31 Jahre nach einem Brandanschlag auf ein saarländisches Asylbewerberheim hat am 16.11.2022 in Koblenz ein Mordprozess gegen einen heute 51-jährigen Angeklagten begonnen. (Foto: picture alliance/dpa | Thomas Frey)

Zeuginnen im Yeboah-Prozess können sich an vieles nicht mehr erinnern

Thomas Gerber   29.11.2022 | 17:18 Uhr

Im Prozess um den tödlichen Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in Saarlouis sind am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Koblenz die ersten Zeuginnen vernommen worden. Zwei Polizistinnen haben ausgesagt. Sie waren 1991, damals noch als Polizeianwärterinnen, in die Ermittlungen vor Ort eingebunden.

Gleich die Vernehmung der ersten beiden Zeuginnen machte deutlich – mehr als 30 Jahre nach der Tat stößt die Beweisführung schnell an ihre Grenzen. Die Erinnerung ist verblasst. So konnten sich die beiden Polizistinnen an vieles nicht mehr erinnern.

Und das, obgleich es gerade für sie als Berufsanfängerinnen ein einschneidendes Erlebnis gewesen sein musste. So hatte eine von ihnen unter anderem eine erste Leichenschau miterleben müssen. Die Körperoberfläche von Samuel Yeboah war zu 100 Prozent verbrannt. Fotos, die am Dienstag in Koblenz gezeigt wurden, wirkten auf viele im Gerichtssaal noch immer schockierend.

Trotzdem waren den beiden Beamtinnen Vernehmungen von Nachbarn der Asylbewerberunterkunft, an denen sie damals beteiligt waren, nicht mehr präsent. Die gerichtliche Wahrheitsfindung in Koblenz wird schwierig – allein schon wegen des zeitlichen Abstands.

Nebenklage stellte ersten Beweisantrag

Zum Ende des dritten Prozesstages schaltete sich zudem die Nebenklage ein und stellte einen ersten Beweisantrag. Die Vertreter der Opfer wollen zwei Experten zu den rechten Übergriffen in Hoyerswerda befragen. Damit wollen sie die These der Verteidigung entkräften, dass in der Tatnacht, dem 19. September 1991, die Übergriffe im Osten in Saarlouis noch gar kein Thema gewesen sein könnten.

In Hoyerswerda, so der Verteidiger von Peter S., seien nämlich erst am 20. September Brandsätze auf Asylbewerberunterkünfte geflogen. Einen Tag zuvor aber, am 19. September, sollen sich laut Anklage Peter S. und zwei weitere Neonazis in einer Kneipe getroffen und bereits über Hoyerswerda gesprochen haben.

So etwas wie da müsse auch mal hier in Saarlouis geschehen, seien die drei Neonazis überein gekommen. Nach dem Kneipenbesuch soll Peter S. dann allein zur Asylbewerberunterkunft nach Fraulautern gegangen sein. Im Treppenhaus soll er dann den verheerenden Brand gelegt haben, bei dem der ghanaische Flüchtling Samuel Yeboah ums Leben kam.

Mehr zum Thema

Die Podcast-Serie zum Mordprozess
Der Fall Yeboah – Rassismus vor Gericht
1991 stirbt Samuel Yeboah durch einen Brandanschlag auf die Asylunterkunft in Saarlouis. Erst über 30 Jahre später wird der Mord als rassistisch motivierte Tat verfolgt und steht möglicherweise vor der Aufklärung. Warum erst jetzt? Dieser Frage gehen die SR-Journalistin Lisa Krauser und ihre beiden Kollegen Thomas Gerber und Jochen Marmit in einem mehrteiligen Podcast nach.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 29.11.2022 berichtet.


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