Von Adventskränzen und anderen Bräuchen
Tannenzweige zu Adventskränzen binden oder blecheweise Kekse backen – Adventsbräuche gehören mittlerweile fest zur Vorweihnachtszeit. Aber woher kommen diese eigentlich und gibt es einen speziellen Adventsbrauch im Saarland?
Jedes Jahr vor dem Weihnachtsfest beginnt die besinnliche Zeit – oder auch der Stress, alle Adventsbräuche in einem Monat unterzubringen. Der Adventskranz muss besorgt, der Stollen gebacken und der Adventskalender für die Kinder befüllt werden. Aber was sind eigentlich Bräuche?
Was sind Bräuche?
„Bräuche sind im einfachsten Sinne ritualisierte Handlungen, die entweder Übergänge begleiten oder auf eine bestimmte Zeit vorbereiten – wie jetzt in der Weihnachtszeit“, erklärt die Kulturanthropologin Barabara Krug-Richter von der Universität des Saarlandes.
Seit dem 19. Jahrhundert bereiten Adventsbräuche die Menschen auf das Weihnachtsfest vor, das damit mehr und mehr zu einem Familienfest wird. Das hing vor allem damit zusammen, dass ab dieser Zeit das Fest an sich verweltlicht wurde, sagt Krug-Richter: „Die Reformation, die im 16. Jahrhundert beginnt, hatte einen zentralen Einfluss auf diese Verschiebung.“
Woher kommt der Adventskranz?
Für die meisten Bräuche ist es schwer, ein genaues Datum der Entstehung festzusetzen. So lässt sich auch nicht sagen, wer den Adventskranz erfunden hat. Allerdings gibt es schon im Mittelalter einige Zeugnisse dafür, dass die Kirchen mit Grün geschmückt wurden, erklärt die Kulturanthropologin. „Der erste wirkliche Beleg stammt aus dem Rauhen Haus in Hamburg, das war im 19. Jahrhundert ein Waisenhaus.“
Der Kranz hing damals noch unter dem Kronleuchter und hatte auch nicht nur vier, sondern 23 Kerzen für jeden Tag vor Weihnachten. Die Kinder im Waisenhaus fragten den Oberlehrer Johann Hinrich Wichern in der Vorweihnachtszeit ständig, wie lange es noch bis Weihnachten dauert – mit seiner Idee wollte er den Kindern das Warten erleichtern.
Als sich der Adventskranz schließlich weiter verbreitete, beschränkte man sich aus Platzgründen auf die vier Kerzen, die wir heute noch kennen. Damals wurde der Kranz auch als pädagogisches Mittel verwendet, erklärt Barbara Krug-Richter. So durften zum Beispiel nur die braven Kinder die Kerzen auspusten. Diese pädagogische Komponente hatten viele Adventsbräuche – man denke etwa an Knecht Ruprecht, der neben dem Nikolaus steht und die unartigen Kinder mit seiner Rute bestraft.
Adventskalender und Co. als pädagogische Mittel
Auch der Adventskalender hat diese pädagogische Komponente, weil sich Kinder bis zum Weihnachtsfest noch gedulden müssen. „So entsteht langsam der Wandel vom wichtigsten christlichen Feiertag, der Geburt Christi, hin zu einem weltlichen Familienfeiertag wie wir ihn heute noch kennen“, sagt Krug-Richter.
Anders als erwartet, ist das Keksebacken ein sehr alter Brauch und geht teilweise schon auf die Frühe Neuzeit zurück. Besonders nach Weihnachten und vor Silvester wurde bestimmtes Gebäck gebacken. Damals waren Kekse und Co. dafür gedacht, das Ende der Fastenzeit einzuläuten, denn früher fasteten die Menschen 40 Tage vor Weihnachten.
Gibt es einen speziellen Adventsbrauch im Saarland?
Auch im Saarland findet man die gängigen Bräuche, um sich auf das Weihnachtsfest einzustimmen. Bei einem saarländischen Fest ist sich die Kulturanthropologin allerdings nicht sicher, ob es sich auch wirklich um einen Brauch handelt – der Heiligmorgen.
Familien und junge Menschen treffen sich am Tag vor Weihnachten vormittags in der Innenstadt von Saarbrücken oder Saarlouis zum Trinken. Der gemeinschaftsstiftende Punkt ist damit wohl erfüllt – aber ob es auch einen tieferen Zweck erfüllt? Viele Saarländer werden dem wahrscheinlich zustimmen. Ob das Fest dieses Jahr nach zwei Jahren Corona wieder stattfindet, steht noch nicht fest.