Ein Böller, der gerade angezündet wird (Foto: dpa)

Wenn Böller lebensgefährlich werden

  28.12.2022 | 20:31 Uhr

Für viele Menschen gehört ein zünftiges Feuerwerk noch immer zu einem gelungenem Jahreswechsel dazu. Nicht selten werden aber auch Böller unbekannter Herkunft oder mit mangelnder Verarbeitung gekauft. Und das kann lebensgefährliche Folgen haben. Der Zoll warnt vor den Gefahren.

Dass Feuerwerk nicht nur Spaß machen kann, sondern unter Umständen auch lebensgefährlich sein kann, ist nicht neu. Jedes Jahr kommt es zu folgenschweren Unfällen, wie etwa in der Silvesternacht 2021/22, als ein Mann in Nordrhein-Westfalen ums Leben kam, weil er mit vermeintlich selbst gebauten Böller hantierte.

Video [aktueller bericht, 28.12.2022, Länge: 3:19 Min.]
Feuerwerk – lästige Tradition oder Muss?

Doch nicht nur die Knallkörper der Marke Eigenbau können gefährlich sein. Das Hauptzollamt Saarbrücken weist darauf hin, dass in den Tagen vor Silvester häufig Feuerwerkskörper unbekannter Herkunft oder mit mangelnder Verarbeitung angeboten und eingeführt würden. „Im schlimmsten Fall hat die Verwendung dieser Raketen und Knaller lebensgefährliche Folgen für Gesundheit und Leben“, teilte der Zoll mit.

Strafrechtliche Konsequenzen

Zudem sei auch mit strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Denn die Einfuhr von „nicht konformitätsbewertetem und nicht mit dem CE-Kennzeichen versehenem Feuerwerk“ sei nach dem Sprengstoffgesetz verboten und strafbar. Das gelte auch, wenn die CE-Kennzeichnung gefälscht sein sollte. „Es wird stets ein Strafverfahren eingeleitet, die Feuerwerkskörper werden beschlagnahmt oder sichergestellt.“

Außerdem ist laut Zoll bereits für bestimmte Feuerwerkskörper der Kategorie F2 (z. B. Blitz-Knallsätze) eine besondere sprengstoffrechtliche Erlaubnis erforderlich. Für Feuerwerk der Kategorien F3 und F4 ist diese stets ohne Ausnahme erforderlich.

"Verlust von Gliedmaßen und Augenlicht"

"Nicht konformitätsbewertetes Feuerwerk ist äußerst gefährlich und kann mit extremen Risiken verbunden sein. Selbst bei vorsichtiger Verwendung können diese Feuerwerkskörper zu schlimmen Verletzungen, wie Verbrennungen, Verlust von Gliedmaßen und Augenlicht oder Verätzungen führen“, ergänzt Maike Ames vom Hauptzollamt Saarbrücken. Der Zoll rät daher dringend, nur konformitätsbewertetes und mit dem CE-Kennzeichen versehenes Feuerwerk zu kaufen.

Kein Alkohol vorm Böllern

Auch die Mediziner warnen vor Feuerwerkskörpern - Unfallchirurgen haben an Neujahr immer viel zu tun. Ihre dringende Empfehlung: Alkohol erst nach dem Feuerwerk und Finger weg von selbst gebastelten Böllern. Die können unkontrolliert in die Luft gehen.

Handchirurg Prof. Dr. Christof Meyer berichtet aus Erfahrung: "Da haben wir dann häufig, dass die in der Hand explodieren und verheerende Verletzungen hinterlassen. Das bedeutet für Betroffene ganz klar einen Einschnitt in das Leben." Selbst wenn man Finger wieder replantieren könne, verblieben oft Funktionseinschränkungen.

Haus- und Wildtiere geraten in Panik

Komplett gegen Feuerwerk an Silvester sind die Mitglieder der Tierschutzorganisation Peta, die in Saarlouis und Saarbrücken am Mittwochnachmittag auf die Straße gegangen sind. Sie haben gegen das Abbrennen von Feuerwerk an Silvester demonstriert. Die Böllerei setze Tiere stark unter Stress. Insbesondere Wildtiere gerieten häufig in Panik.

Aber auch für Menschen seien die Böller oft problematisch: „Insbesondere Menschen mit Gewalterfahrung, Kriegsflüchtlinge, die hierher kommen werden regelmäßig durch Feuerwerk wieder retraumatisiert, weil es sie stark an die Kriegszustände zuhause erinnert“, sagt Noah Heinz von der Organisation. Laut einer von Peta selbst in Auftrag gegebenen Umfrage von 2018 sind 58 Prozent der Bevölkerung gegen Feuerwerk an Silvester. Bei den befragten Frauen waren es sogar fünfundsechzig Prozent.

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