Kinderärzte rechnen nicht mit hoher Impfnachfrage
Der Verband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland rechnet nicht mit einer hohen Nachfrage nach Corona-Impfungen für Kinder. Auch wenn die Stiko nun eine Empfehlung ausgesprochen habe, sei die Angst der Eltern vor Corona derzeit nicht besonders groß, so der Sprecher des Verbandes, Benedikt Brixius.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt nun auch für Kinder zwischen fünf und elf Jahren eine einmalige Coronaimpfung. Bisher war die Impfung nur Kindern mit Vorerkrankungen oder mit vulnerablen Personen im eigenen Haushalt empfohlen worden. Die Stiko begründet ihre Impfempfehlung mit einem erwarteten neuen Anstieg der Corona-Infektionszahlen im kommenden Herbst und Winter. Die Empfehlung werde „vorsorglich ausgesprochen“.
Infektionen häufig unproblematisch
Geht nun der Ansturm auf die Kinderarztpraxen los? Benedikt Brixius vom Verband der Kinder- und Jugendärzte im Saarland hält das eher für unwahrscheinlich. Er sagte im SR-Interview: "Ich rechne nicht mit einer großen Nachfrage." Viele Eltern hätten erlebt, dass ihre Kinder die Infektion unproblematisch durchgemacht hätten.
Er selbst habe in diesem Jahr auch bisher noch kein Kind wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus überweisen müssen. Die meisten Kinder in seiner Praxis hätten allenfalls ein oder zwei Tage Fieber gehabt. "Die Angst, dass viel passieren kann, ist momentan nicht sehr hoch bei den Eltern", so Brixius.
Durchfall bei kleinen Kindern häufig
Der Kinderarzt weist aber darauf hin, dass bei kleineren Kindern eine Infektion mit der Omikron-Variante auch öfter mit Durchfall einhergeht. In seltenen Fällen habe er erlebt, dass Kinder Infusionstherapie gebraucht hätten, weil die Durchfälle so stark gewesen seien.
Zudem habe man festgestellt, dass Omikron Autoimmunerkrankungen auslösen kann. Das kenne man auch von anderen Viruserkrankungen. Eine Impfung könne den Schutz davor erhöhen, so Brixius.
Seltene Nebenwirkung Autoimmunerkrankung
Allerdings können auch nach Impfungen in sehr seltenen Fällen Autoimmunerkrankungen auftreten. Impfstoffe von Johnson & Johnson und Astrazeneca standen im Verdacht, in sehr seltenen Fällen das Guillain-Barré-Syndrom auszulösen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte dies berichtet.
Kinderärzte raten, Impfung nicht aufzuschieben
Unterm Strich, so Brixius, rate er aber seinen Patienten nach ausführlicher Aufklärung zur Impfung. Wer impfen wolle, sollte dies schon jetzt planen und nicht bis zur nächsten Infektionswelle im Herbst abwarten.
Über dieses Thema hat auch die Region am Nachmittag auf SR 3 am 25.05.2022 berichtet.