Ein Polizist sichert am Mittwochmorgen die Tankstelle in Idar Oberstein, an der am Samstag ein 20-jähriger Mitarbeiter erschossen worden war. (Foto: picture alliance/dpa/Foto Hosser/Christian Schulz)

Angeklagter hat sich seit 2015 politisch radikalisiert

  11.07.2022 | 16:50 Uhr

Im Prozess um die tödlichen Schüsse auf einen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein hat am Montag ein Gefängnispsychologe ausgesagt. Laut diesem hat sich der Angeklagte schon vor Einführung der Corona-Maßnahmen radikalisiert, sich später aber in dieses Thema hineingesteigert. Einem psychiatrischen Gutachten zufolge ist er voll schuldfähig.

Der mutmaßliche Tankstellen-Mörder von Idar-Oberstein hat sich seit dem Jahr 2015 politisch radikalisiert. Das geht aus der Aussage eines Gefängnispsycholgen hervor, der am Montag vor dem Landgericht in Bad Kreuznach als Zeuge in dem Prozess geladen war.

Während der Untersuchungshaft habe der 50 Jahre alte Angeklagte in über 60 Sitzungen über sich, seinen psychischen Zustand, die Tat sowie über allgemeine Themen gesprochen, sagte der Psychologe.

Von Flüchtlingspolitik zu Corona-Maßnahmen

Während es anfangs vor allem um Flüchtlingspolitik gegangen sei, habe sich die Radikalisierung des Deutschen seit dem Frühjahr 2020 weiter verschärft. Ein Grund dafür sei der Suizid seines Vaters im März 2020 gewesen, der zuvor die Mutter des Angeklagten angeschossen hatte.

Ab diesem Zeitpunkt habe er sich in das Thema der Corona-Maßnahmen reingesteigert, sagte der Psychologe, der zuvor von seiner Schweigepflicht entbunden worden war.

Keine psychiatrischen oder neurologischen Auffälligkeiten

Einem psychiatrischen Gutachten zufolge war der Angeklagte zur Tatzeit ohne Einschränkungen schuldfähig gewesen. Es ergaben sich keine psychiatrischen oder neurologischen Auffälligkeiten, die auf eine schwere Einschränkung hinweisen.

Bei dem 50-Jährigen gebe es darüber hinaus keine Hinweise auf eine krankhafte seelische Störung, verminderte Intelligenz oder andere Beeinträchtigungen, welche die Schuldfähigkeit vermindern könnten, sagte der Gutachter aus.

Angeklagter zeigt Reue

In den Gesprächen habe der Angeklagte auch Reue für die ihm zur Last gelegte Tat gezeigt. Die Motive dafür seien ihm bis heute nicht ganz klar. Im Januar habe der Angeklagte im Gefängnis einen Suizidversuch begangen, berichtete der Psychologe.

Der 50-Jährige wird beschuldigt, Mitte September 2021 einen Tankstellen-Mitarbeiter erschossen zu haben, weil dieser ihn wiederholt auf die Maskenpflicht hingewiesen hatte.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 11.07.2022 berichtet.

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