Saarlouiser Rathaus stellt offiziell Gedenktafel für Samuel Yeboah aus

Saarlouiser Rathaus hat jetzt eine Gedenktafel für Samuel Yeboah

Mit Informationen von Thomas Gerber   27.06.2025 | 16:27 Uhr

Im Foyer des Saarlouiser Rathauses gibt es seit Freitagvormittag eine Vitrine mit einem Gedenkstein, der an den rassistischen Mord an Samuel Yeboah erinnert. Der Flüchtling aus Ghana war 1991 bei einem Brandanschlag getötet worden.

Samuel Yeboah war 1991 bei einem Brandanschlag auf das damalige Asylbewerberheim in Saarlouis-Fraulautern ums Leben gekommen. Der Fall beschäftigt Justiz und Politik bis in die heutige Zeit. Jahrzehntelang war der Brandanschlag unaufgeklärt geblieben.

Wegen neuer Erkenntnisse wurden die Ermittlungen vor knapp fünf Jahren wieder aufgenommen. Der Täter wurde im vergangenen Jahr vom Oberlandesgericht Koblenz zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.

Stadt Saarlouis will Gedenktafel für Samuel Yeboah ausstellen
Audio [SR 3, Thomas Gerber, 27.06.2025, Länge: 02:37 Min.]
Stadt Saarlouis will Gedenktafel für Samuel Yeboah ausstellen
Die Stadt Saarlouis erinnert erstmals an den rassistischen Mord an Samuel Yeboah - Jahrzehnte nachdem der ghanaische Flüchtling 1991 bei einem Brandanschlag getötet worden. Nun gibt es - nach langer Odyssee - endlich eine Gedenktafel für ihn im Rathaus.

Gedenktafel am Rathaus

Die Aktion 3. Welt Saar hat der Stadt Saarlouis jetzt eine Gedenktafel übergeben, die an Samuel Yeboah erinnert. Die Sandsteintafel wird in einer Vitrine im Foyer des Rathauses ausgestellt. Als Dauerleihgabe soll sie auch Teil der offiziellen Stadtführungen sein.

Die Tafel war bereits 2001 angefertigt worden – zehn Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag.

Gedenktafel für Samuel Yeboah. (Foto: Barbara Spitzer/SR)
Gedenktafel für Samuel Yeboah.

"Über 30 Jahre lang hielten Aktion 3. Welt Saar, Saarländischer Flüchtlingsrat und Antifa Saar und Menschen aus ihrem Umfeld die Erinnerung wach, nannten Rassismus Rassismus und Mord Mord und sie haben auch jüngeren Menschen vermittelt, was damals geschehen war“, so der Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar, Roland Röder.

Doch als die Aktivisten die Tafel 2001 ans Rathaus montierten, schritt der damalige CDU-Oberbürgermeister Hans Joachim Fontaine ein: Die Tafel wurde demontiert, es gab eine Strafanzeige, die letztlich im Sand verlief. Fontaine klagte dann noch 134,50 Euro wegen Sachbeschädigung ein.

Dass es ein rassistischer Mord war, hatten die Stadt und ihre Oberbürgermeister lange Zeit geleugnet. Doch damit solle nun Schluss sein, betonte der aktuelle Oberbürgermeister Marc Speicher (CDU) und gesteht ein: "Es wurden parteiübergreifend Fehler gemacht." Die Tafel sei ein "klares Statement für würdiges Erinnern, als stetige Mahnung und insbesondere als permanenter Auftrag: gegen Rassismus und gegen Extremismus".

Infotafel am Ort des Geschehens

2021 war neben dem ehemaligen Tatort an der Saarlouiser Straße in Fraulautern ebenfalls eine Infotafel aufgestellt worden, die über den Anschlag und die Hintergründe informiert.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 27.06.2025 berichtet.


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