie bei verängstigsten Hunden Fenster und Türen schließen, Rollläden herunterlassen oder Vorhänge zuziehen, damit der Lärm und die Lichtblitze möglichst gedämpft werden
  • Eine Geräuschkulisse von Fernseher oder Radio kann ebenfalls helfen, Außengeräusche zu überdecken

Halter von Kleintieren und Vögeln sollten Gehege und Volieren in einem möglichst ruhigen Raum und mit einiger Entfernung zum Fenster unterbringen und sie mit einem Tuch abdecken. Außengehege sollten abgeschirmt und gegen Feuerwerkskörper gesichert sein.

Nicht in Panik verfallen: Auch bei den Vierbeinern kann Angst auf den Magen schlagen oder Überreaktionen auslösen. Nahrungsverweigerung, Erbrechen, Durchfall, heftiges Zittern oder unaufhörliches Jaulen sind typische Anzeichen. Sobald das Schlimmste überstanden sei, sollten sich die Symptome aber einstellen.


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