Saarvenir nur ein PR-Stunt? Wirtschaftsminister reagiert auf Kritik
Haben die Saarländerinnen und Saarländer ihr neues Souvenir missverstanden? Die Tourismuszentrale und Wirtschaftsminister Barke (SPD) legen das zumindest nahe. Sie haben nun auf die überwiegend negativen Reaktionen reagiert – und interpretieren sie als Zeichen von Erfolg.
Seit Donnerstag ist das neue Souvenir des Saarlandes, das "Saarvenir", in aller Munde – nicht aber, weil es die Saarländerinnen und Saarländer so toll finden. Das Gegenteil ist der Fall: Es hagelt Kritik, nicht nur in den sozialen Netzwerken. Scharfe Worte wählt auch die Politik.
Die Saar-Grünen etwa lassen wissen: Der Wiedererkennungswert des Saarvenirs gehe gegen null. "Die Skulptur erweckt eher den Eindruck einer Aufräumaktion im Drogenrausch." Der Linken-Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze forderte, dass das Saarvenir zurückgezogen und ein neuer Wettbewerb ausgelobt werde.
Und vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Stephan Toscani heißt es: „Die überwältigende und eindeutige Reaktion der Saarländerinnen und Saarländer spricht Bände. Diese Landesregierung hat kein Gespür für das Saarland.“
Barke zum Saarvenir: "Mit Augenzwinkern sehen"
Und was sagt die dazu? "Es ging uns nie um die Ästhetik. Es stand sogar mal im Raum es „Schroovenir” zu nennen", erklärt Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD). Das aber habe man mit Blick auf die Zielgruppe lassen müssen. Saarländerinnen und Saarländer müssten das neue Souvenir "mit einem Augenzwinkern" sehen. "Es ging uns mit dem PR-Stunt darum, zu zeigen, welche Vielfalt im Saarland herrscht."
Und das sei, gemessen an den unzähligen regionalen wie überregionalen Reaktionen zum Saarvenir, gelungen. Noch nie zuvor hätten sich die Menschen innerhalb und außerhalb des Saarlandes so intensiv mit der Schönheit des Landes auseinandergesetzt, ergänzt Susanne Renk, Pressereferentin der Tourismuszentrale. "Das war uns das Aufsehen um das Saarvenir auf jeden Fall wert."
Auch regionale Agenturen beteiligt
Kritik gibt es auch daran, dass an der Entwicklung des Saarvenirs hauptsächlich die Hamburger Agentur "Jung von Matt" beteiligt war – und keine saarländische. Auch dagegen wehrt sich die Tourismuszentrale.
So seien mehrere Agenturen aus dem Saarland an der Kampagne beteiligt gewesen, etwa "zeit:raum" aus Saarbrücken oder "saarpri Druck" aus Merchweiler. Von "Jung von Matt" stamme demnach lediglich das kreative Konzept. Und auch die Produkte, die im "Saarvenirladen" zu erwerben sind, würden überwiegend im Saarland produziert, vom Frühstücksbrett hin zu den Emaille-Tassen.
Kosten der Kampagne: 230.000 Euro
Aufgeschlüsselt hat die Tourismuszentrale nun auch die Kosten der Kampagne: 230.000 Euro. Damit habe man die gesamte Kampagne finanziert, die unter anderem die Konzeption, den 3D-Druck und eine bundesweite digitale Werbekampagne umfasst.
Die Saar-Grünen nehmen derweil Anstoß daran, dass das Saarvenir aus Mitteln zur Bewältigung der Corona-Pandemie finanziert wurde. Dies stelle einen Verstoß gegen die Grundsätze dar, die die Präsidenten der Rechnungshöfe erst am Dienstag aufgestellt hätten. Ob es drei Jahre nach Beginn der Pandemie einen zeitlichen und sachlichen Zusammenhang mit der Bekämpfung von Corona gebe, sei fraglich.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 28.04.2023 berichtet.