Verschiedene Drogen. (Foto: IMAGO / Panthermedia)

Krisen haben Drogenkonsum im Saarland verstärkt

  11.11.2022 | 11:44 Uhr

Im Saarland hat es in diesem Jahr so viele Drogentote gegeben wie noch nie. Einen Grund dafür sieht der Geschäftsführer des Drogenhilfezentrums Saarbrücken, Schäfer, in den Ängsten, die Krisen wie die Pandemie ausgelöst haben. Dabei hätten immer mehr Menschen zu Drogen gegriffen.

Die Zahl der Drogentoten im Saarland hat einen neuen Höchststand erreicht: 39 Menschen sind nach Angaben der Polizei in diesem Jahr an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben, erst am Morgen teilte die Polizei einen weiteren Drogentod mit. Das sind bereits jetzt zehn Tote mehr als 2021. Womit ist der Anstieg der Drogentoten um über 30 Prozent binnen eines Jahres zu erklären? Welche Rolle spielte die Pandemie?

Krisen verstärken Drogenkonsum

"Hier kommen verschiedene Faktoren zusammen", sagt der Geschäftsführer des Drogenhilfezentrums Saarbrücken, Sven Schäfer. "Tatsächlich haben wir aber beobachtet, dass gerade die Pandemie das Problem verschärft hat." Gewohnte Strukturen seien plötzlich ebenso weggebrochen wie Hilfsangebote und vertraute Ansprechpartner. Viele Betroffene seien verunsichert gewesen und hätten sich einsam gefühlt.

An die Pandemie schloss sich nahezu nahtlos die nächste Krise an. "Die Menschen, vor allem diejenigen, die ohnehin schon in prekären Verhältnissen leben, leiden aufgrund der Folgen des Krieges in der Ukraine an existenziellen Ängsten", so Schäfer. Eine Besserung der Situation sei dabei nicht in Sicht. "Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Drogenkonsumenten im Saarland in Zukunft weiter steigen wird."

Flächendeckende Suchtprävention nötig

Problematisch sei zudem, dass die Palette an Drogen, die im Saarland konsumiert werde, immer breiter werde. "Wir verzeichnen beispielsweise einen steigenden Fentanyl-Missbrauch." Fentanyl ist ein hochgefährliches synthetisches Betäubungsmittel, das häufig mit anderen Substanzen gemischt wird. Es wirkt bis zu 50 Mal stärker als Heroin und 100 Mal stärker als Morphin.

Damit die Menschen gar nicht erst zu Drogen jeglicher Art greifen, brauche es im Saarland mehr Suchtprävention, sagt Schäfer. Zudem sollten ausreichend finanzierte Beratungsangebote ausgebaut werden. "Bereits Abhängigen ist auch nicht durch ideologische Debatten geholfen. Für sie muss es mehr niedrigschwellige Angebote geben."

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 11.11.2022 berichtet.


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