Die Richterbank eines Saals im Landgericht.  (Foto: picture alliance/dpa | Oliver Dietze)

Opfer mehrfach um viel Geld gebracht

Caroline Uhl   31.05.2022 | 15:20 Uhr

Im Betrugsprozess um gezinkte Online-Finanzportale ist am vierten Verhandlungstag ein besonders schlimmes Schicksal zur Sprache gekommen. Wie ein Ermittler im Zeugenstand berichtete, hatte sich ein Mann das Leben genommen, nachdem ihm klar wurde, dass er offenbar mehrfach auf Betrüger hereingefallen war.

Der Mann aus Nordrhein-Westfalen hatte 180.000 Euro bei der mutmaßlich gezinkten Trading-Plattform Option888 eingezahlt. So berichtet es am Dienstag ein Ermittler im Zeugenstand am Saarbrücker Landgericht.

Nachdem das Geld verloren war, habe sich ein anderes Unternehmen bei dem Kunden gemeldet und eine sogenannte „Rückgewinnungshilfe“ angeboten. Konkret habe man dem Mann zugesagt, seinen Verlust zurückzuholen. Dafür aber müsse er erneut eine niedrige sechsstellige Summe investieren.

Masche läuft weiter

Von Freunden und Familie habe dieser sich dann das verlangte Geld geliehen. Offenbar nachdem ihm bewusst wurde, dass auch dieses Geld weg ist, habe er sich im vergangenen Jahr das Leben genommen.

Die Masche mit der angeblichen „Rückgewinnungshilfe“ laufe bis heute weiter, berichtet der Ermittler noch.

Die Rolle des Angeklagten

Ein weiteres Thema am vierten Prozesstag war die Rolle des in dem Prozess angeklagten Azem S. im System mit den Trading-Portalen. Der heute 29-Jährige soll gemeinsam mit einem Kompagnon über mehrere Jahre hinweg ein großes Callcenter im Kosovo geleitet haben.

Laut Anklageschrift haben von dort aus Telefon-Agenten die Kunden kontaktiert und systematisch zu immer mehr Einzahlungen bei den Online-Portalen verleitet – immer in dem Wissen, dass Anleger über die Trading-Portale um ihr Geld betrogen werden.

Laut Anklage hatte der Angeklagte Personal für die Callcenter rekrutiert, eingestellt, geschult und kontrolliert. Der jüngsten Aussage des Ermittlers zufolge machte S. häufig auch die Zuordnung von Agenten und Kunden.

Vorgänge mit dem eigenen Login

Zudem könnte er mehrfach im direkten Umgang mit den Kunden Hand angelegt haben. So fand der Ermittler nach eigener Aussage eine Reihe von Vorgängen, die mit den internen Login-Daten des Angeklagten getätigt worden waren: Wie der Beamte erläuterte, wurden Kunden mehrfach über das Profil des Angeklagten Boni gewährt und einige Male auch Einzahlungslimits aufgehoben.

Der Verteidiger des Angeklagten wies darauf hin, dass technisch jeder, der die Login-Daten des Angeklagten kannte, solche Aktionen hätte durchführen können. Am Mittwoch wird der Prozess fortgesetzt.

Beratung und Hilfsangebote

Telefonisch:

  • Krisentelefon der Kinder-und Jugendpsychiatrie der Uniklinik: 06841 16 14000
  • Telefonseelsorge und Beratungsstelle Saar: (0800) 111 0 111
  • Nummer gegen Kummer für Kinder und Jugendliche: (0800) 116 111 oder 111 0 333
  • Saarländisches Bündnis gegen Depression: (0681) 40310-67/42
  • Kontakt und Informationsstelle für Selbsthilfe im Saarland: (0681) 9602130

Weitere Informationen im Netz unter:
www.uniklinikum-saarland.de
www.startyourway.de

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten vom 31.05.2022 berichtet.

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