Nachruf Martin Arnold

Martin Arnhold – fast drei Jahrzehnte munterer Wecker für die Saarländer

Christian Job / Onlinefassung: Axel Wagner   25.06.2025 | 10:41 Uhr

Der langjährige SR-Moderator, Theaterschauspieler und Synchronsprecher Martin Arnhold ist tot. Er starb am Samstag im Alter von 89 Jahren in Saarbrücken. Fast 30 Jahre lang gehörte er fest zum SR-Programm dazu. Ein Nachruf von Christian Job.

„Guten Morgen wünscht Ihnen von Herzen der Martin Arnhold. Lassen Sie uns gleich loslegen mit Musik!“ Die Kofferradiozeit. Ohne Morningshows sogar im Fernsehen, und lange vor den durchgestylten Startprogrammen in den Tag. Martin Arnhold begleitete fast drei Jahrzehnte lang das Zähneputzen, Kaffeetrinken, half beim Wachwerden aus kleinen und großen Lautsprechern im Autoradio.

Martin Arnhold – fast drei Jahrzehnte munterer Wecker für die Saarländer
Video [SR.de, (c) SR, 25.06.2025, Länge: 00:57 Min.]
Martin Arnhold – fast drei Jahrzehnte munterer Wecker für die Saarländer

Vom Theater zum SR-Wunschkonzert

Im Sauerland geboren und vom Herrgott mit einer wunderbaren Stimme beschenkt, zog es ihn nach der Schule zur Bühne. „Ich bin Schauspieler, ich habe das studiert in Essen auf der Folkwang-Schule und bin dann zum Saarländischen Rundfunk gekommen, nachdem ich irgendwo und überall Theater gespielt habe“, erinnerte er sich später. „Als Gast, als junger Kerl habe ich natürlich nicht viel verdient. Und dann kam ein wunderschönes Angebot vom Saarländischen Rundfunk.“

1963 war das. Martin Arnhold spielte in Saarbrücken Theater und wurde für das SR-Fernsehspiel als Dieb im Kaufhaus besetzt: „Romanze in Müll“. Der Streifen landete nach der Ausstrahlung im Archiv, der Endzwanziger blieb auf dem Halberg, wurde Ansager und Radiomoderator. Arnhold präsentierte Wunschkonzerte oder überbrückte die Umbaupause einer Gala in der Saarlandhalle.

Begleiter in den Tag

Frühaufstehen fiel Martin Arnhold leicht, und so wurde er bald Ukw-Wecker ab 5.00 Uhr – für fast drei Jahrzehnte. Er gab den Clown und Muntermacher, sprang spielend zwischen den Dialekten hin und her, war bayerischer Kraxlhuber, schwäbisches Nachtgespenst oder sprach italienisches „Spaghetti-Deutsch“.

Mit dem Einsatz kleiner, spaßiger Töne wurde er Kult und spielte vielen Schülergenerationen jeden Morgen ihren Hit. Dazu schrie Fred Feuerstein nach Wilma oder der Wolf Vudjco nach der Olympiastadt Sarajevo. Dennoch wusste jeder im Land, was gemeint war: Die Schülerplatte kommt. Auch ein Beovogel war Martins Sparringspartner vom Tonband.

Ungewöhnliche Spende für die S.O.S. Kinderdörfer

Neben seinen Sendungen wurde Martin Arnhold immer wieder für „Tatort“-Auftritte besetzt und bekam auch eine Nebenrolle in der „Familie Heinz Becker“, denn Saarländisch konnte er als Dialekt-Talent längst auch.

Völlig uneitel verwettete er in den 70er Jahren sein Haupthaar, falls für die S.O.S. Kinderdörfer mehr als 20.000 Spenden-Mark zusammen kommen. Es waren am Ende 100.000 DM, und Arnhold griff pflichtbewusst zum Rasierer.

Auch im Ruhestand noch aktiv

Martin Arnhold, der Discjockey aus dem Radio, privat ein Pferdenarr für Islandponys. Auch nach seiner SR-Pensionierung 2001 blieb der ruhige, bescheidene, knackig-kernige Früh-Moderator stimmlich aktiv, synchronisierte Filme und war bundesweit in der Werbung zu hören – für schwarze Limonade, als tiefer Nikolaus-Bass für Weihnachtsmärkte oder schwärmerisch für italienische Tomatensauce und Öle.


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