Ein Kind liegt krank im Bett. (Foto: IMAGO / Westend61)

Antibiotika-Engpässe machen sich auch in Kinderklinken bemerkbar

  09.05.2023 | 18:44 Uhr

Antibiotika wie beispielsweise Penicillin sind derzeit auch im Saarland Mangelware. Die Kinderkliniken stellt das zunehmend vor Probleme. Wie eine SR-Umfrage ergab, häufen sich Fälle, in denen Kinder ins Krankenhaus müssen, weil die verfügbaren Medikamente nicht ausreichend helfen.

Auch die Kliniken im Saarland sind von dem aktuellen Antibiotika-Engpass für Kinder betroffen. Das hat eine SR-Umfrage ergeben.

Wenn Alternativpräparate versagen

In der Marienhausklinik St. Elisabeth in Saarlouis werden nach Klinikangaben inzwischen häufiger Kinder stationär aufgenommen, weil bei ihnen die Antibiotika-Therapie mit einem Alternativpräparat versagt hat.

Häufig müssten die niedergelassenen Kinderärzte ihren Patienten das Antibiotikum verschreiben, das gerade auf dem Markt vorhanden ist. Sie könnten nicht, wie üblich, das für die Infektion am besten passende Antibiotikum wählen.

"Wenn das verschriebene Antibiotikum dann nicht ausreichend hilft, wird das Kind stationär eingewiesen", berichtet Astrid Oertel, Pressesprecherin der Marienhausklinik St. Elisabeth. Das komme momentan ein- bis zweimal pro Woche vor.

Weiterhin Medikamtenengpässe im Saarland
Audio [SR 3, Studiogespräch: Simin Sadeghi / Steffani Balle, 10.05.2023, Länge: 04:00 Min.]
Weiterhin Medikamtenengpässe im Saarland

Homburg weicht auf intravenöse Therapie aus

Am Universitätsklinikum in Homburg muss manchmal sogar auf intravenöse Therapiemöglichkeiten zurückgegriffen werden, weil Antibiotika zum Schlucken fehlen, berichtet Pressesprecher Christian Schütz. Aber diese intravenösen Antibiotika seien ebenfalls von Lieferengpässen betroffen.

"Auf den Stationen müssen wir täglich aufgrund des Versorgungsmangels Therapiepläne anders gestalten als gewünscht. Das heißt, dass entsprechend den Leitlinien die primär angesetzten medikamentösen Therapien teilweise nicht möglich sind und stattdessen auf eine alternative Therapie ausgewichen wird", so Schütz. Die Folgen könnten beispielsweise eine schlechtere Verträglichkeit sein.

Klinikum Saarbrücken importiert Ware

Ähnliches berichtet auch das Klinikum Saarbrücken. Auch hier ist die Lage angespannt. 90 Prozent der Antibiotika in Saftform seien nicht lieferbar.

"Unsere Apotheke stellt zum Teil selbst Säfte her, aber damit können die Lücken nicht umfänglich geschlossen werden", so Kliniksprecherin Laura Stoffel. "Wir importieren auch verschiedene Antibiotika aus dem Ausland, dies zu Preisen, die teilweise um das 20-fache höher sind als auf dem deutschen Markt."

In der Vergangenheit hatten bereits die niedergelassenen Ärzte und die Apotheken im Saarland immer wieder über den Antibiotika-Engpass geklagt.  

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 10.05.2023 berichtet.


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