Straßenlaternen erleuchten eine Straße hell, auf der nachts ein Mann in die Ferne geht (Foto: Alex Fu/Pexels)

Mehr LEDs ohne mehr Lichtverschmutzung

  19.11.2022 | 20:09 Uhr

Im Zuge der Energiekrise stellen viele Städte und Gemeinden bei der Straßenbeleuchtung auf stromsparende LED-Lampen um. Dabei gibt es einiges zu beachten, um nicht auch die Lichtverschmutzung voranzutreiben, rät der Saarbrücker Forscher Martin Löffler-Mang.

Schon seit mehreren Jahren rüsten die Kommunen im Saarland ihre Straßenbeleuchtung nach und nach auf moderne LED-Technik um. Vor dem Hintergrund der Energiekrise und den stark gestiegenen Preisen wird das nun noch einmal forciert.

Einsparung von 100.000 Euro möglich

Das Einsparpotenzial ist enorm. "Eine kleinere Kommune kann durch die Umrüstung auf LED jährlich Kosten in der Größenordnung von 100.000 Euro einsparen - wenn es richtig gemacht wird", sagt der Saarbrücker Physiker und Ingenieur Martin Löffler-Mang. Er ist Professor für optische Sensorik an der HTW Saar und beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Messung von Lichtemissionen.

Gerade in der Anfangszeit bei der Umstellung auf LED sei teils "gesündigt" worden, sagt Löffler-Mang. So wurden auch nach der Umstellung auf moderne LED-Leuchten die Energiezufuhr nahezu gleich gehalten - mit dem Effekt, dass es nur eine geringe Kostenersparnis gab, die Helligkeit und damit auch die Lichtverschmutzung aber deutlich gestiegen ist.

Warmes Licht mit wenig Blauanteilen wählen

Aber selbst, wenn diese Anfangsfehler heute wohl nur noch selten gemacht werden, gibt es noch einiges zu beachten. "Wichtig bei der Umstellung auf LED ist es, eine niedrige Farbtemperatur zu wählen - deutlich geringer als 2700 Kelvin", so Löffler-Mang. Das sei für Flora und Fauna wesentlich schonender. "Eine geringe Farbtemperatur heißt viel Rot- und wenig Blauanteile - ein Licht, das wir als warm empfinden."

Licht dimmen - Sicherheitsempfinden erhöhen

Außerdem sollte man überlegen, die Helligkeit weiter nach unten zu regeln. So könnte das subjektive Sicherheitsempfinden sogar gesteigert werden. "Wenn ich moderat beleuchte, gewöhne ich mein Auge an die dunklere Umgebung - und nehme so auch mehr von der Umgebung außerhalb des Lichtscheins wahr."

Außerdem sei es überlegenswert, eine bedarfsgerechte Steuerung mit Bewegungsmeldern einzubauen. Grundsätzlich könnten so Straßenlaternen gedimmt sein - und nur bei Bedarf heller werden.

Eiweiler will erste Lichtschutzgemeinde werden

Bereits umgesetzt wird diese intelligente Steuerung seit Mitte Juni vergangenen Jahres im Nohfeldener Ortsteil Eiweiler. Zudem wird dort auf warm-weißes Licht gesetzt und der Lichtstrahl zielgerichtet nach unten gelenkt, um insbesondere eine Streuung in den Nachthimmel zu vermeiden.

Eiweiler will die erste zertifizierte Lichtschutzgemeinde im Saarland werden - der entsprechende Antrag bei der "International Dark Sky Association" wurde im Juli gestellt und befindet sich derzeit im Review-Verfahren.

Mit pixelweiser Auswertung "Lichtsünder" identifizieren

Löffler-Mang ist in dieses Projekt nicht eingebunden. Die einzige von ihm und seinem Team betriebene Messstation im Saarland steht auf dem HTW-Gebäude in Alt-Saarbrücken - zu Demonstrationszwecken für potenzielle Interessenten. "Wenn man die Lichtaufnahmen pixelweise auswertet, kann man die Lichtquellen und auch etwaige Lichtsünder direkt identifizieren", erklärt der Wissenschaftler.

Im Einsatz war seine Messmethode bereits im schweizerischen Andermatt, wo im Rahmen der Siedlungsentwicklung über mehrere Jahre ein Lichtmonitoring betrieben wurde.

Welche Folgen die Lichtverschmutzung hat

Zu viel Lichtverschmutzung kann den Tag-Nacht-Rhythmus von Menschen, Tieren und Pflanzen stören. Mehr als die Hälfte aller Tiere sind nachts aktiv. Ihre Sinnesorgane, Verhalten, Orientierung und Stoffwechsel sind auf Dunkelheit, Mond und Sterne abgestimmt. Die steigende Lichterflut verändert das Nachtleben der Natur - und zwar so schnell, dass viele Tier- und auch Pflanzenarten nicht mithalten können.

"Lichtverschmutzung ist wahrscheinlich eine Hauptursache des globalen Artensterbens", sagte die Münchner Chronobiologin Stefanie Monecke der Nachrichtenagentur dpa. Als Beispiel führt sie eine Straßenlaterne an, wo man oft dichte Insektenschwärme sehen kann: "Das Licht zieht abertausende Insekten an, die um die Lichtquelle surren, ermüden oder verbrennen. Die ganze Nahrungskette gerät damit durcheinander: Die Tiere, die Insekten im Dunkeln jagen, finden weniger Nahrung."

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