Eine Apothekerin stellt einen Hustensaft für Kinder her (Foto: IMAGO / Marc Schüler)

Wie Apotheken flexibel auf den Medikamentenmangel reagieren

  15.02.2023 | 19:03 Uhr

Das Problem der Lieferengpässe bei Fieberarzneimitteln und anderen Medikamenten besteht schon länger. Auch im Saarland versuchen Apotheken, Ärzte, Krankenkassen und das zuständige Ministerium Lösungen zu finden, damit Patienten mit Alternativen versorgt werden können. Es sei auf allen Seiten Flexibilität gefragt, sagt der Apothekerverein.

Lieferengpässe bei paracetamol- und ibuprofenhaltigen Fertigarzneimitteln sind schon länger ein Problem. Aktuell hat sich die Lage zwar bei Fiebersäften und Zäpfchen mit Ibuprofen etwas entspannt, aber: "Säfte mit Paracetamol sind weiterhin so gut wie gar nicht zu bekommen", berichtet Susanne Koch, Vorsitzende vom Apothekerverein Saarland.

Besonders dramatisch sei die Lage bei verschiedenen Antibiotika wie beispielsweise Amoxicillin und Penicillin. Diese seien prakisch nicht zu bekommen.

Alternative Selbstherstellung

Bestimmte Arzneimittel wie Fiebersäfte und Zäpfchen können von den Apotheken selbst hergestellt werden. In der Vergangenheit war das immer an recht enge Vorgaben geknüpft, berichtet Susanne Koch. Doch inzwischen ist man hier flexibler.

Die Apotheken haben nun die Möglichkeit, besser auf Lieferengpässe zu reagieren: Wenn der Arzt beispielsweise ein Fertigarzneimittel auf das Rezept geschrieben hat, dieses aber nicht verfügbar ist, dürfen Apotheken eine selbst hergestellte Rezeptur an den Kunden abgeben. "Das war früher so nicht möglich."

Wer ein selbst hergestelltes Fieber-Arzneimittel ohne vorherigen Arztbesuch in der Apotheke kaufen möchte, etwa weil er sich oder dem fiebernden Kind den Gang zum Arzt ersparen will, bekommt es auch ohne Rezept. Allerdings seien die Kosten dann etwas höher als bei den Fertigarzeimitteln.

Viele Absprachen notwendig

Generell sei momentan immer viel Absprache zwischen Apotheken und Ärzten notwendig, berichtet Apothekerin Koch. Man telefoniere täglich mit diversen Ärzten, um gemeinsam Alternativen zu nicht lieferbaren Medikamenten zu finden. Das sei nicht immer einfach und erfordere von allen Seiten viel Flexibilität.

Video [SR Fernsehen, (c) SR, 26.01.2023, Länge: 04:36 Min.]
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Auch die Politik hat das Problem längst erkannt. Im Saarland hatte das Gesundheitsministerium jüngst einen Runden Tisch von Krankenkassen, Apotheken und Ärzten veranstaltet bei dem noch einmal vereinbart wurde, die vereinfachten Abgaberegeln bis Ende Februar (28.2.2023) beizubehalten.

"Durch diesen Schritt wurde den Apotheken die erforderliche Flexibilität eingeräumt, um Lieferengpässen effektiv und unbürokratisch entgegenwirken zu können," so Gesundheitsminister Magnus Jung. "Dennoch bleiben grundsätzliche Reformen bei der Arnzeimittelversorgung durch die Bundespolitik notwendig."


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