Wie gefährlich sind die neuen Mpox-Viren?

Wie gefährlich ist das Mpox-Virus? – Homburger Virologe Rissland schätzt Lage ein

  16.08.2024 | 15:00 Uhr

Das neue Mpox-Virus ist nun zum ersten Mal in Europa aufgetreten – in Schweden wurde der erste Fall gemeldet. Das Virus sei derzeit aber noch kein Grund zur Beunruhigung, sagt Virologe Jürgen Rissland. Das liege unter anderem am Übertragungsweg. Dennoch sei es wichtig, die Lage im Auge zu behalten.

In Schweden ist am Donnerstag der erste Mpox-Fall außerhalb Afrikas gemeldet worden. Bereits am Mittwoch hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO wegen mehrerer Mpox-Ausbrüche in Afrika die höchste Alarmstufe weltweit ausgerufen.

Am Freitag hat zudem die Europäische Gesundheitsbehörde die Risikostufe für die Virusinfektion Mpox von niedrig auf moderat angehoben. Man gehe davon aus, dass die Fälle von Mpox, früher auch Affenpocken genannt, in Europa zunehmen werden. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte, trotz des Falls in Schweden stelle Mpox in Deutschland momentan keine große Gefahr dar.

"Kein Anlass für übergroße Sorgen"

Der Virologe Dr. Jürgen Rissland von der Homburger Uniklinik schätzt das ähnlich ein: „Wenn man die Gesamt-Gefährdungslage einschätzen will, ist das Risiko für eine Ausbreitung in der allgemeinen Bevölkerung sehr gering. Und von daher ist das jetzt erstmal kein Anlass, sich wirklich übergroße Sorgen zu machen.“

Zudem verliefen die Mpox-Infektionen in der Regel deutlich milder, als man das von klassischen humanen Pockenviren aus der Vergangenheit kenne. Dennoch müsse man die Lage, insbesondere in Zentralafrika, sehr genau beobachten und vor allem weiter erforschen, was es mit der neuen Variante des Virus auf sich habe.

Neue Variante im Blick behalten

Denn die Entwicklung der neuen Variante Mpox Klade I b, die Ende 2023 entdeckt wurde, sei eben doch beunruhigend: „Wenn man sich die Situation in Zentralafrika anschaut, insbesondere in dem eigentlichen Heimatland dieses Klades – das ist die Demokratische Republik Kongo –, dann haben wir dort im ersten Halbjahr dieses Jahres eben schon mehr als 16.000 Fälle und darunter auch knapp 500 Todesfälle“, erklärt der Virologe.

Das habe dann unter anderem auch dazu geführt, dass das Alarmsignal der WHO ausgesandt wurde, sagt Rissland. „Auch um Untersuchungen zu forcieren, damit man herausfindet: Was macht denn diese neue Virusvariante aus? Welche Eigenschaften hat sie sonst noch?“ Weitere Untersuchungen des Virus seien demnach wichtig, um vorbereitet zu sein, sollten einzelne Fälle auch auf Deutschland zukommen und es vielleicht auch hier zu Ausbrüchen komme.

Kein Vergleich mit Corona-Pandemie

Mit der Corona-Pandemie sei die Mpox-Virusinfektion aber nicht zu vergleichen. Das hänge vor allem auch mit der Art der Ansteckung zusammen: „Der Übertragungsmodus dieses Viruses ist ein ganz anderer, als der von Corona-Viren. Coronaviren sind respiratorische Erreger“. Das bedeutet, dass sie über Tröpfcheninfektion, wenn wir uns beispielsweise anhusten oder anatmen, übertragen werden.

Bei den Mpox-Viren sei das anders. „Da braucht es eigentlich einen sehr engen, direkten Kontakt zu dem Infizierten. Und das bedeutet eben, dass die Übertragungsfähigkeit und damit auch die Ansteckungsfähigkeit doch sehr überschaubar ist.“

Alte Pockenimpfung sorgt für Rest-Immunität

Für Menschen, die bereits eine Pockenimpfung haben, gebe es positive Nachrichten: „Nach allem, was wir bislang über Mpox-Viren wissen, haben all diejenigen von uns, die noch in der Vergangenheit gegen die klassischen Pockenviren geimpft worden sind, eine sogenannte Restimmunität. Das heißt, sie sind auch in einem gewissen Umfang gegen diese Mpox-Viren geschützt“, sagt Rissland.

Parallel dazu gebe es jetzt zugelassene Pocken-Impfstoffe, die man bei zwei Gelegenheiten verabreichen könne. „Einmal, wenn ein Kontakt stattgefunden hat, kann man die also nachträglich noch anwenden. Und dann gibt es einen Impfstoff, der als sogenannte Indikationsimpfung für besonders betroffene oder gefährdete Personengruppen angewendet werden kann“, so der Virologe.

Weitere Untersuchungen notwendig

Man müsse aber nochmal deutlich sagen, dass dies keine Impfempfehlung für die allgemeine Bevölkerung sei. „Deswegen müssen wir noch ein bisschen abwarten, was die Untersuchungen in Kongo bringen, um dann wirklich auch sagen zu können, welche speziellen Personengruppen diese Impfempfehlung auch bekommen sollte.“

Über dieses Thema hat auch die SR 2 KulturRadio-Sendung "Der Morgen" am 16.08.2024 berichtet.


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