Abtei Tholey zieht Konsequenzen nach queerfeindlicher Predigt
Eine diskriminierende Predigt an Heiligabend hatte in der sächsischen Stadt Bautzen für Aufruhr gesorgt. Gehalten wurde sie von einem Mönch der Benediktinerabtei Tholey. Die hat sich nun von ihrem Mitbruder distanziert und auch formal Konsequenzen gezogen.
Die Benediktinerabtei Tholey hat sich von der Weihnachtspredigt einer ihrer Mönche distanziert. Der Pater, der zurzeit als Seelsorger in der Nähe der sächsischen Stadt Bautzen eingesetzt ist, hatte an Heiligabend dort unter anderem Homosexualität und die LGBTQ-Bewegung kritisiert und als „seltsame moderne Strömungen“ bezeichnet.
In einer Erklärung der Abtei Tholey heißt es, man verwahre sich „ausdrücklich gegen das von ihm gezeichnete Menschenbild und die dort getroffenen schöpfungsgeschichtlichen Aussagen." Man bedauere das dadurch hervorgerufene Leid, die Wut und das Entsetzen.
Ferner distanziere sich die Abtei von den getroffenen Wertungen und dem fehlenden pastoralen Einfühlungsvermögen. Diese "widersprechen nicht nur der gesellschaftlichen Realität, sondern diskriminieren in vielfacher Hinsicht große Teile der Gesellschaft".
Teile der Predigt landeten im Netz
Der Tholeyer Benediktiner Joachim Wernersbach ist seit 2021 Seelsorger in Wittichenau bei Bautzen und hat an Heiligabend in seiner Predigt unter anderem gegen Transgender, LGBTQ und Wokeness gewettert, aber auch das Offenbarungsverständnis des synodalen Weges innerhalb der deutschen katholischen Kirche als verheerend bezeichnet.
"Wokeness" lässt sich mit Wachsamkeit übersetzen und wird vom Duden unter anderem definiert als "Sensibilität für insbesondere rassistische, sexistische Diskriminierung, soziale Ungleichheit u. Ä.".
Die Predigt hat viele Katholiken und Katholikinnen der sächsischen Kleinstadt verärgert und zum Widerspruch herausgefordert – eine entsprechende Petition ging daraufhin im Netz viral. Teile der Predigt wurden zudem in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Darin hört man Wernersbach in Bezug auf die oben genannten Themen unter anderem von "seltsamen Strömungen" reden, die sich mit der Hilfe Jesus' aber wieder "auflösen" ließen.
Weiter sagte Wernersbach in der Predigt, von Weihnachten könne man die Heiligkeit der Familie ableiten, die aus Mann, Frau und Kind bestehe. "Ich wünsche besonders denen, die an die traditionelle Familie glauben, extra-große Freude, weil sie sich nicht beirren lassen und den schädlichen modernen Strömungen folgen oder gar huldigen."
Abtei Tholey und Bistum Görlitz reagieren
Die Heimatabtei Tholey des Paters zieht jetzt auch formal Konsequenzen: Der Tholeyer Abt hat ihm vorläufig jede Art von pastoraler Tätigkeit im Umland der Abtei Tholey untersagt. Außerdem gibt der Abt eine kirchliche Untersuchung der Predigt in Auftrag.
Kritik kommt auch aus dem Bistum Görlitz. Bischof Wolfgang Ipolt hat die umstrittene Weihnachtspredigt demnach als "unüberlegt und unverantwortlich" kritisiert. Mit seinen Äußerungen zur katholischen Sexualmoral habe Wernersbach "Gläubige vor den Kopf gestoßen".
Ipolt betonte, dass er Wernersbach zu einem "klärenden Gespräch" noch in dieser Woche eingeladen habe. Zudem wolle er mit der Abtei Tholey Kontakt aufnehmen und "weitere Schritte einvernehmlich absprechen".
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 03.01.2023 berichtet.