Forschung. Petrischale mit Pipette  (Foto: Imago/Shotshop)

Bakterien sollen nachhaltige Kunststoffproduktion ermöglichen

mit Informationen von Julia Berdin   06.11.2022 | 12:01 Uhr

Kunststoffe nachhaltig herstellen: Das ist das Ziel des EU-Projekts "RePurpose", an dem auch Forscher der Saar-Uni beteiligt sind. Die Saarbrücker Wissenschaftler wollen Bausteine für nachhaltige Kunststoffe aus Abfällen produzieren. Dabei sollen Mikroorganismen helfen.

Laut einer Studie der deutschen Kunststoffindustrie wurden 2019 in Deutschland rund sechs Millionen Tonnen Kunststoffabfall produziert. Das sind rund 76 Kilogramm pro Kopf. Lediglich die Hälfte davon wurde recycelt.

Das Problem: Durch diese Art des Recyclings, bei das Material zerschreddert werde, würden nur minderwertige Kunststoffqualitäten erreicht, so Dr. Christoph Wittmann vom Saarbrücker Institut für Systembiotechnologie, der mit seinem Team am EU-Projekt "REPurpose" beteiligt ist.

Neue Lösungen gesucht

Die Forscher gehen davon aus, dass sich die jährliche Kunststoffproduktion bis 2035 verdoppeln und bis 2050 vervierfachen wird. Deshalb sollen nun neue Lösungen her. Ein möglicher Ansatz: Nachhaltige Kunststoffe produzieren. Das ist das Ziel des EU-Projekts "REPurpose".  

Dazu werden Kunststoff-Abfälle - etwa Plastikflaschen, Polyesterfasern oder Folien und Abfälle aus regenerativen Quellen, wie Papier, Pappe oder Karton so aufbereitet, dass sie zu einem neuen Kunststoff zusammengesetzt werden können. Der ist dann nicht nur nachhaltig und erdöl-unabhängig, sondern hat auch verbesserte Produkteigenschaften und ist unendlich recyclebar.

Video [aktueller bericht, 03.11.2022, Länge: 4:27 Min.]
EU-Projekt „REPurpose“ will Ressourcennutzung effizienter gestalten

Bakterien wandeln Abfälle um

Die Saar-Uni erforscht beim Projekt den Bereich der Aufbereitung der nachwachsenden Rohstoffe. Dabei werden Bakterien gentechnisch so verändert, dass sie Karton-Abfälle in bestimmte Stoffwechselprodukte umwandeln.

Von den Projektpartnern in Belgien würden Karton-Abfälle in Zucker zerlegt. Dabei entstehe eine honigartige Flüssigkeit. "Die bekommen unsere Bakterien als Nährstoffe, um daraus die Bausteine für die Kunststoffe der Zukunft zu synthetisieren", erklärt Wittmann.

Nach mehreren Prozessen entstehe so eine Vorstufe des Kunststoffs: ein hochreines, weißes Pulver, aus dem Polymere zusammengesetzt werden könnten.

620.000 Euro Förderung

Im "REPurpose"-Projekt arbeiten zehn Partner aus sieben EU-Ländern zusammen. Das Institut für Systembiotechnologie an der Saar-Uni erhält für seine Forschung in den nächsten vier Jahren rund 620.000 Euro.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 03.11.2022 im SR Fernsehen berichtet.

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