Cybergrooming – wenn Kinder im Netz zu Opfern werden
Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland werden Opfer von sexuellem Missbrauch im Internet. Das sagten Kinder und Jugendliche der Landesanstalt für Medien NRW. Wie die Situation im Saarland ist und worauf Eltern achten sollten.
„Mach doch mal ein hübsches Foto von dir in Unterwäsche“ – so oder so ähnlich könnte sich ein typisches Cybergrooming-Gespräch entwickeln. „Cybergrooming“ bedeutet, dass erwachsene Personen im Internet gezielt Minderjährige kontaktieren, um sexuelle Kontakte anzubahnen.
Eine aktuelle Online-Befragung unter 8- bis 17-Jährigen der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen zeigt, dass junge Menschen immer öfter Erfahrung mit Cybergrooming machen und so in sexualisierte Gespräche oder Handlungen verwickelt werden.
Fast ein Viertel der Befragten betroffen
Rund ein Viertel der insgesamt 2002 befragten Kinder und Jugendlichen aus ganz Deutschland gaben an, schon einmal Opfer von Cybergrooming geworden und zu einem Treffen aufgefordert worden zu sein.
Besonders in der Gruppe der 8- bis 9-Jährigen sind die Zahlen gestiegen: Jedes fünfte Kind berichtete, schon einmal sexuellen Missbrauch im Internet erfahren zu haben.
Cybergrooming auch im Saarland Thema
Im Saarland werden die Fälle von Cybergrooming wie in allen Bundesländern nicht gesondert registriert, sagt Polizeisprecher Stephan Laßotta, sondern fallen unter den Paragrafen 176 StGB „Sexueller Missbrauch von Kindern“. Die polizeiliche Kriminalstatistik des Saarlandes erfasste für das vergangene Jahr 116 Fälle – das sind ein Drittel weniger registrierte Fälle als im Jahr 2020.
Trotzdem vermutet Karin Bickelmann, Leiterin der Abteilung Medienkompetenz der Landesmedienanstalt Saarland, dass die Anzahl der Fälle von Cybergrooming gestiegen ist.
Als einen wichtigen Grund nennt sie die Corona-Pandemie: "Während Corona waren viele Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen und gleichzeitig von ihren sozialen Kontakten ausgeschlossen". Einige Kinder erhielten zu dieser Zeit auch erstmals Zugang zum Internet oder verbrachten sehr viel Zeit im Netz, ohne dass Eltern eine Kindersicherung auf dem Computer einrichteten.
Die Ergebnisse der Befragung zeigten aber auch, dass die Aufklärungsarbeit wirke. Je mehr junge Menschen für dieses Thema sensibilisiert werden, desto mehr verstehen auch, wenn Erwachsene im Netz Grenzen überschreiten, sagt Bickelmann: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Dunkelziffer geringer wird. Trotzdem sind diese hohen Zahlen an Betroffenen natürlich schlimm“.
Das können Eltern zum Schutz tun
Das Landespolizeipräsidium Saarland empfiehlt Eltern, ein Auge auf die Internetnutzung ihrer Kinder zu behalten und darauf, was sie im Internet von sich preisgeben. Kinder sollten so wenig private Fotos und Videos wie möglich veröffentlichen. Bei verdächtigen Kontakten oder Chats sollten Erziehungsberechtigte umgehend die Polizei verständigen.
Prävention so früh wie möglich beginnen
Karin Bickelmann spricht sich außerdem dafür aus, dass das Thema Sicherheit im Netz so früh wie möglich thematisiert werden sollte – am besten schon ab der 1. Klasse in der Schule. Auch Eltern sollten sich besser informieren, da viele von ihnen meist hilflos seien, wenn es um die Internetnutzung ihrer Kinder gehe.
Die LMS bietet regelmäßig Online-Elternabende an, wo Eltern Fragen rund um das Thema Medienerziehung stellen können. Der nächste Online-Elternabend findet am 7. Dezember unter dem Thema „Medienwelt heute“ statt.
Auch an Schulen werden Lehrkräfte sensibilisiert: Die AG Cybermobbing unterstützt saarländische Schulen mit verschiedenen Bausteinen, über Cybermobbing und andere Gefahren im Internet aufzuklären.