Kritik an alten, nicht barrierefreien Vlexx-Zügen
In einen Zug ein- und wieder auszusteigen ist für viele Menschen kein Problem. Trotz seiner Behinderung war es das für Peter Hippchen auch nie. Bis er nach Illingen gezogen ist. Auf der Bahnstrecke zwischen Lebach und Saarbrücken sind nämlich ältere Dieselzüge im Einsatz. Und die lassen in Sachen Barrierefreiheit zu wünschen übrig.
Der 67-jährige Peter Hippchen ist wegen einer Spastik in seinen Bewegungen eingeschränkt. Trotzdem konnte er 20 Jahre lang problemlos mit seinem Liegerad und dem Zug zu seiner Arbeit pendeln. Auch jetzt in seiner Rente ist er regelmäßig mit dem Zug unterwegs. Seit er in Illingen-Wustweiler wohnt, schaffe er es aber häufig nicht mehr in den Zug hinein.
Denn die älteren Vlexx-Dieselzüge, die auf der Strecke zwischen Lebach und Saarbrücken im Einsatz sind, haben nur Rampen, die händisch vom Zugpersonal angelegt werden müssen. Es gibt keine Rampe, die automatisch ausfährt und die Lücke zwischen Zug und Bahnsteig überbrückt. Schon für einen Erwachsenen ohne Bewegungseinschränkungen ist es ein großer Schritt in den Zug.
Von Zugpersonal abgewiesen
Für Peter Hippchen ist diese Lücke unüberwindbar – erst recht mit seinem Fahrrad. Er fühlt sich hilflos und ärgert sich. Im Sommer sei er vom Zugpersonal am Bahnhof stehengelassen worden. Daraufhin beschwerte er sich beim Betreiber Vlexx.
Der verwies auf die Beförderungsrichtlinien, nach denen sein Liegerad nicht als orthopädisches Hilfsmittel gilt – anders als etwa ein Rollstuhl. Daher dürfe die Mitnahme verweigert werden. Als Wiedergutmachung schickte Vlexx einen Amazon-Gutschein über zehn Euro. Hippchen fühlt sich hingehalten und verhöhnt.
Keine schnelle Lösung in Sicht
Nach Angaben des Verkehrsministeriums hat man bei der Ausschreibung der Züge automatische Rampen bewusst nicht zur Vorgabe gemacht: Es mussten schnell Übergangsfahrzeuge her, bis die elektrischen Züge da sind. Denn in Zukunft sollen hier auf der Illtalstrecke neue, batterieelektrische angetriebene Züge fahren. Allerdings wird das erst ab Ende 2025 der Fall sein.
Eine Übergangslösung für mehr Barrierefreiheit ist bis dahin indes nicht geplant. Eine neue Ausschreibung ist laut dem Verkehrsministerium zu aufwändig. Für Peter Hippchen ist das eine unhaltbare Situation – nicht nur für ihn, auch für Ältere oder Menschen mit Kinderwagen.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-Sendung "Region am Nachmittag" am 29.11.2022 berichtet.