Angeklagter im Yeboah-Prozess hat sich erstmals geäußert
Beim zweiten Prozesstag um den Mordfall Samuel Yeboah hat der Angeklagte zum ersten Mal ausgesagt. Am Montag machte Peter S. vor dem Oberlandesgericht Koblenz jedoch nur Angaben zu seiner Person. Informationen zu seinen Beziehungen in die rechte Szene wird es erst beim nächsten Verhandlungstag geben. Der Generalbundesanwalt wirft S. Mord und 20-fachen versuchten Mord vor.
In ihrem sogenannten Opening Statement hatte die Verteidigung ihre Strategie am ersten Prozesstag klar gemacht: Sie wird auf Freispruch plädieren, der Generalbundesanwalt habe sich einen Täter konstruiert passend zum mutmaßlichen niedrigen Beweggrund - Mord aus rassistischer Gesinnung.
Schwierige Kindheit
Am Montagvormittag hat sich Peter S. lediglich zu seiner Person geäußert, er sprach nicht über die ihm vorgeworfenen Straftaten. Der Angeklagte hatte nach eigener Aussage eine schwierige Kindheit mit Heimaufenthalt, schulische und berufliche Probleme.
Seinen leiblichen Vater habe er nie kennengelernt, berichtet S. Sein Stiefvater habe ihn regelmäßig verprügelt, unter anderem mit einem Gürtel.
Schon früh geriet S. auf die schiefe Bahn, saß im Jugendknast, wo er 1989/90 auch den damaligen Anführer der Saarlouiser Naziszene Peter St. kennenlernte. Mitte der 2000er heiratete S., wurde Vater einer Tochter und lebte zuletzt getrennt von seiner Ehefrau.
Kontakte zur rechten Szene
Fragen zu seiner Gesinnung und zu seinen Kontakten in die rechte Szene wollte S. am Montag ausdrücklich nicht beantworten. Klar wurde aber, dass sich die Wege von Peter S. und dem Chef der Neonazis, Peter St., immer wieder kreuzten.
Anfang der 90er Jahr traf man sich regelmäßig zum Bier in der Stammkneipe "Bayrischer Hof" - also dort, wo kurz vor der Tat noch über die rechten Übergriffe in Hoyerswerda gesprochen worden sein soll und wo Peter St. gesagt haben soll, so etwas müsse auch einmal in Saarlouis passieren.
Konspirative Treffen mit Neonazifreunden
Von der rechten Szene soll S. sich schon vor Jahren losgesagt haben, so sein Verteidiger. Die Kontakte lebten dann aber wieder auf, als bekannt wurde, dass die Ermittlungen zu dem tödlichen Brandanschlag 30 Jahre danach wieder aufgenommen worden waren.
Es gab mehrere konspirative Treffen mit den Neonazifreunden von damals an der Waschstraße, wo Peter S. bis zu seiner Inhaftierung im April dieses Jahres gearbeitet hatte. Zeugenaussagen bei der Polizei sollen dabei abgesprochen worden sein.
"Offenes Geheimnis in der rechten Szene"
Aufgrund zahlloser Vernehmungen, abgehörter Telefonate und Gespräche kommt der Generalbundesanwalt zu dem Ergebnis, dass Peter S. den verheerenden Brand gelegt hatte. Das sei in der rechten Szene von Saarlouis ein offenes Geheimnis gewesen.
S. steht vor Gericht, weil er verdächtigt wird, im September 1991 einen Brandanschlag auf ein Asylantenheim in Saarlouis begangen zu haben. Bei dem Feuer kam Samuel Yeboah ums Leben, zwei weitere Bewohner verletzten sich bei der Flucht aus dem brennenden Gebäude. 18 weitere Menschen entkamen dem Brand unverletzt.
Der Prozess wurde am Dienstag fortgesetzt.
Über dieses Thema berichteten die SR-Hörfunknachrichten am 28.11.2022.