Bündnis für legalen Abtreibungszugang gegründet
Der Bundestag hat im Juni dieses Jahres das so genannte „Werbeverbot“ für Schwangerschaftsabbrüche gekippt. Das Thema Abtreibung ist gesellschaftlich nach wie vor umstritten. Das neu gegründete Bündnis für Reproduktive Selbstbestimmung Saar wirbt für die freie Entscheidung über den eigenen Körper.
Eine Abtreibung ist in Deutschland noch immer illegal – sie wird nur unter bestimmten Voraussetzungen nicht bestraft.
Im Saarland haben mehrere Organisationen das Bündnis für Reproduktive Selbstbestimmung Saar gegründet. Am internationalen Aktionstag für sicheren und legalen Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen stellte das Bündnis nun seine Ziele vor.
Die Organisationen wollen darüber informieren, dass die freie Entscheidung über den eigenen Körper ein Recht ist. Dazu gehöre sowohl die Entscheidung ein Kind zu bekommen – als auch, eine Schwangerschaft abzubrechen.
Bündnis will aufklären
Bei dem Bündnis dabei sind unter anderem das Adolf-Bender-Zentrum, das Frauenbüro der Landeshauptstadt Saarbrücken und die Alt-Katholische Pfarrgemeinde an der Saar – eine unabhängige Reformkirche. Deren Pfarrer Thomas Mayer sagte dem SR: "Es ist uns wichtig zu zeigen es gibt auch Gemeinden, die das anders sehen."
Was den Bündnispartnern wichtig ist: Es geht nicht darum zu verurteilen, dass Menschen Schwangerschaftsabbrüche aus religiöser Überzeugung persönlich ablehnen. Stattdessen wolle man zeigen, dass es Gruppen gibt, die die Religion und das Thema Abtreibung ausnutzen, um antidemokratische Ziele voranzubringen.
Pius-Brüder in Saarbrücken aktiv
In Saarbrücken fällt beispielsweise immer wieder die Pius-Bruderschaft auf, die sich aktiv gegen Abtreibungen einsetzt. Die katholische Priestervereinigung gilt als extrem konservativ und anti-modern. Jedes Jahr demonstriert sie vor dem Sitz von ProFamilia in Saarbrücken.
Allerdings könnte da noch mehr dahinter stecken als bloß religiöse Überzeugung, sagt Heike Mißler vom Lehrstuhl für Geschlechterforschung an der Uni des Saarlandes. "Teilweise haben wir auch Fotos von Märschen wo man die Piusbrüder neben Politikern der NPD aus dem Saarland laufen sieht ."
In der Vergangenheit haben auch verschiedene Soziologen und Politikwissenschaftler auf die antidemokratischen Tendenzen der Piusbrüder und deren Verbindungen in die rechtsextreme Szene hingewiesen. Die Piusbrüder selbst beteuern, extremistische Ideologien abzulehnen – und sehen sich in Fällen wie dem oben genannten selbst als Opfer politischer Instrumentalisierung.
Auf SR-Anfrage teilte ein Sprecher schriftlich mit: „Die Piusbruderschaft ist keine politische, sondern eine religiöse Gemeinschaft. Dennoch ist es in der Vergangenheit in einzelnen Fällen dazu gekommen, dass Politiker versucht haben uns zu instrumentalisieren, um zum Beispiel eine Bühne zu haben.“*
15. Oktober nächste Aktion
Am 15. Oktober könnte sich die gesellschaftliche Debatte über Schwangerschaftsabbrüche einmal mehr in der Saarbrücker Heinestraße konzentrieren: Dann haben die selbsternannten Lebensschützer ihren diesjährigen Marsch angekündigt.
*Der Beitrag wurde nach Eingang der Stellungnahme der Piusbruderschaft am 29.09.2022 aktualisiert und um die Stellungnahme ergänzt. Für den Audio- und den Videobeitrag lag die Stellungnahme noch nicht vor. Sie bilden deshalb den ursprünglichen Stand ab.
Über dieses Thema berichtet auch die Region am Nachmittag am 28.09.2022.