Diese Folgen hat das kalte Wasser in den Saar-Hallenbädern
Die Hallenbadsaison läuft seit rund zwei Monaten. Das Wasser ist aus Energiespargründen überall deutlich kälter geworden. Bleiben nun die Besucher weg? Wird man nach dem Schwimmen im kalten Wasser eher krank? Zumindest für die Gesundheit gibt ein Kinderarzt im Gespräch mit dem SR Entwarnung.
Schwimmen in 26 Grad kaltem Wasser - was im Sommer als Erfrischung gilt, ist zur kalten Jahreszeit im Hallenbad nicht jedermanns Sache. Im ganzen Land haben die Kommunen als Reaktion auf die Energiekrise die Luft- und Wassertemperaturen in den Hallenbädern abgesenkt.
Schon bei der Ankündigung gab es Befürchtungen, dass die Maßnahmen dazu führen könnten, dass dann die Besucher wegbleiben. Die DLRG warnte gar vor einem Rückschlag fürs Kinderschwimmen.
Kein Besucherrückgang in Saarbrücken
Nach rund zwei Monaten Hallenbadsaison zeigt sich nun ein gemischtes Bild im Hinblick auf die Besucherzahlen.
In den Saarbrücker Hallenbädern, die von den Stadtwerken betrieben werden, kann man jedenfalls keinen Besucherrückgang feststellen. Sogar im Gegenteil: Im Oktober wurden in den Hallenbädern von Fechingen, Dudweiler und Altenkessel ingesamt rund 15.000 Besucher gezählt. Das ist im Vergleich zum Vorjahr - als noch Coronabeschränkungen galten - ein deutlicher Anstieg von rund 2800 Besuchern.
Weniger Spaßgäste mehr Trainingsbetrieb
"Das Bad" in Merzig hingegen beobachtet zumindest in Teilen einen deutlichen Besucherrückgang. "Dadurch, dass wir unsere Außenbecken geschlossen haben, die normalerweise im Winter mit 34 Grad warmem Wasser beheizt sind, kommen schon insgesamt weniger Besucher", berichtet Geschäftsführer Martin Siemon auf SR-Anfrage. Beim Schwimmtraining, Schwimmkursen und beim Saunabetrieb hingegen merke man keinen Rückgang.
Ähnliches wird auch aus Neunkirchen berichtet, wo es zumindest in der "Lakai" laut einem Bericht der Saarbrücker Zeitung einen Besucherrückgang gibt. Auch gebe es einen Trend, wonach weniger Gäste zum Spaß kommen und stattdessen mehr gezielter Schwimmtrainingbetrieb stattfinde.
DLRG: Nachfrage nach Schwimmkursen weiter hoch
Auch die DLRG berichtet dem SR, dass die Nachfrage nach Schwimmtraining und -kursen "weiterhin wahnsinnig hoch" sei. Allerdings würden die Kinder im kalten Wasser "schon sehr frieren", sagt Sophie Holderbaum, Vizepräsidentin der DLRG-Saar.
Man gebe den Eltern kälteempfindlicher Kinder meist die Empfehlung, Neoprenanzüge oder UV-Shirts zu besorgen. Außerdem sei das Training angepasst worden. Die Trainer würden die Zeiten teilweise verkürzen und auch schon mal ein Kind zwischendurch unter die warme Dusche schicken.
Eltern, die ihre Kinder zu Hause ließen, weil sie befürchten, sie könnten krank werden, gebe es aber kaum. Die meisten seien wohl froh, dass die Kinder überhaupt schwimmen dürften und nutzten dies auch.
Arzt gibt Entwarnung
Doch wird man überhaupt krank, weil man in kaltem Wasser schwimmt? Benedikt Brixius, der Sprecher der Kinder- und Jugendärzte im Saarland gibt Entwarnung: "Dass Kinder krank werden, wenn sie in kaltem Wasser schwimmen, ist Quatsch." Dies sei ebenso ein Märchen wie die Behauptung, Kinder würden krank, wenn sie zuhause ohne Socken herumlaufen, stellt er klar.
Problematisch könne es nur werden, wenn die Kinder längere Zeit in durchnässten Klamotten herumliefen. Also auf das Schwimmbad bezogen: "Die Kinder sollten keine längeren Pausen oder Wartezeiten in der nassen Badekleidung haben." Gerade Mädchen seien hier anfällig für Blasenentzündungen.
Nicht überfordern
Auch sollte man die Kinder konditionell beim Schwimmen in kälterem Wasser nicht überfordern, sagt der Kinderarzt. "Bis zur völligen Erschöpfung sollten sie nicht schwimmen. Auch wenn die Lippen blau sind und das Kind sichtbar friert, ist es genug." Dann heißt es: Raus aus dem Wasser, abtrocknen, umziehen und die Haare richtig trocken föhnen.
Wird dies alles beachtet, könne er Schwimmunterricht auch in kühlerem Wasser "bedenkenlos empfehlen", so Brixius. "Wer sowas regelmäßig macht, trainiert sogar eher sein Immunsystem." Der Effekt könne dann ähnlich sein, wie man es vom Kneippen kenne.