HIPS – Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (Foto: SR/Sebastian Knöbber)

Saar-Forscher könnten zu Durchbruch beim Kampf gegen multiresistente Keime beitragen

  20.04.2025 | 12:47 Uhr

Forschende aus dem Saarland haben die Wirkung eines Naturstoff-Antibiotikums entschlüsselt. Es wirkt gleichzeitig auf die Zellmembran von Bakterien sowie deren Fähigkeit zur Produktion von Proteinen. Im Kampf gegen multiresistente Keime könnte diese Entdeckung von großer Bedeutung sein.

Krankheitserreger sind immer resistenter gegen Antibiotika. Eine Studie aus dem vergangenen Herbst kam etwa zu dem Ergebnis, dass bis 2050 mehr als 39 Millionen Menschen an antibiotikaresistenten Keimen sterben könnten. Umso wichtiger ist es, dass Medikamente gefunden werden, die anders wirken als bereits gebräuchliche Antibiotika.

Chlorontil zeigt starke Wirkung gegen Krankenhauskeime und Malaria-Erreger

Einen wichtigen Beitrag dazu könnten nun Forscherinnen und Forscher des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) geleistet haben. Sie haben herausgefunden, wie das Naturstoff-Antibiotikum Chlorontil wirkt: Dieses greift Bakterien anders an als andere Antibiotika. Die Ergebnisse hat das Forschungsteam nun in der Fachzeitschrift Cell Chemical Biology veröffentlicht.

Doch was ist anders an dem Naturstoff-Antibiotikum? Entdeckt wurden die Chlorontilen laut HIPS bereits 2008 im Bodenbakterium Sorangium cellulosum. Bereits damals zeigte die Naturstoffklasse eine starke Wirkung gegen die Krankenhauskeime Staphylococcus aureus und Enterococcus faecium sowie den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum.

Video [aktueller bericht, 16.04.2025, Länge: 3:35 Min.]
Saar-Forscher könnten zu Durchbruch beim Kampf gegen multiresistente Keime beitragen

Naturwirkstoff greift Bakterium auf mehrere Arten an

Nun ist klar: Die Chlorotonile greifen die Erreger „mit einem kombinierten Ansatz“ an. Zum einen destabilisieren sie die Membran des Bakteriums. „Weiterhin hemmen sie zwei Enzyme, die an der Synthese von Zellwand und Proteinen beteiligt sind, teilte das HIPS mit. Das Ergebnis ist, dass die bakterielle Zelle massiv in ihrer Funktion gestört wird und letztendlich der Zelltod einsetzt.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Chlorotonile ein völlig neues Wirkprinzip verfolgen und gleich mehrere kritische Strukturen in der Bakterienzelle angreifen“, sagt Jennifer Herrmann vom HIPS. „Das macht sie zu potenziellen Game-Changern im Kampf gegen multiresistente Keime und eröffnet die Möglichkeit, gezielt nach weiteren Wirkstoffen mit einem ähnlichen Mechanismus zu suchen.“


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