Google: Genrebild - collage  (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Omar Marques)

Razzia nach Abmahn-Abzocke wegen Google Fonts

Thomas Braun   23.12.2022 | 08:42 Uhr

Tausendfach waren Webseitenbetreiber in Deutschland, unter anderem auch im Saarland, von einer Kanzlei wegen der Einbindung von Google Fonts abgemahnt worden. Die Berliner Staatsanwaltschaft sieht darin Betrug und Erpressung - und ist nun gegen den Anwalt und einen Komplizen vorgegangen. Ein Ermittlungsverfahren droht möglicherweise auch einem Meerbuscher Anwalt.

Gleich in mehreren Bundesländern haben am Mittwoch Durchsuchungen wegen versuchten Abmahnbetruges und Erpressung stattgefunden. Im Fokus standen laut Staatsanwaltschaft Berlin ein 53-jähriger Anwalt aus Berlin und sein 41-jähriger Mandat - angeblich ein Repräsentant der selbsternannten "IG Datenschutz".

Mindestens 2400 Abmahnungen

Die beiden sollen in mindestens 2418 Fällen bundesweit Privatpersonen und Kleingewerbetreibende abgemahnt haben, die auf ihrer Webseite das interaktive Schriftartenverzeichnis Google Fonts eingebunden haben. Auch saarländische Webseitenbetreiber waren von der Abmahnwelle betroffen, wie der SR bereits berichtet hatte.

Abmahnwelle trifft Webseitenbetreiber
Was bei einem Abmahnschreiben wegen Google Fonts zu tun ist
Viele Webseitenbetreiber erhalten derzeit Post von einem Anwalt. Der Vorwurf: Sie verwenden datenschutzwidrig sogenannte Google Fonts auf ihrer Website. Doch sind diese Abmahnungen überhaupt berechtigt und wie sollte man darauf reagieren?

Unter bestimmten Umständen kann die Einbindung dieser Google Fonts einen Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) darstellen - in diesem Fall gehen die Ermittler allerdings von einer Betrugsmasche aus. Unter anderem sollen der Anwalt und sein Komplize die Webseiten gar nicht selbst besucht haben, sondern mit einer eigens dafür programmierten Software identifiziert haben.

Rund 2000 Betroffene hatten gezahlt

Der Berliner Staatsanwaltschaft liegen nach eigenen Angaben mittlerweile 420 Anzeigen von Betroffenen vor, die nicht gezahlt hatten. Hinzu kämen rund 2000 weitere Personen, die aus Sorge vor einem Gerichtsverfahren das "Vergleichsangebot" der Kanzlei angenommen hatten, wie eine Auswertung von Kontounterlagen der Beschuldigten zeige.

Im Rahmen der Durchsuchungen wurden Unterlagen und Datenträger sichergestellt, zudem wurden Arrestbeschlüsse über insgesamt 346.000 Euro vollstreckt. Mit einem Arrestbeschluss sollen mögliche Geldforderungen eines Gläubigers vorläufig geschützt werden.

Strafanzeigen auch gegen Meerbuscher Anwalt

Ein Ermittlungsverfahren droht möglicherweise auch einem Anwalt aus Meerbusch bei Düsseldorf. Er hatte ähnlich wie die Berliner Kanzlei unzählige Abmahnungen wegen der Einbindung von Google Fonts auf Webseiten verschickt. Auch gegen ihn lägen mehrere Strafanzeigen vor, teilte die Staatsanwaltschaft Düsseldorf auf SR-Anfrage mit. Diese würden derzeit geprüft.


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