Trierer Dom (Foto: picture alliance / Peter Schickert | Peter Schickert)

Vorwürfe gegen Friedrichsthaler Priester weiten sich aus

  17.04.2023 | 16:05 Uhr

Im Fall des Friedsrichsthaler Priesters, der jahrzehntelang sexuellen Missbrauch betrieben haben soll, gibt es Hinweise auf weitere Vorfälle. Unter anderem soll der Mann ein Doppelleben in Afrika geführt haben. Das Bistum Trier will nun eine unabhängige Kontaktstelle für Betroffene einrichten.

In der vergangenen Woche war ein weiterer Missbrauchsfall im Bistum Trier bekannt geworden. Ein inzwischen verstorbener Priester aus Friedrichsthal soll über Jahrzehnte vor allem Jungen und junge Männer sexuell missbraucht haben. Seine Taten wurden auf Fotos und Videos festgehalten.

Hinweise auf Doppelleben in Afrika

Der Fall habe Ausmaße, die den heute Verantwortlichen im Bistum Trier bislang nicht bekannt gewesen seien, teilte das Bistum am Montag mit. Am Wochenende hätten sich zudem Hinweise auf weitere Vergehen des Priesters ergeben. Er soll unter falschem Namen ein Doppelleben in Afrika geführt haben.

Außerdem gebe es Hinweise auf Vorwürfe, die über die bereits bekannten aus den 1960er und 1970er Jahren hinausgingen. Es sei nun deutlich geworden, dass es nicht ausreiche, wenn sich nur die Unabhängige Kommission mit dem Fall befasse.

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Audio [SR 3, (c) SR 3, 18.04.2023, Länge: 05:25 Min.]
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Bistum will unabhängige Kontaktstelle für Betroffene

Stattdessen will das Bistum Trier zusätzlich mit dem saarländischen Bildungsministerium in Kontakt treten, um zu klären, ob eine gemeinsame unabhängige Kontaktstelle für mögliche Betroffene eingerichtet werden könne. Das Bildungsministerium hatte am Wochenende angekündigt, eine entsprechende Stelle einzurichten.

Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) hatte in diesem Zusammenhang das Bistum Trier scharf kritisiert. Klare Worte gab es auch vom Verein der Missbrauchsopfer im Bistum, "MissBit".

Der Verein hatte personelle Konsequenzen gefordert. Konkret soll der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission des Bistums, Gerhard Robbers, zurücktreten - oder aus dem Amt entlassen werden. Der Generalvikar des Bistums Trier, Ulrich Graf von Plettenberg, wolle nun das Gespräch mit Herrn Robbers suchen, um eine Einordnung vorzunehmen.

Betroffene können sich an das Bistum wenden

In der Zwischenzeit bittet das Bistum mögliche Betroffene sich an die entsprechenden Ansprechpartner beim Bistum zu wenden. Wer weitere Hinweise habe, könne diese ab 18. April auch per Mail an das Bistum senden unter intervention@bistum-trier.de. Zudem werde geprüft, wie mögliche Betroffene in Afrika erreicht werden könnten.

Folgende berufliche Stationen hatte der Priester nach Angaben des Bistums inne:

  • Ab Juli 1961 Kaplan in Saarbrücken St. Johann
  • Ab August 1963 Kaplan in Saarlouis-Roden Maria Himmelfahrt
  • Ab Juli 1965 Kaplan in Bitburg St. Peter
  • Ab August 1966 Religionslehrer am Neusprachlichen Gymnasium in Hermeskeil und Subsidiar in Hermeskeil St. Martin
  • 1970-1982 Studentenseelsorger des Cartellverbandes der Deutschen Kath. Studentenverbindung (CV) auf Bundesebene
  • Ab Dezember 1970 Beurlaubt zum Studium an der Universität Köln
  • Ab April 1971 Hausgeistlicher in Leverkusen (Opladen)
  • Ab August 1973 Religionslehrer am Privaten Katholischen Gymnasium Marianum in Leverkusen (Opladen)
  • Ab November 1974 Dozent am Religionspädagogischen Institut des Erzbistums Köln
  • Ab August 1979 bis August 1999 Religionslehrer am Staatlichen Max-Planck-Gymnasium Saarlouis

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