Bislang 16 Verfahren wegen Betrug mit Coronatests
Der Skandal um falsche Abrechnungen in Corona-Testzentren im Saarland weitet sich aus. Inzwischen laufen dazu 16 Verfahren. Die Kassenärztliche Vereinigung befasst sich mit der Aufarbeitung des Betrugs.
Der Schaden beim Betrug mit Coronatests geht in die Millionen und ein Ende scheint nicht absehbar. Im Saarland sind laut Kassenärztlicher Vereinigung (KV) inzwischen 16 Verfahren bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Bei der KV ist eine ganze Abteilung – insgesamt zwölf Personen – mit der Aufarbeitung des Betrugs beschäftigt.
Dreister Betrug in St. Ingbert
Der Betrug läuft dabei teilweise sehr dreist ab. Der bislang dreisteste Fall, der Robin Schmelzer von der KV untergekommen ist, ist der eines 22-Jährigen St. Ingberters, der innerhalb von fünf Monaten in seinen beiden Mini-Testzentren die 40.000 Einwohnerstadt angeblich zwei Mal komplett durchgetestet und dafür eine gute Million Euro von der KV kassiert hatte.
Aber es gibt noch weitere Ausreißer: In den eingereichten Unterlagen tauchen bei manchen Testzentren mutmaßliche getestete Personen auf, die alle am gleichen Tag Geburtstag haben, Straßennamen sind immer die gleichen, Tester haben angeblich im Sekundentakt Abstriche genommen. Außerdem melden sich bei Schmelzer Betreiber von Testzentren, die offenbar inzwischen kalte Füße bekommen haben und ihre offensichtlich überhöhten Abrechnungen korrigieren wollen.
Aufwändige Prüfung
Gut 300 Prüfverfahren wurden inzwischen bei der KV durchgeführt, 16 Mal hat die KV die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Die berichtete zuletzt von zwei Millionen Euro Schaden.
Zwar bekommt die KV für ihre Stichproben rund drei Prozent der abgerechneten Summe, aber die schwarzen Schafe zu finden, gestaltet sich schwierig. Dafür müssen zahlreiche Ordner mit ellenlangen Listen von Getesteten durchgesehen werden.
"Wenn das 10.000 bis 20.000 Tests im Monat waren, dann sind das 10.000 bis 20.000 Papierdokumente, die wir händisch prüfen müssen. Das können Fotografien sein von Testungen, die durchgeführt wurden, bis hin zu Listen. Die Prüfung ist sehr vielfältig und sehr, sehr aufwändig", so Schmelzer.
Hauptmann weist Vorwürfe gegen KV zurück
Vorwürfe, dass die KV bei der Kontrolle geschlampt habe, weist KV-Chef Gunther Hauptmann zurück.
"Im ersten halben Jahr durften wir überhaupt nicht prüfen. Anschließend durften wir nur bestimmte Sachverhalte prüfen, auch nur zwei Prozent der Stichprobe, erstmal nur eins, dann zwei Prozent." Darüber hinaus dürfe die KV gar nicht aktiv selbst prüfen, sondern nur auf Hinweise aus der Bevölkerung, von Gesundheitsämtern oder der Staatsanwaltschaft.
Über dieses Thema hat auch die SR 3-"Region am Mittag" am 19.10.2022 berichtet.