Sommer stellt Obdachlose vor Probleme
In der Öffentlichkeit ist Obdachlosigkeit vor allem im Winter ein Thema. Aber auch der Sommer stellt Menschen, die auf der Straße leben, vor große Herausforderungen. Gleichzeitig gibt es weniger Spenden und freiwillige Helfer.
Nicht nur die Wintermonate, auch der Sommer stellt obdachlose Menschen vor große Herausforderungen. Zwar gibt es kein Kälteproblem, aber einfacher wird der Alltag auf der Straße trotzdem kaum.
Eines der größten Probleme sei es, sich Nahrung zu beschaffen, erzählt Patrick Ruppert. Er wohnt derzeit im Bruder-Konrad-Haus in Saarbrücken, war früher aber selbst mehrere Jahre obdachlos.
Halbwegs sauberes Wasser gebe es auf dem Friedhof. "Aber die Nahrung ist ja natürlich über den Tag im Mülleimer heiß geworden", sagt Ruppert dem SR. Dadurch bestehe die Gefahr, sich zu vergiften.
Weniger Spenden und Helfer
Auch Hilfsangebote wie das Bruder-Konrad-Haus oder "Ingos kleine Kältehilfe" haben es im Sommer schwerer. Da Obdachlosigkeit in der Öffentlichkeit vor allem im Winter ein Thema ist, gibt es im Sommer weniger Spenden und weniger freiwillige Helfer. Die Kapazitäten der Einrichtungen sind daher schnell überschritten.
So sind etwa die 65 Betten im Bruder-Konrad-Haus weiterhin voll belegt. Die Wartelisten seien nicht mehr so lang, so Michele Wünsch, Sozialarbeiterin in der Caritas-Einrichtung. Trotzdem sei das Haus "voll ausgelastet".
Ähnlich sieht es bei anderen Anlaufstellen aus: Bei "Ingos kleiner Kältehilfe" gibt es drei Mal pro Woche etwas zu essen und zu trinken – egal ob im Winter oder im Sommer.
Geplant war das zunächst nicht. Der Verein wollte vor allem während der kalten Jahreszeit helfen. Schnell war klar, dass das nicht reicht.
Nicht wegschauen
Die Helfer appellieren, nicht wegzuschauen, gerade auch im Sommer. Wer helfen will, kann den Obdachlosen im Sommer etwa ein Glas Wasser anbieten. "Einfach mal sagen, da trink mal was. Das ist viel wert", erklärt Kerstin Lafontaine, Vorsitzende des Vereins "Ingos kleine Kältehilfe".
Ruppert rät davon ab, den Menschen, die auf der Straße leben, Geld zu geben. Das sei keine Hilfe. "Geholfen wird eher mit einem Stück Pizza oder einem Stück Brot."
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 20.06.2022 im SR Fernsehen berichtet.