Wie man Hunde gegen Giftköder schützen kann
Mit Beginn der warmen Jahreszeit legen Hundehasser immer wieder Giftköder aus - von Glasscherben über Nägel bis zum Rattengift, meist versteckt in Fleischbällchen, Wurst oder anderen für Hunde interessanten Lebensmitteln. Wie man seine Tiere schützen kann.
Theoretisch können Giftköder überall draußen zu finden sein und sogar unbemerkt über den eigenen Gartenzaun kommen. Klassische Fundorte sind jedoch Wegränder und Gebüsche sowie Parks. Auch im Saarland werden sie immer wieder gefunden.
In den Ködern, Fleischbällchen, Wurst oder anderen Lebensmitteln, finden sich Glasscherben, Nägel, Rattengift oder andere Giftstoffe. Wenn sich auf den Futterbrocken andersfarbige Punkte abzeichnen, sollten die Giftköder-Alarmglocken läuten, wie Tierärztin Susanne Hofstetter dem SR sagt. Aber auch harmlos aussehendes Hundespielzeug oder Ähnliches könnte präpariert sein.
Hunde können an den Ködern qualvoll ersticken, andere bringt Rattengift schleichend um oder sie müssen eingeschläfert werden. Leider kann dann oft auch kein Tierarzt mehr helfen.
Anti-Giftköder-Training
Einer der besten Wege, den Hund zu schützen, ist laut Hundetrainerin Nadja Gaertner, ihn von vornherein so zu erziehen, dass er nichts aufnimmt und frisst, das nicht von Frauchen oder Herrchen kommt. Außerdem sollte er unbedingt auf Kommando seine „Beute“ sofort herausgeben.
Hier hilft als Übung ein so genannter Beutetausch: Hundebesitzer trainieren mit harmlosen Dingen, dass ihre Hunde gefundene Gegenstände hergeben und gegen ein Leckerli tauschen.
Nadja Gaertner, aber auch viele andere Hundeschulen bieten ein spezielles Anti-Giftköder-Training an, bei dem Hund und Herrchen genau das unter professioneller Anleitung beigebracht wird. Wer kein Angebot in der Nähe findet, kann auch einen Online-Kurs buchen. Aber hier gilt noch mehr als beim Kurs vor Ort: üben, üben, üben – vor allem im Alltag.
Spezielles Netz kann helfen
Wenn der Hund noch nicht trainiert ist oder auch bei Hunden, die dazu neigen, alles Gefundene sofort ins Maul zu nehmen und auch noch blitzschnell hinunter zu schlingen, hilft, falls man in einem gefährdeten Gebiet unterwegs ist, zur Not ein spezielles Antigiftködernetz oder – zeitlich beschränkt – ein Maulkorb.
Besonders gefährdet sind übrigens ehemalige Straßenhunde, da sie mit ständiger Nahrungssuche aufgewachsen sind. Natürlich ist nicht jede Futteraufnahme beim Gassigehen ein Giftköder. Wenn der Hund etwas Verdächtiges gefressen hat, sollten Halter jedoch extrem auf der Hut sein und den Hund genau beobachten.
Keine Selbstmedikation – bei Giftködern zählt jede Sekunde
Wie Tierärztin Susanne Hofstetter dem SR erklärt, handelt es sich, wenn es zu einer Giftköderaufnahme gekommen ist, um einen akuten tiermedizinischen Notfall. Manche der Gifte wirken zeitversetzt, manche sehr schnell, manche äußerst heimtückisch und sie zerstören ohne anfängliche Symptome lebenswichtige innere Organe.
Deshalb empfiehlt die Tierärztin, den Hund sofort zum Tierarzt zu bringen. Sollte der Haustierarzt keine Sprechstunde haben, kann man unter www.tierarzt-saar.de immer ganz aktuell sehen, wer Notdienst hat.
Der Giftköder-Radar
Neben dem Anti-Giftköder-Training, ob alleine, in der Gruppe oder online, helfen bzw. warnen auch spezielle Gift-Köder-Radar-Apps. Dort kann man sehen, wo aktuell Giftköderfunde in der Nähe gemeldet wurden, aber auch selbst einen gefunden Giftköder melden.
Alleine bei dem bundesweit mitgliederstärksten Giftköderradar von Dogorama gehen laut Mitbegründer Jan Wittmann jährlich etwas über 8000 Meldungen über entdeckte Giftköder ein. Mittlerweile gibt es viele solcher Apps oder spezielle Seiten in den sozialen Netzwerken. Außerdem ist es immer wichtig, auch Kontakt zu anderen Hundebesitzern zu haben und im Falle eines Falles die Medien zu informieren.
Giftköder auslegen ist strafbar
Bei der Auslegung von Giftködern handelt es sich um eine Straftat, und diese sollte laut Tierrechtsanwalt Andreas Ackenheil auch zur Anzeige gebracht werden. Das Auslegen gilt zunächst als Sachbeschädigung. Kommt aber der Hund zu Schaden oder stirbt gar an dem Giftköder, greift zusätzlich das Tierschutzgesetz (§ 11 Tierschutzgesetz).
Ackenheil empfiehlt, den gefundenen Giftköder nach Möglichkeit zu sichern und Fotos von der Fundstelle zu machen. Außerdem sollte man andere Hundebesitzer per Warnapp oder Giftköderradar warnen und die Polizei verständigen. Wie Polizei-Pressesprecher Stephan Laßotta auf SR-Anfrage bestätigt, untersuchen die örtlichen Polizeibehörden bei entsprechenden Hinweisen die Fundstelle zur Gefahrenabwehr und ordnen unter Umständen eine Laboruntersuchung des gefundenen Köders an.
Die Ermittlung von Giftköder-Auslegern ist aber laut Anwalt und Polizei äußerst schwierig. Gelingt es, einen Giftköderausleger zu ermitteln drohen ihm Geldbußen bis zu 25.000 Euro bis hin zur Freiheitsstrafe.
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