Nirgendwo weniger Bafög-Anträge als im Saarland
Vom staatlichen Unterstützungsgeld Bafög profitieren die Studierenden in Deutschland am wenigsten im Saarland. Nirgendwo werden weniger Anträge gestellt. Warum das so ist, dazu kann die Leiterin des Bafög-Amtes in Saarbrücken nur Vermutungen anstellen.
Das Bafög ist laut dem Deutschen Studentenwerk das „Herzstück“ der staatlichen Studienfinanzierung; neben der Unterstützung durch die Eltern und dem Jobben ist es die drittgrößte Säule. Dennoch lag der Anteil der Studierenden in Deutschland, die im vergangenen Jahr Bafög bekommen haben, nur bei etwa elf Prozent, wie eine aktuelle Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zeigt. Vor allem im Saarland spielte das Bafög eine untergeordnete Rolle.
Demnach hat nur jeder zwölfte Studierende im Saarland 2021 eine Bafög-Förderung in Anspruch genommen. Damit liegt das Saarland auf dem letzten Platz. „Angesichts der finanziellen Herausforderungen, denen Studierende in diesen unruhigen und unsicheren Zeiten ausgesetzt sind, können wir uns in Deutschland eine Bafög-Dauerbaustelle nicht länger leisten“, urteilt Ulrich Müller, Experte für Studienfinanzierung beim CHE. „Die dramatisch geringe Förderquote zeigt: Das Bafög hat in seiner jetzigen Form sowohl ein Ausgestaltungs- als auch ein Akzeptanzproblem."
Heimatuni, mangelndes Wissen, zu hoher Aufwand
Elke Veith, Leiterin des Amtes für Ausbildungsförderung in Saarbrücken, hat drei Vermutungen, warum das Saarland beim Thema Bafög das Schlusslicht bildet. "Zum einen wohnen viele Studierende im Saarland für die Zeit ihres Studiums bei ihren Eltern, zum anderen stellen wir immer noch viele Vorbehalte gegenüber dem Bafög fest." So befürchteten viele Studierende bzw. deren Eltern, mit Bafög sammele man über die Jahre hinweg einen Berg von Schulden an. "Sie wissen in der Regel nicht, dass Studierende insgesamt nicht mehr als 10.010 Euro zurückzahlen müssen."
Zudem sei offenbar vielen der Aufwand zu hoch – um Bafög zu beantragen, müssen sich Studierende durch eine ganze Reihe von Formularen kämpfen. Zwar können sie den Antrag seit September 2021 auch online stellen, aber auch das funktioniert nach Recherchen von "funk", dem jungen Angebot von ARD und ZDF, mehr schlecht als recht.
"Lohnt sich immer"
"Und dann, wenn sie den Antrag erfolgreich bearbeitet haben, bekommen die Studierenden am Ende vielleicht doch nur eine Bafög-Förderung von 50 Euro", so Veith. Es sei jedoch ganz gleich, wie viel oder wenig am Ende rauskomme, ihrer Meinung nach lohne sich Bafög immer. "Selbst bei 50 Euro monatlich bekommen Studierende immer noch 25 Euro einfach so vom Staat geschenkt. Weshalb sollte man sich das Geld also nicht nehmen?"