Rund 50 Teilnehmer bei Kundgebung gegen Containerdorf in Ensdorf
Auf dem Gelände der RAG in Ensdorf haben am Samstag rund 50 Menschen gegen das Containerdorf für Geflüchtete demonstriert. Die Aktion 3. Welt Saar, die Seebrücke Saar und der Saarländische Flüchtlingsrat hatten zu der Kundgebung aufgerufen. Sie bemängeln, dass die Geflüchteten in dem Dorf keine Privatsphäre hätten.
In dem Containerdorf auf dem ehemaligen Bergwerk-Gelände in Ensdorf sollen übergangsweise 300 Geflüchtete untergebracht werden. Innenminister Reinhold Jost (SPD) will den Kommunen durch das Containerdorf mehr Zeit geben, um Wohnraum für Geflüchtete zu finden.
Allein aus der Ukraine kamen nach Angaben des saarländischen Innenministeriums im vergangenen Jahr knapp 14.000 Menschen ins Saarland. Das stellt die Kommunen vor große Herausforderungen. Das geplante Containerdorf soll kurzfristig unterstützen.
Keine Privatsphäre für Geflüchtete
An den Plänen gibt es aber auch viel Kritik. Unter anderem vom saarländischen Flüchtlingsrat, der Aktion 3. Welt Saar und der Seebrücke Saar. Sie bemängeln unter anderem, dass Geflüchtete in dem Containerdorf keine Privatsphäre hätten. Geflüchtete müssten stattdessen in Wohnungen und Unterkünften in den Kommunen untergebracht werden.
Unter dem Motto "Solidarität mit Geflüchteten, Willkommen statt Ausgrenzung, Containerdorf Ensdorf stoppen!" haben die Organisationen am Samstag eine Kundgebung auf dem RAG-Gelände gegen das hier geplante Containerdorf veranstaltet. Daran nahmen nach Angaben der Polizei etwa 50 Personen teil. Der Protest verlief friedlich.
Andere Lösungen gefordert
Der Hauptvorwurf der Demonstrierenden: Mit dieser Art der Unterbringung werde man den Menschen, die ins Saarland kommen, nicht gerecht. "Die Container sind zu klein, um Menschen würdig unterzubringen", sagte Gudrun Selzer vom Verein Aktion 3. Welt Saar. Und das Dorf sei ein "Symbol der Ausgrenzung und Erniedrigung".
Es handele sich außerdem um ein hausgemachtes Problem: "Durch die Umwandlung des Lagers Lebach in eine Daueraufenthaltsstätte ist zu wenig Platz da", so Selzer. "Wenn man ernsthaft eine Lösung will, muss man zuerst das Lager Lebach zu einer Stelle machen, wo Menschen nur ein, zwei Monate untergebracht werden." Grund für das Problem sei auch, dass das Saarland Schlusslicht beim sozialen Wohnungsbau ist.
Nils Eisbrech von der Seebrücke ist der Meinung, das Geld müsse in andere Unterbringungsmöglichkeiten gesteckt werden: "Das Projekt kostet fast zehn Millionen Euro und wir haben 23.000 leerstehende Wohnungen im Saarland. Wenn man das runterbricht auf einen Monat, dann sind das pro Person 2700 Euro – da kann ich eine bessere Lösung finden, als so ein menschenunwürdiges Containerdorf."
Unterbringung in Ensdorf für ein Jahr geplant
Tobias Schunk vom Saarländischen Flüchtlingsrat äußert ebenfalls alternative Vorschläge. Kurzfristig sei etwa die Anmietung von Jugendherbergen oder Hotels denkbar. "Das ist zum Teil schon gemacht worden. Da gibt es weitere Potentiale. Deshalb halten wir das Containerdorf hier in Ensdorf für keine Lösung."
In dem insgesamt 7000 Quadratmeter großen Containerkomplex sollen die Menschen für rund ein Jahr wohnen.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 25.02.2023 berichtet.