Krönung Charles III.: Wer war eigentlich der letzte saarländische König?
Am Samstag hat König Charles III. offiziell die Krone aufgesetzt bekommen. Mit seinen 74 Jahren ist er der älteste britische Monarch, der je gekrönt wird. Apropos alt: Mehr als 100 Jahre ist es her, als die letzten Könige in Deutschland abdankten. Das hatte auch Auswirkungen auf das Saarland, genauer gesagt saarländisches Gebiet. Denn das hatte gleich zwei Könige.
Lange musste der Erstgeborene der Anfang September verstorbenen Queen Elizabeth II. warten, nun ist es soweit: Im Alter von 74 Jahren wurden Großbritanniens König Charles III. und seine Gemahlin Camilla am Samstag in der Londoner Westminster Abbey gekrönt. Es ist ein Jahrhundertereignis, das einem strengen Ablauf folgt. Hier geht es direkt zum Ablauf des Krönungsgottesdienstes.
Eine Krönung, wie sie Charles III. erwartet, wäre heute undenkbar in Deutschland; mit der Monarchie war es im November 1918 nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg endgültig vorbei; eine Rückkehr zu ihr verbietet Artikel 20 des Grundgesetzes, in dem die grundlegende Ordnung der Bundesrepublik Deutschland festgeschrieben ist.
Preußen und Bayern an der Saar
Länger als ein Jahrhundert ist es also her, dass auch in Deutschland Könige an der Macht waren – auf saarländischem Gebiet waren es zuletzt sogar zwei, wie der Historiker und emeritierte Professor der Universität des Saarlandes Wolfgang Behringer weiß.
Nach dem Wiener Kongress im Jahr 1815 war das Saarland nämlich zunächst viergeteilt: Der größte Teil gehörte zur preußischen Rheinprovinz, Regierungsbezirk Trier. Darunter fielen die heutigen Kreise Saarlouis, Merzig-Wadern, Neunkirchen und der Regionalverband Saarbrücken. Der zweitgrößte Teil, der heutige Saarpfalz-Kreis, gehörte zum bayerischen Rheinkreis mit Verwaltungssitz in Speyer.
"Die letzten Könige auf saarländischem Gebiet nach dem Sturz der Monarchien waren also der Deutsche Kaiser und König von Preußen, Wilhelm II., sowie der König von Bayern, Ludwig III.", erklärt Behringer. Erst am 28. November 1918 dankte Wilhelm II. offiziell ab, also 19 Tage nach Ausrufung der Republik. Im österreichischen Exil im Schloss Anif entband Ludwig III. zwar bereits am 13. November Beamte, Offiziere und Soldaten von ihrem Treueeid, eine offizielle Abdankung aber verweigerte er.
Die Entstehung des "Saargebiets"
Der Erste Weltkrieg führte schließlich auch zu geopolitischen Veränderungen, die die Region an der Saar erstmals zu einer Einheit formten: Im Rahmen des Versailler Vertrags, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat, wurde das „Saargebiet“ festgelegt. Es war der Vorläufer des heutigen Saarlandes: Die damals festgelegte Einheit ist bis heute weitgehend erhalten geblieben.
Ablauf des Krönungsgottesdienstes
Zurück zu König Charles III. und seiner bevorstehenden Krönung: Um 12.00 Uhr (MESZ) betritt das Königspaar die Westminster Abbey, und der Gottesdienst beginnt. Die Krönung (13.00 Uhr) gilt dabei zwar als Höhepunkt. Der wichtigste Moment aber ist die Salbung.
Mit geweihtem Öl berührt der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, Charles an Händen, Brust und Kopf – ein Zeichen dafür, dass der Monarch von Gott auserwählt ist. Währenddessen schirmt ein eigens für diesen Moment erstellter, gesegneter Sichtschutz ("Anointing Screen") die Männer vor Blicken ab. Kurz darauf setzt der Erzbischof dem König die Edwardskrone auf.
Der einzige gesetzlich vorgeschriebene Teil der Zeremonie ist der Eid: Dabei schwört der König, die Bürgerinnen und Bürger des Vereinigten Königreichs und des Commonwealth "gemäß ihrer Gesetze und Bräuche" zu regieren.
"Operation Goldener Reichsapfel"
An der Zeremonie nehmen nach Angaben des Palasts mehr als 2200 Menschen aus 203 Ländern teil, darunter etwa 100 Staatschefs sowie Vertreter anderer Königshäuser. Zudem wird eine riesige Menge Schaulustiger erwartet.
Rund 150 Millionen Pfund (170 Millionen Euro) sollen die Sicherheitskosten bei der "Operation Goldener Reichsapfel" – so der Codename für die Krönung – betragen, dabei sollen mehr als 29.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz sein.
Krönung Charles: Live-Übertragung im Ersten
Obwohl Könige und Königinnen sowie Prinzen und Prinzessinnen in Deutschland Geschichte sind, scheinen sie auf viele dennoch Faszination auszüben – zumindest wenn sie Diana, Charles, William oder Harry heißen. "Dass die britische Königsfamilie auf ein so großes Interesse hierzulande stößt, ist schon interessant. Vielleicht, weil sie auch etwas schrullig ist", vermutet Behringer.
Als schrullig galt auch immer Charles III., vor allem als junger Prinz. Wie dieser nun zum König gekrönt wird, können Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer am Samstag im Ersten in einer mehr als fünfstündigen Live-Berichterstattung miterleben. ARD-Auslandskorrespondentin Annette Dittert fängt in London Stimmen und Stimmung ein, Königshaus-Expertin Leontine von Schmettow wird die Zeremonie im Studio mit Gästen und Insidern kommentieren.
